𝟔 ; Du Idiot

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Jisung.

»Minho!? Hattest du nicht heute morgen mit ihm gesprochen?«, eines der bereits unzähligen Mädchen um mich herum redete weiter auf mich ein; erwähnte den heutigen Zusammenstoß mit dem Jungen und ließ mich augenblicklich erschaudern, als ich den tiefen und undefinierbaren Blick des Brünetten in meinen Gedanken wieder vor mir sah.

Als ein weitere Schülerin zu Wort kam, wurde ich aus meinem kurzen Moment der Erstarrung geholt. Ich blickte um mich herum und musste ganz plötzlich realisieren, dass ich bereits umzingelt war kein Ausweg, um all den Fragen zu entkommen, die plötzlich so unfassbar wichtig erschienen, dass sie selbst den Unterricht völlig ignorierten und hier auf dem Hof mit mir standen, dabei würde die nächste Stunde jeder Zeit beginnen. Es dauerte nur noch einige wenige Minuten; die Pause, in der alle die Zeit hatten zurück in ihre Räume zu torkeln. Bloß fünf Minuten und doch standen sie gerade hier.

Ich schluckte einmal, als ich hilflos versuchte mich irgendwie zurecht zu finden, unter all den unzähligen erwartungsvollen Augen, welche auf mich allein gerichtet waren.

Anfangs, das gab ich zu, da hatte ich auf die oberflächlichen Fragen der Mädchen vielleicht etwas zu offen und selbstbewusst geantwortet, sodass ich an Aufmerksamkeit gewann, doch plötzlich kamen sie schon fast in Scharen zu mir angelaufen und die Situation lief aus dem Ruder. Und Chan? Tja, der war nach seiner Erledigung auch nicht wieder zurückgekommen; wahrscheinlich dachte er sich, ich sei einfach zurück in die Klasse gegangen, schließlich war die Pause um gewesen.

Doch diesem vermutlichen Gedanken des Silberschopfs war nicht so, denn ich stand hier; seine Brotdose mittlerweile so fest umklammert, dass ich sie beinahe durchbrechen könnte, würde ich es darauf anlegen.

Zwar unterschied sich diese Szene nicht großartig von meinem früheren Schulalltag, doch genau jetzt wurde ich überschüttet mit Fragen, die ich schon selbst nicht mehr beantworten konnte. Sie interessierten sich  schließlich nur noch für den Zusammenstoß mit dem Jungen, welcher auf den Namen Minho hörte und wie ich zu diesem stand; es war unschwer zu erkennen, dass dieser einen großen Einfluss auf dieser Schule hatte.
Ich fragte mich was sie alle bloß an ihm fanden...

Und genau in dem Moment, wo meine Gedanken selbst zu dem Brünetten abgedriftet waren, während ich bereits aufgegeben hatte verzweifelt nach einem Entkommen aus der Menge zu suchen, schweifte mein Blick wie ein Wunder zu dessen Person, der ich wohl kaum meine Rettung zugetraut hätte.

Es war der besagte Junge, den ich angerempelt hatte und dieser starrte geradezu äußerst skeptisch in meine Richtung, doch als unsere Blicke sich trafen, schien es als würde alles um uns sich einfach auflösen... verblassen. Als sei die Zeit für einen Moment stehengeblieben und es gab nur noch mich und ihn, am anderen Ende des Platzes.

»Jisung! Hey, jetzt sag doch was!«, ertönte plötzlich wieder eine weibliche Stimme. Auf einmal schien sie wie eine schiefklingende Trompete in meinen Ohren, die ich am liebsten sofort entreißen würde, um sie stillzulegen.

»Ich hab dich was gefragt!«, redete sie weiter und tippte mir ungeduldig auf die Schulter; mein Blick wich sofort von dem Jungen in der Ferne und auf einmal war ich wieder im hier und jetzt angekommen.

Die Augen des Mädchens glühten schon förmlich vor Aufregung, doch anstatt ihrer Frage Interesse zu schenken, schob ich sie vorsichtig nach rechts an die Seite und rief quer durch die ganze Menge:

»MINHO!«

Nichts. Keine Reaktion des Brünetten, den dieser lief nun einfach in die andere Richtung davon; sein Kumpel im Schlepptau.

Ich schnaubte genervt.
Er hatte mich gehört. Und wie er das hatte, und doch hatte er mir eiskalt den Rücken zugekehrt.

Daher blieb mir nichts anderes übrig als nochmal nach ihm zu rufen. Diesmal noch lauter, deutlicher und... provokanter.
Zwar schauten bereits alle zwischen Minho und mir hin und her, doch gleich würden sie noch geschockter gucken.

»HEY! Minho! Ich weiß, dass du mich hören kannst, du Idiot.«

Und genau in dem Moment, als die letzten beiden Worte gefallen waren, blieb der Angesprochene stehen und es wurde plötzlich ganz still. Man hätte selbst einen Ast knacken hören können, so still war es in dem Moment gewesen.

Alle Augen waren zunächst auf mich gerichtet; konnten ihren Ohren nicht trauen, dass ich es wagte den berüchtigten Minho so zu betiteln, dann wanderten sie zu dem Jungen, der mir immer noch den Rücken zugekehrt hatte.

Sein Freund neben ihm drehte sich als erster um und ich konnte sofort ein zweideutiges Grinsen erkennen, was mir wie eine Vorwarnung erschien. Es sollte mir sagen, dass ich gerade eventuell einen Fehler begannen hatte.

Als sich darauf aber auch der Angesprochene umdrehte, schluckte ich und mein Herz fing an schneller zu schlagen mit jedem Schritt, den er plötzlich auch noch in meine Richtung machte.

Bei den Tischtennisplatten angekommen, blieb er gemeinsam mit dem Schwarzhaarigen direkt vor mir stehen. Auf einmal waren alle Menschen um mich herum zur Seite getreten als hätte man sie an die Seite geschubst, und geierten nun auf das neue Szenario, das sich soeben gebildet hatte.

»Bitte, Wie hast du mich gerade genannt?«, die Stimme meines Gegenübers ertönte; sie war skeptisch und provoziert zugleich, jedoch immer noch so ruhig, dass es noch beängstigender war, hätte er einfach losgebrüllt.

Und genau jetzt wusste ich ganz sicher, dass das doch keine so gute Idee gewesen war.


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1 MONTH ・ minsung Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt