Lilly

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Während unserer Unterhaltung bemerkte ich, dass mir die Gegend bekannt vorkam. Lilly führte mich zum gleichen Restaurant, welches Vincent und ich besucht hatten. Und je näher wir kamen, umso ruhiger und wortkarger wurde sie. „Alles okay?", hakte ich vorsichtig nach, als ich ihren starren Blick bemerkte. „J-Ja. Alles gut. Da vorne..."

Sie nickte auf einen blonden Jungen, dessen dunkle, nervöse Augen die Gegend musterten, ehe sie bei uns hielten. Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf seinem kindlichen Gesicht aus, als er zu winken begann. Lilly folgte seiner Geste, wenn auch etwas schüchterner. „Taylor! Hast du... schon lange hier gewartet?"

Die Kleinere verzog entschuldigend das Gesicht, doch der Miene ihres Freundes nach zu urteilen, sorgte sie sich umsonst. „Nein, seit ein, zwei Minuten vielleicht."

Grade, als er sich mir interessiert zuwenden wollte, stellte ich mich vor: „Ich bin Lillys Freundin, Ava."

Er reicht mir die Hand. „Hey, schön dich kennenzulernen. Wollen wir reingehen?"

Mit einem unglaublich merkwürdigen Ziehen in der Magengegend, erwiderte ich die Geste. Ich fühlte mich jetzt schon wie das fünfte Rad am Wagen. „O-Okay...", antwortete Lilly mit einem nervösen Lächeln. Als beide vorgingen und ich den ersten Fuß in das mir bereits bekannte Gebäude setzte, stockte ich. Vielleicht wäre es keine schlechte Idee, jetzt einfach umzudrehen, um wegzulaufen. Als Lilly mich fragte, hatte ich irgendwie gehofft nicht grade essen gehen zu müssen. Nicht schon wieder. Na ja, jetzt war es ohnehin zu spät, also setzte ich meinen Weg fort und folgte den Zwei zu einem Tisch an der Wand. Natürlich setzte ich mich neben die Hybridin, welche mich erwartungsvoll und ängstlich beobachtete. Allerdings spürte ich direkt ein großes Gewicht auf mir lasten, denn scheinbar waren sie sich nicht sicher, worüber sie reden sollten. „Also...", begann ich deshalb nachdenklich. „Ihr zwei kennt euch also aus dem Tierheim, ja? Hilfst du nur aus oder suchst du nach einem Hund für dich?"

Taylor lächelte verlegen, jedoch verschwand die Zurückhaltung im nächsten Moment wieder. „Ich hätte gern ein eigenes Haustier, aber das passt zeitlich leider nicht, weil ich bei meinem Vater wohne. Deswegen gehe ich gern mit den Hunden."

Auf einmal seufzte Lilly schwer. „Das ist so schade, ich finde Celi würde so gut zu dir passen."

Unser Gegenüber machte ein mitleidiges Gesicht und schwieg einen Moment, ehe er schweren Herzens antwortete: „Das stimmt. Wenn sie einen Besitzer findet, wird das schwer für mich. Aber irgendwann, wenn es passt, dann finde ich schon den Richtigen."

Zwar hatte die Hybridin ihre Schüchternheit noch lange nicht abgelegt, aber über ihre Arbeit zu sprechen, schien sie etwas aufzutauen. „Das hoffe ich. Jaroslaw vermisst dich übrigens schon." Taylor lachte leise, ehe er erwiderte: „Typisch. Da komme ich ein paar Tage nicht und er denkt direkt, dass ich ihn vergessen habe."

Kichernd stimmte Lilly ihm zu: „So ist er eben. Zuverlässigkeit ist ihm wichtig."


Es dauerte nicht lange, da kam die Kellnerin und wir bestellten. Taylor schien ein offener, junger Mann zu sein, was es der Hybridin etwas erleichterte. Zwar ebbten die Gespräche immer mal wieder ab, aber ich schaffte es, die richtigen Fragen zu stellen, um Stille zu vermeiden. Allerdings konnte ich zu den Unterhaltungen selbst nicht viel beitragen, weswegen ich mich größtenteils zurückhielt. So stocherte ich schließlich etwas beschämt in meinem Kartoffelgratin herum und gab mein Bestes, um Lilly nicht zur Last zu fallen. Als wir dann fertig waren, bot Taylor sogar an, unser Essen zu bezahlen. Wir verneinten jedoch beide. Zum Glück hatte ich einen Teil meines Gewinnes dabei. „Mir würde das aber wirklich nichts ausmachen", setzte er an. „Ich wohne schließlich noch zuhause und hab das Geld."

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt