Es ist vorbei

3 0 0
                                    


Es war dunkel um mich herum. So dunkel, als würde ich in die weite Unendlichkeit des Universums blicken. Kleine, bunte Partikel stiegen langsam ins Nichts auf, verdichteten sich hin und wieder zu wirbelnden Wölkchen aus Licht. Eigentlich ein wunderschönes, überirdisches Spektakel. Aber in mir blieb es leer. Eine beinahe harmonische Leere. Gleichmäßig atmend, spürte ich mein langsames, pochendes Herz. Ein Zeichen, dass ich noch am Leben war. „Wo bin ich hier...?", hauchte ich in das warme Nichts hinein, nicht wissend, ob mich diese Frage wirklich interessierte. Doch etwas durchschritt diese wohlige Wand der Gleichgültigkeit. Eine tiefe, vibrierende Stimme, die aus allen Richtungen kommen zu schien: „An einem Ort, zwischen den Realitäten."

Angst formte sich versteckt, weit hinter der Harmonie in meinem Inneren. „Warum? Was ist passiert?"

Schwere Stille kehrte ein. Doch grade, als ich die Hoffnung auf Antworten aufgeben wollte, holte mich diese fremde Stimme, wie eine sanfte Welle ein: „Die Seele meines Abkömmlings schlief sehr lange in dir. Du bist meine Tochter, Aither."

Beklemmung schob die wohligen Empfindungen immer weiter hinfort, als ich versuchte, wieder klarer zu mir zu kommen. „Was soll das heißen?", „Du wurdest geboren, um mir in einem Krieg der Vergangenheit beizustehen. Geboren, um zu zerstören. Deswegen gab es keinen Platz mehr für dich, als Frieden geschaffen war."

Wieder pausierte der Fremde, ließ mich weiter hilflos im Netz der Benommenheit zappeln. „Aber ich konnte dich nicht mehr auslöschen, also schickte ich dich schlafen. Doch irgendetwas scheint dich erneut aufgeweckt zu haben."

Wovon spricht er? Je mehr ich versuchte, zu verstehen, wo ich mich aufhielt, desto stärker wurde das schmerzhafte Pochen in meinem Kopf. Ich habe grade gegen meine Mutter gekämpft, bemerkte ich mit einem unangenehmen Schauer, welcher mich kurz erzittern ließ. Und weiter? Der tobende Zorn schlug in unerträgliche Qualen um, ehe alles schwarz geworden war. Bin ich zum Berserker geworden?

„Deine Wut hat diese uralten Kräfte in dir aktiviert. Ich werde sie dieses Mal noch tiefer verschließen müssen."

Plötzlich drückte mir etwas die Kehle zu. Schmerzvoll verengte sich meine Brust, ehe ich eine energiegeladene Vibration auf meiner Haut spürte. Panisch kniff ich die Augen zu, war dieser furchtbaren, überwältigenden Sensation hilflos ausgeliefert. Als würde mein Körper jeden Moment zerbersten, spannte etwas jeden Muskel zum Zerreißen an. Wimmernd presste ich die Zähne aufeinander, ertrug die nun aufsteigende Hitze, welche ungnädig durch meine Adern fegte. „Was soll das? Wer bist du überhaupt?", zischte ich mit einem Mal, aus einem Versuch heraus, den Schmerz zu lindern.

„Ich bin Helios. Wächter des Raumes und Herr des Uranus-Systems."

Die Stimme donnerte nun über mich hinweg, als all diese unerträglichen Empfindungen nachließen. Und mit ihnen, schwand auch mein Bewusstsein Stück für Stück. Immer weiter drang der dichte Nebel in meinem Kopf, während ein surrealer Gedanke sich in meinem Inneren festzubeißen schien: Das hier ist Gott.


Gedämpftes Brennen holte mich ein, als ich auf mein zerstörtes Kampffeld hinab blickte. Auf eine verbissen wirkende Celeste, die entschlossen und abwehrend eine Hand vor sich hielt und zwischen mir und Vincent schwebte, welcher mit großen, weiten Augen in meine Richtung starrte. Ich kann nicht mehr...

Jene Energie, welche mich in der Luft gehalten hatte, war vollends verschwunden. Kraftlos gab ich mich dem freien Fall hin, schloss zitternd die Augen. Den dumpfen Aufprall, welcher mich noch einige Meter weiter schleuderte, spürte ich kaum. Als würde mich eine graue Wand aus Watte umgeben, bemerkte ich nur halb, wie diese völlig zertrümmerten, brennenden Felder sich auflösten.

Azure ☆ Straying BirdWo Geschichten leben. Entdecke jetzt