Kapitel 40

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Es vergingen die Tage. Zitternd, weinend, lachend, aber auch mit Leerläufe. Das Zittern und weinen kam meist davon, wenn es hieß, dass ich wieder duschen musste, es war nicht mehr so schlimm wie am Anfang, doch die Tränen konnte ich trotzdem nicht immer zurückhalten. Aber das war nicht der einzige Grund, welcher mir die Tränen hervorkommen ließ. Ich vermisste mein zu Hause. Ich vermisste meine Familie und meine Freunde. Einfach das normale Leben. Oft lief mir abends, wärend ich wach im Bett lag und alles in mir zur Ruhe kam, die Augenflüssigkeit stumm über die Wangen. Manchmal war es schwer ein schluchzen zu unterdrücken und ich war mir nicht sicher, ob James wach war, wärend ich neben ihn weinte.

Manchmal zog er mich an sich ran und versuchte mich durch seine Nähe zu trosten, doch das klappte nicht wirklich. Klar, es tat gut jemanden zu haben, der einen in den Arm nahm, wenn man es brauchte. Aber wenn diese Person zeitgleich die war, die für alles verantwortlich war, so brachte es einen mehr zum weinen. Am Tag versuchte ich es zu ignorieren, wollte darüber nicht reden und ich war froh, dass der Exhäftling nicht fragte. Er schien zu verstehen. Auch ohne Worte. Ich kam mir so vor, als wäre ich neben ihn ein offenes Buch, wärend er Schlösser an sich trug, die alle nur langsam, wenn überhaupt, geknackt wurden. 

Alexis und Franzi waren seit gut einer Woche hier und hatten vorallem eins, abgenommen. Sie waren zudem auch blasser, hatten Augenringe. Ich wollte mir nicht vorstellen welchen psychischen Schmerz, welchen Stress sie ausgesetzt waren. Aber ich konnte es mir so in etwa vorstellen. Auch wenn ich so einiges erlebt hatte, vorallem was den letzten Monat betraf, so konnte ich mich nicht zu einhundert Prozent in ihre Situiation hineinversetzen. Wer könnte das schon? Jeder reagierte anders und jeder ging anders mit Situationen um.

"Hey."

Aber noch immer stellte ich mir die Frage, wieso das ganze passierte. War es Karma weil ich diese Geschichten geschrieben habe und sie immernoch schreibe? Im gewissen Sinne doch eigentlich schon. Hätte ich nicht diese Geschichten geschrieben, oder eher gesagt, hätte es niemand erfahren, dann wäre meine Lehrerin nicht auf die Idee gekommen, mich zu einen Schwerverbrecher zu stecken und dann wäre das alles nicht passiert.

Plötzlich klatschte was vor mir. Ich zuckte stark zusammen, meine Augen brannten, weshalb ich einige Male schnell hintereinander blinzelte. Ich spürte mein Herz vor Schreck gegen meine Brust hämmern. Ich sah noch etwas erschrocken zu James hoch, welcher vor der Couch stand.

"Wo bist du denn heute mit deinen Gedanken? Na komm, lass uns jetzt mittag essen." Forderte er auf.

Ich sah auf das schon lange ausgeschalteten Tablett und klappte die Hülle zu und legte es zur Seite.

"Tut mir leid." Entschuldigte ich mich rasch.

James setzte sich schon. Ich atmete durch und nahm dann neben ihn Platz. James machte uns beiden drauf und wir begannen still zu essen. Leise hörte man, wie die Leute in der Küche sich unterhielten, aber auch davon war schon bald nichts mehr zu hören. Mit Mühe und Not bekam ich das runter, was ich essen sollte. Langsam machte ich mir Sorgen. Ich hatte vor drei Tagen das erste mal Hunger verspürt und James fragen müssen, wann es essen gab. Er schien erleichtert zu sein, als er hörte, dass mein Hungergefühl wieder da war. Doch das war auch nur für den einen Tag vorhanden. Dannach war alles wie vorher. Nicht nur James, sondern auch ich, versuchten, dass es angenehm war zu essen. Doch langsam wurde es immer mehr zu einem Zwang. Mir war nach dem Essen meist übel, doch ich behielt es drinne, ließ es nicht raus.

Nachdem wir fertig mit dem Essen waren, ging ich hier unten aufs Gästeklo. Es war ein kleines Badezimmer mit einer Toilette und einem Waschbecken, mehr brauchte es auch nicht. James hatte ja eine Dusche für sich alleine oben und zudem noch drei weitere für die Sklaven in einen Raum. Wozu würde er hier unten noch eine Dusche brauchen. Auch wenn ich nichts gegen eine Badewanne hatte. Ich wusch mir gründlich die Hände und ging dann raus. Natürlich war der Esstisch schon abgeräumt. Irgendwo in mir war die Hoffnung, dass sie sich Zeit gelassen hatten, da ich mein Glas noch austrinken wollte. Aber sie konnten sich keine Verzögerungen leisten. Natürlich nicht. Also ging ich in die Küche, nahm mir ein frisches Glas. Ich bemerkte den Blick von Lilli auf mir. Ich sah kurz zu ihr und lächelte leicht, dann holte ich eine Cola aus den Kühlschrank und schenkte mir was ein.

"Der Herr meinte, dass du bitte ins Schlafzimmer gehen sollst." Berichtete die braunhaarige, wärend ich gerade die Flasche schloss.

Ich stellte diese zurück und nickte.

"Hat er gesagt, wieso?" Wollte ich wissen.

Aber sie antwortete nicht, also wusste sie es selbst nicht oder durfte es nicht sagen.

"Ok alles klar, danke." Ich trank das Glas schnell leer und stellte es in die Spühlmaschine.

Sie konnten nichts dafür, sie hatten ihre Regeln. Diese sorgten dafür, dass ich mich bei ihnen unwohl fühlte. Es war eine peinliche Stille, die sich ausgebreitete, sobald ich den Raum betrat. Ich machte mich auf den Weg nach oben, ein mulmiliges Gefühl hatte sich ausgebreitet. James hat öfters mal gesagt, wenn ich zu ihn kommen sollte, doch auch meist nur, wenn er gerade bei den Kerlen war oder in seinen Arbeitszimmer. Ich betrat das Schlafzimmer und bekam sofort Gänsehaut. Ich machte das Fenster zu, wobei ein Blatt vom Bett auf den Boden viel. Wahrscheinlich hatte James es liegen gelassen. Er laß sich oft mal irgendwelche Berichte durch, kurz bevor er schlafen ging.

Ich wollte das Blatt aufheben und es in sein Arbeitszimmer bringen. Doch als ich es umdrehte, wurde mir übel. Das hatte nichts mit irgendwelchen Berichten zu tun.

Die Kapitel kommen alle halbe Stunde.

Just ask me, little one IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt