Kapitel 18

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„Ihr seid endlich zusammen!", schrien Asahi und Daichi als ich es ihnen eine Woche später im Clubraum erzählte. „Wurde auch mal Zeit", meinte Daichi und kommandierte ohne weiteren Kommentar die Erstklässler weiter rum. „Wir freuen uns für euch!" Asahi umarmte mich überglücklich und dann gingen wir auch schon in die Turnhalle. „Weiß Kiyoko das schon?", wollte Asahi wissen und ich nickte zur Antwort. Kohana hatte es ihr bestimmt schon gesagt. Ich wollte jetzt keine große Sache daraus machen, nur weil ich nun in einer Beziehung war. Das ging eigentlich kaum jemanden etwas an. Unsere Familien waren seit Jahren befreundet und durch Katsu wusste jeder schnell bescheid, was los war und sie freuten sich sehr. Jedoch war es ihnen klar, wodurch sich nicht viel verändert hatte. Asahi, Daichi und Kiyoko haben eigentlich nur darauf gewartet, dass wir endlich zueinander fanden. Aber niemand hätte erwartet, dass Kohana als erstes ihre Gefühle preisgabt.

„Ey Suga, spiel mir mal bitte zu!" Ich schaute zu Tanaka der komplett Feuer und Flamme war. „Klar, aber wieso so motiviert heute?" Er fing an seltsam zu lachen und zeigte dann dramatisch zu unserer Managerin, die mit Ukai über irgendwas sprach. „Du hast es geschafft mit Kohana zusammenzukommen und nun bin ich dran! Ich werde Shimizu zeigen, wie sehr ich sie Liebe und das schaffe ich, indem ich noch besser in Volleyball werde!" Ich lachte ihn aus. Er versuchte es immer noch und diesmal war 'Beeindrucken' sein Plan. Okay, ich war nicht besser. „Okay, komm wir trainieren zusammen", sagte ich und tätschelte, wie bei einem Hund, seinen Kopf. Es war voll witzig, weil er voll kurze Haare hatte. Als ich das erste Mal ihn so sah, wollte ich das auch machen, allerdings schlug mich Kohana mit einer Zeitung und verbat es mir.

„Ey, Kageyama jetzt will ich, dass du mir zuspielst!" Ich schmetterte den Ball zu dem Blauhaarigen, der verwundert zur Seite sprang, wodurch ich ihn verfehlte. Aber der Ball wurde von Nishinoya angenommen, weshalb er wieder zu Kageyama flog. Nun verstand er, was ich wollte. Er spielte den Ball etwas weiter vom Netz, wie ich es am meisten mochte. Der kleine lernte dazu, wie wer am liebsten schlägt. Meine Handfläche berührte den Ball und dieser flog über das Netz. Auf der anderen Seite nahm Tanaka den Ball an, der präzise wieder zu Kageyama kam. Daraufhin folgte der Schnellangriff von Kageyama und Hinata. „Gut Leute! Das war ein toller Abschluss. Kommt mal bitte alle her!", sagte Kiyoko.

„Du hast eine neue gefunden!", brüllte Hinata und unsere Aufmerksamkeit fiel auf das kleine blonde Mädchen hinter Shimizu. Sie hatte es wirklich geschafft, eine neue Managerin zu finden. Sie zitterte am ganzen Körper. Wahrscheinlich war sie nur nervös, weil es in unserem Team schon paar gruselige Leute gab. Mein Blick wanderte von Tsukishima zu Tanaka, aber dann blickte ich wieder das Mädchen an. „Also sie würde zur Anfangsphase bei uns beitraten. Natürlich als Managerin", verkündete die Drittklässlerin und die kleinere versuchte nun eine Begrüßung raus zu stammeln. „I-... Ich bin Yachi Hitoka!"

Wir stellten uns alle vor und Kiyoko versuchte Yachi zu beruhigen. Sie hatte sogar uns paar Bälle zugeworfen und sie versuchte wirklich ihr bestes. Hinata schaffte es sie abzulenken, damit sie nicht so nervös war. Er verstand sich echt mit jedem. „Na, ihr Lappen!" Jeder blieb in seiner Bewegung stehen und starrte wieder zum Eingang. Da stand Haira und auch Kohana. Meine Mundwinkel schnellten nach oben und mein Herz schlug wieder schneller. „Oi, Yukilein!" Hinata wollte schon auf die Erstklässlerin losrennen, als er wieder Yachis Nervosität merkte. „Ah, ich stelle dich mal vor! Also das ist Yachi Hitoka unsere neue Managerin. Und die beiden gehören zum Mädchenteam. Die kleinere ist Yuki Haira, Managerin und die braunhaarige ist die Kapitänin! Kohana Tominaga und sie ist Sugawara-senpais Freundin!" Nicht sein Ernst! Sowas sagt man nicht bei einer Vorstellung! Mein Gesicht färbte sich schlagartig rot, als Yachi mich und dann Ko-chan ansah. Sie hingegen wank nur amüsiert und erklärte ihr erscheinen „Also wi-..." Yuki trat gegen ihren Rücken und sagte mit wütender Stimme: „Beeil dich! Wir kommen sonst zu spät!"

„Ja, halt de Fresse! So geht man nicht mit dem Kapitän um!" Beide fingen an sich zu streiten, bis Takeda dazwischen trat und die beiden sich beruhigten. „Ich wollte euch nur viel Glück wünschen! Und Suga, du kannst dann schon gehen. Hab jetzt anscheinend ein Trainingsspiel. Strengt euch an, denn bald sind die Qualifikationsrunden. Tschüss!" Die braunhaarige wurde aggressiv von der Managerin weggezogen und wir blickten verwirrt auf den Platz, wo die beiden gerade noch standen. Es kam öfters vor, dass die beiden ohne wirklichen Grund hier erschienen. Aber mich verwirrte, wieso sie nicht früher davon wusste. Es war nicht schlimm, dass wir nicht zusammen nach Hause gehen würden, allerding nervte es mich schon, wie Yuki mit ihr umging. Die Managerin war allgemein schon ziemlich aggressiv drauf. Das komplette Gegenteil von Yachi und Kiyoko. Als alle wieder zu uns fanden, trainierten wir weiter.

Ich stand vor ihrem Haus. Ich ging nach dem Training ein anderen Heimweg, um an ihrem Haus vorbei zukommen. Ich wollte sehen, ob sie schon zu Hause war, da sie mir nicht antwortete. Aber es brannte in ihrem Zimmer kein Licht. Vielleicht trainierte sie mit der Shiratorizawa, dann würde es erklären, wieso sie so lange brauchte, um nach Hause zu kommen. „Oh, Koshi! Komm doch rein!" Mein Blick ging zur Eingangstür, wo ein Mann mit dunkel Haaren stand. Ihr Vater. „Hallo, ich hab sie schon ein Weilchen nicht gesehen", sagte ich als ich zu ihm näher trat. Klar, ich hätte ablehnen können, doch dies wäre schon Unhöflich. Es war jetzt auch nicht seltsam, dass ich alleine bei ihr Zuhause war. Das kam öfters vor. Allerdings war ich das erste Mal als ihr Freund bei ihr. Ich ging mit ihm ins Wohnzimmer. Dort setzte mich in den braunen Sofa und betrachtete die Einrichtung. Alles war wie gewohnt. Die Einrichtung war in Brauntönen gehalten und wirkte sonst sehr altjapanisch. Ich war einige Male schon dagewesen, aber wir waren eigentlich öfters bei mir. Es hangen dennoch viele Bilder von mir und natürlich Kohana an der Wand. Aber ein Bild stach mir ins Auge und das merkte Sota auch.

„Das war paar Monate vor ihrer Diagnose. Da schien sie noch gesund." Er stand auf und nahm sich das Bild zur Hand, ehe er sich neben mich setzte. Ich erinnerte mich genauso wenig wie Kohana an sie. „Wie war sie?", die Frage kam einfach über meine Lippen. Ich wollte eigentlich nicht nach ihrer Mutter fragen, denn es war für Sota ein schreckliches Thema. Nun weiß ich zwar, wie es sich anfühlte so eine Frage gestellt zu bekommen, aber damals wusste ich nicht, wie schmerzhaft das war und wie er sich fühlte.

„Meine Kohana sieht ihr so ähnlich. Die weißen Strähnen hat sie von ihr, jedoch waren schlechte Eigenschaften, wie Zuspätkommen, von mir. Darüber hatte sie sich immer beschwert, aber das immer mit einem Schmunzeln", lachte er, aber sein Blick änderte sich schnell zu tiefster Trauer. „Sie war ein Sonnenschein. Saki war immer fröhlich und sie liebte euch. Sie hatte sich sehr gefreut, als Kohana dich mit zu uns schleppte. Und sie war echt froh, dass ihr euch beide hattet. Und sie wäre zu hundert Prozent überglücklich, dass ihr nun zusammen seid, denn ich bin es auch. Sie war eine barmherzige Person." Er klopfte mir auf die Schulter und ich bedankte mich kurz, doch nun verfiel der Mann in ein Monolog.

„Saki liebte den Frühling, weshalb auch Kohana einen Blumennamen bekam. Saki bedeutet 'Blüte' und bei Kohanas Geburt blühten überall kleine, sanft rote Blumen, deshalb entschieden wir uns für 'Kohana die kleine, zerbrechliche Blume'. Kohana ist aber, wie Saki, eine unglaubliche starke, kluge und impulsive Person. Ihr beide erinnert euch nicht mehr an sie, ihr wart auch echt jung, jedoch steht für mich die Zeit seitdem still. Ihr Tod scheint für mich erst gestern passiert zu sein und nicht vor fast dreizehn Jahren. Saki hatte unglaublich intensive grüne Augen und ihr weiß-braunes Haar wehte immer im Wind, allerdings ergriff die Krankheit irgendwann die Oberhand. Meine Saki! Wieso nur du!" Er schluchzte und eine Träne fiel auf das Familienbild. Darauf war er, eine Frau in einem gelben Kleid und eine kleine Kohana. Ja, sie sahen sich ähnlich. „Ihre Augen verloren die Kraft zu strahlen, ihre Haare wurden leblos und die Gelbsucht trat auf, eins der ersten Symptome. Auch wenn es ihr schlecht ging, lachte sie immer! Sie hat nie die Hoffnung verloren. Meine Saki war so eine starke und schöne Frau. Jedoch merkten die Ärzte das Problem und sind verlor ihre Lebenskraft! Kohana zog zu euch und Saki starb. Meine Liebe starb! Bitte Koshi, versprich mir, beschütze mein Kind! Ich konnte meine Liebe nicht retten und ich will nicht nochmal etwas Schreckliches erleben!" Der braunhaarige sah mir ins Gesicht und ich las die Verzweiflung dieses Mannes.

„Sota, ich liebe Kohana! Ich werde sie vor allem beschützen!" Ja, ich hatte es versprochen. Das sollte eigentlich klar sein, aber ich wusste nicht, wie schwer der Kampf sein würde und wie machtlos ich war. Es tut mir leid, Sota.

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt