Kapitel 21

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„Ist es nicht eigentlich eine Lüge, das Zeit unendlich ist? Immerhin stirbt ein jeder. Klar, das Leben der andern geht weiter, jedoch ist die Lebenszeit für die eine Person schon vorbei. Und vielleicht endet die Zeit auch irgendwann, aber wir werden es nie erfahren. Weshalb eine Unwissenheit herrscht und genau das nennen wir dann Unendlichkeit oder Ewigkeit. Wir können es wahrscheinlich nicht belegen. Oder?" Kohana lag quer auf meinem Bett und ließ ihren Kopf runterhängen. Ich hingegen saß auf dem Boden und lehnte an meinem Bett, wodurch ich ihr ins Gesicht schauen konnte. „Alles gut? Du denkst zwar oft sowas, aber das hast du nie hinterfragt", lachte ich und schaute in ihre träumerischen Augen. „Es ist Herbst! Und es wird kälter. Du weißt, dass ich das nicht mag. Ob wir jemals wieder den Frühlingen zusammen erblicken werden", sagte sie leise, aber ich gab darauf keine wirkliche Antwort. Der Frühling kam jedes Jahr, sowie der Herbst. Sie mochte diese Jahreszeit nicht sonderlich, da alles zuerst in Farben erstrahlte, aber dann wurde alles grau. Sie fand das schrecklich. Der Frühling brachte neues Leben und das mochte sie. Mit dem Herbst und den tristen Farben, wurde ihre melancholische Art präsenter. Aber nach vierzehn Jahren Freundschaft, und wir waren in dieser Zeit zusammen, gewöhnte man sich daran. Ich verstand zuerst ihre Worte nie, aber nun ergab alles Sinn für mich. Sie träumte vor sich hin und gab ab und an ihre Gedanken preis, allerdings machte ich Hausaufgaben.

Das störte sie nie, denn sie schrieb bei mir ab und das störte mich hingegen nicht. Sie philosophierte oft, wenn wir alleine waren und nun, wenn ich so zurück schaue, könnte ich es als 'in die Zukunft sehen' bezeichnen. Oder sie wusste schon in dieser Zeit, was in ihrem Körper geschah.

„Wie ist die Shiratorizawa? Du kennst das Mädchen, sowie Jungen, Team sehr gut und die beiden sind nun unsere Gegner." Wir hatten es beide geschafft ins Finale zu kommen, allerdings war ihr wissen dabei höher, weil sie oft schon im Finale stand und somit fünf Sätze gegen die Shiratorizawa spielte. Wir redeten oft über Volleyball und alltägliche Dinge. Es hatte sich kaum was verändert auch wenn wir nun in einer Beziehung waren. Es war nicht nötig durchgehend 'ich liebe dich' zu sagen, da wir schon uns so lange kannten und einfach es wussten. Es war nicht so, dass wir erst seit kurzem zusammen waren, sondern schon immer. Es kamen nur paar Dinge dazu und sonst blieb alles so angenehm wie zuvor.

„Nimmt euch natürlich vor Ushijima in Acht, denn seine Angriffe sind grauenhaft stark, dennoch glaube ich, dass Noya es schaffen würde. Dann gibt es den Zuspieler Shirabu, der sollte jedoch kein furchterregendes Problem sein, da er auf Anweisungen brav spielt. Aber das komplette Gegenteil ist Tendou. Macht er einmal ernst und ihr werdet es schwer haben, denn seine Blocks sind wirklich wie von einem Monster, dennoch handelt er nur nach Intuition. Lernt ihr ihn zu lesen, könnt ihr gewinnen. Sonst mochte ich Goshiki sehr, weil er der einzige Erstklässler im Team ist und als der 'neue Ass' spielt. Noch mehr Erfahrung und er ist eine wahre Bedrohung!"

„Danke! Ukai wird sich bestimmt über jede Kleinigkeit freuen, aber sag mal wie sollte bei dir alles ablaufen. Euer Trainer gibt euch echt viel Freiraum." Kohana rutschte vom Bett runter und setzte sich neben mich, woraufhin sie ihren Kopf an meine Schulter lehnte. Ihr Duft steig in meine Nase und ich legte meine Hausaufgaben weg, dementsprechend nahm ich sie in den Arm. Ihre Nähe hatte mich immer beruhigt und friedvoll gemacht, so als gebe es nichts Schlechtes im Leben.

„Das Mädchenteam hat ein abnormal guten Libero. Sie kriegt fast jeden Ball. Die Zuspielerin ist auch grauenhaft gut, sowie der Ass, allerdings haben die alle kein hundertprozentiges Vertrauen. Mein Team gewann schon oft gegen sie, da sie immer in geplanten Abläufen spielten, weil sie sich nicht so gut kennen, um neues zu machen. Es werden fünf Sätze und in den ersten drei wird Aimi den Zuspieler machen und unsere Libera aus dem zweiten Jahr kommt zuerst rein. Hodaka und Aimi verstehen sich gut und das Band zwischen Libera und Zuspieler muss stimmen. Aimi hatte Probleme mit Yui, da sie sehr explosiv handelt, während Aimi ruhige Abläufe mag. Hodaka passt sich perfekt an. Aber in den letzten beiden Sätzen, wo die Gegner schon langsam aus der Puste sind, möchte ich mit Yui weitermachen, denn dann kriegen wir den Sieg. Na ja, irgendwie so, wird schon klappen! Ich will das Karasuno-Mädchenteam bei den Nationalen sehen!" Sie schloss sich aus. Sie redete nicht von ihr und ihrem Team, sondern ganz allein von dem Team, so als wäre sie kein Teil davon. So als würde sie nicht bei den Nationalen erscheinen.

„Suga," Sie schaute in meine Augen und sofort stand ich unter ihrem Bann, „Ich liebe dich!" Das kam plötzlich! Blut schoss in mein Kopf und ich verlor komplett die Fassung. Kohana fing an zu lachen und dann stand sie auf und zog mich auf die Beine. „Ich will spazieren gehen, solange es draußen noch Bunt ist!" Ich konnte nicht widersprechen, denn mein Kopf musste noch immer auf diesen Satz klar kommen. Ja, wir hatten es schon paar Mal gesagt, aber es versetzte mich trotzdem jedes Mal in ein unbeschreiblichen Zustand.

Die Blätter fielen langsam zu Boden und die Temperaturen gingen auch drastisch nach unten, wodurch wir auch wärmer angezogen waren. „Ich liebe dich auch", kam es endlich über meine Lippen und dann strahlte sie wieder über beide Ohren. Ihr Lächeln war einfach so traumhaft. Ja, ich liebte dieses Mädchen wirklich sehr. Wir liefen durch den Park, in dem wir viele Stunden unserer Kindheit verbrachten. An diesem Ort hatte ich auch meine letzte Erinnerung mit ihrer Mutter. Damals waren unsere Familien picknicken und Kohana spielte mit mir fangen, bis sie irgendwann hinklatschte und weinte. Ich lachte sie aus, weshalb sie mich auf den Boden zog und ich mit dem Gesicht voraus in den Dreck fiel. Ihre Mutter kam zu uns rüber und half uns hoch, woraufhin sie mit einem weißen Tuch den Dreck aus dem Gesicht rieb. Ich erinnerte mich nur an einen Satz: „Ihr zusammen seid einfach so niedlich!"

„Kohana, vor einiger Zeit hatte ich mit deinem Vater geredet", sagte ich, als wir unter einer Baumkronendecke liefen. „Über was habt ihr geredet?" Sie beobachtete die roten Blätter, wie sie zum Boden fielen. „Über Saki", gestand ich. Sie drückte einmal stark meine Hand, jedoch entspannte sie sich wieder. „Er hat erzähl, dass sie ein wunderbarer Mensch war und wie sehr du ihr ähnelst. Er hatte sie echt sehr geliebt. Aber welche Krankheit hatte sie?" Eine scheiß unüberlegte Frage! Nicht nur die Umgebung verlor im Herbst ihre Farben, sondern auch mein Leben. Die Blätter fielen zu Boden. Eine Windböe machte sich auf, welches Kohanas Haare im Wind wirbeln ließ. Die Blätter wurden mitgerissen und es raschelte überall, fasst hörte ich dieses schmerzhafte Wort nicht.

„Krebs."

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt