die Sterne neu ordnen

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Futurum, das (n):

Stadt, in dem das perfekte und sorgenlose Leben möglich ist. Die Menschheit ist zu einem Weltstaat angewachsen und kollabiert. Der nach dem Kollaps übriggebliebene Rest lebt in der Metropole „Futurum", die für alle Menschen sorgt. Das Leben in der Stadt ist sicher, die Abläufe modern, man hat allgemein vergessen, wie Natur aussieht, wie die Erde aussieht, man hat Angst, wieder zu expandieren und die jetzt so perfekte Gesellschaft zu gefährden.

Man hat Futurum umgrenzt, mit einer Mauer, die absolut undurchlässig ist für Licht, Schall und Materie, dahinter hat sich die Natur fast vollständig von der jahrhundertlangen Ausbeutung erholt. Das Interesse, die Mauern von Futurum zu überwinden, ist fast nicht vorhanden. Der Konsens ist, die Gesellschaft vor die Neugierde zu stellen.

nebel, seit Tagen (Toxicity – System of a Down)

Ich hätte nichts trinken sollen. War klar, dass er wieder abhaut, sobald ich einmal nicht hinsehe.

Die eisige Luft kriecht in meine Lungenbläschen und gefriert meinen Körper von innen.

Alles ist Mist. Meine Haut brennt und schwitzt kaltes Blut, das Durchschreiten der Schwachstelle schmerzt jedes mal so sehr, dass ich kaum nachvollziehen kann, wieso er das so gut wie jeden Tag auf sich nimmt. Und dieser verdammte Nebel überall.

Warum auch immer man in den Wald geht. Was auch immer er am Wald findet. Was auch immer. Ist egal.

Ich hab einfach Pech mit ihm.

Die Luft ist dickflüssig, ich kann kaum noch etwas sehen, und es fühlt sich an, als würde ich unter Wasser atmen.

Ich hoffe einfach, dass er noch lebt.

Ich muss langsam machen, der Boden ist hier ein wenig abschüssig, wenn ich Pech hab stürze ich irgendwie in den Tod, ich sehe gar nichts.

Ich höre auf zu rennen, bleibe sogar kurz stehen, um mich zu orientieren. Es herrscht vollständige Stille, aus dem Himmel kommt seichtes kaltes Licht nur noch spärlich durch den Nebel. Er hat mir erklärt, dass das von einem Wesen namens Mond kommt, das über die Erde wacht.

Mit einem Mal steigt mir ein ganz fremdartiger und doch in jeder Hinsicht vertrauter Geruch in die Nase. Feuer.

Ich versuche auszumachen, aus welcher Richtung er kommt, und renne los. Das kann nur er sein. Tatsächlich täuscht mich meine Nase nicht: Ich sehe schon bald einen seichten orangenen Schein im Nebel.

„Sayo?"

Er fängt mich nicht mehr. Mein Fußgelenk ist für einen Moment gefesselt von einer dicken Dornenranke, und ich purzele den Abhang hinab, bestimmt drei Meter, vielleicht weniger, und reiße mir meine Kleider an irgendwelchen stacheligen Pflanzen auf. Der Aufprall unten presst mir die kaltnasse Luft aus den Lungen.

„Sayo!"

Ich höre, wie er selbst den Abhang hinabkraxelt, der Schein seiner Taschenlampe blendet mich, seine Hand packt mich am Oberarm und er hilft mir auf. Mein Kopf dreht sich und sein Griff löst Schmerzen bis tief unter die Schulterblätter aus.

„Was machst du hier?"

„Dich suchen."

Ich hebe den Kopf, betrachte ihn. Mein Gesicht ist nass von Blut und Tau und brennt. Ein bestialischer Schmerz durchfährt meine Wirbelsäule, als er seine Finger an meinen Hinterkopf bewegt.

„Du blutest."

Er brummt leise, denkt nach, starrt mich an, fährt dann fort:

„Du bist klatschnass und kalt."

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