Kapitel 22

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Mein Blick glitt zu der Tribüne, auf der unsere Schule saß und auch das Mädchenteam. Kohana saß mit Mei, Yui und Yuki in der ersten Reihe, allerdings war sie und die Managerin nicht mehr da. Wir waren nun im letzten Satz und wir alle waren am Ende, jedoch gaben wir nicht auf. Wir wollten gewinnen! Ich wollte zu den Nationalen! Wir hatten schon die Seijoh-Oberschule besiegt und die Shiratorizawa machte immer mehr Fehler. „Ihr schafft es!", brüllte ich zu meinem Team. Dieses Spiel raubte mir die letzten Nerven. „Los Karasuno!", ertönte Tominagas Stimme als in der Halle kurze Stille herrschte. Viele bekamen neuen Mut und gaben wieder alles, aber man merkte auch die Verwirrung von einigen unserer Gegner. Na ja, nicht verwunderlich, da Kohana mit denen befreundet war, aber es hätte ihnen klar sein sollen, dass sie uns anfeuerte! Sie stand an einem Eingang, wahrscheinlich wollte sie das Spiel nicht von oben beobachten.

„Nicht zu fassen!" „Habt ihr das gesehen?" „Das kann nicht wahr sein!" „Die Shiras haben verloren?!"
Ja, das hatten sie. Es war ein berauschendes Gefühl gewonnen zu haben. „Glückwunsch!" Kohana kam auf uns zu und umarmte uns alle. „Jetzt seid ihr an der Reihe! Karasuno gewinnt heute", sagte Daichi und Kohana grinste stolz. „Habt ihr eine Strategie? Das Mädchenteam hat doch auch jemanden die wie Tendou blockt." Tsukishima war über sich hinausgewachsen und stand nun zur seiner Interesse zu Volleyball. „Nö", antwortete Kohana trocken und er blickte sie verstört an. „Das wird eine Katastrophe, aber egal. Wenn ihr es geschafft habt Ushiwaka zu besiegen, kriegen wir locker auch den Sieg. Wir sind jetzt dran", meinte Yui und streckte sich einmal ausgelassen. Alle trugen ihre schwarzen Sportuniformen und alle waren bereit zu spielen. „Ihr werdet bei der Spielaufstellung staunen, aber jetzt los mit euch!" Yuki drückte alle in Richtung Spielfeld, während wir schnell uns umzogen.

„Wenn die Mädchen spielen, sind immer echt viele Zuschauer da", stellte Tanaka fest und das stimmte. Immerhin gewannen sie seit drei Jahren immer wieder und da die Shiratorizawa schon einmal an diesem Tag verlor, wollten viele wissen, ob die Mädchen es nun schaffen würden die Karasuno zu besiegen. Alle wollten das Spiel sehen, weshalb wir nun zur Tribüne gingen. Wir ließen uns bei meiner Familie nieder. Ihr Vater war auch selbstverständlich da und Katsu freute sich schon riesig auf das Match. Er war Libero in seinem Mittelschulteam und im darauffolgendem Jahr wollte er dann auf die Karasuno gehen. Kohana wollte zuerst auch aus ihm ein Zuspieler machen, aber sie merkte schnell seine Reflexe und wie gern er Bälle annahm, wodurch sie Yui fragte, ob sie mit ihm trainieren könnte. Und so kam es dazu, dass der kleine ein echt guter Libero wurde und bei jedem Spiel zuschaute. Ein kleiner Fan wurde aus ihm und er war auch ein grauenhafter Chaot auf dem Feld.

„Wir beginnen mit den Spielerinnen der Karasuno-Oberschule!", fing der Moderator an, „Nummer eins: die Zuspielerin Kohana Tominaga!" Sie fing schon im ersten Satz an! Yuki hatte Recht, das war überraschend! Kohana hatte doch ein anderen Plan. „Nummer zwei: der Ass Mei Akamaru! Nummer vier: die Libera Yui Kobayashi!" Die sechs Stammspielerinnen kamen auf das Spielfeld und ich war echt verwundert. Tominaga wollte, dass mehr Erstklässler auf dem Feld standen, aber nun waren es nur die Dritt- und Zweitklässler. Das war ihre ehemalige Aufstellung. „Das ist seltsam", sprach Kiyoko unseren Gedanken aus. Kohana spielte alle fünf Sätze. Man merkte, dass sie eine Top fünf war.

„Ko!" Der Ball flog zum Libero. Yui spielte, wie Noya es einmal tat, zu Kohana, die nun den letzten Ball reinschmetterte. Mit voller Kraft durchbrach sie die Mauer der Gegner und die Ergebnisse wurden bekannt gemacht. 15 zu 12. Alle jubelten, aber ich saß stumm auf meinem Platz und beobachtete wir Tominaga zu Boden sank und ihr Team sie in den Arm nahm. Ich sah ihre Tränen. Sie führte ihr Team zum Sieg und das hieß auch zu den Nationalen. Mei hob das Mädchen hoch und alle verließen das Feld. Jeder freute sich über die beiden Siege und dann kam die Siegerehrung. Sota stand sofort auf und rannte zu seiner Tochter, aber als ich nachging fand ich die beiden nirgendwo. Und bei der Siegerehrung fand ich heraus wieso.

„Ich bitte die Kapitänin Kohana Tominaga nach vorne. Oh, warten sie, sie ist verhindert, aufgrund gesundheitlicher Beschwerden. Mei Akamaru bitte nehmen sie die Urkunde entgegen", sagte der Moderator leicht verdutzt, hingegen die Vize mit einem ernsten Blick nach vorne trat. Mein Körper bebte. Diese Worte widerholten sich immer und immer wieder. Ich konnte nichts mehr erkennen, denn meine Sicht verschwamm und ich fühlte mich wie in Watte gepackt. Ich fühlte nichts, außer einen stechenden Schmerz. Die Unwissenheit über den Zustand der Person, die ich über alles liebte, zerstörte mich. Ich stand den Tränen nahe. Sie wirkte doch so glücklich nach dem Sieg. Oder waren ihre Tränen die des Schmerzes. Kann es sein, dass sie wegen unglaublichen Schmerzen zu Boden sank?

Ja, leider war das die Realität. Sie war nicht glücklich und sie spielte auch nicht voller Freude dieses Match. Kohana wusste, dass es ihr letztes Spiel gewesen wäre und sie versuchte alles Mögliche, um die Zeit zu genießen. Aber der Schmerz war präsenter und nahm ihre letzte Kraft. An diesem Tag gewannen das Karasuno-Mädchenteam das Volleyballspiel, aber Kohana verlor ihre Kraft.
Im Nachhinein war man immer schlauer und im Nachhinein sah man die Welt anders. Liebe machte blind, wodurch ich nie ihre Abgeschlagenheit merkte. Ich war ein grauenhafter Freund.
Die Krankheit übernahm die Kontrolle.

Die kleine, zerbrechliche BlumeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt