Kapitel 6

2.1K 67 2
                                    

Sicht Wincent
Ziemlich gerädert wache ich auf und muss mich erstmal sammeln. Letzte Nacht hat echt Spaß gemacht, aber warum zur Hölle muss Leo nen Freund haben? Naja, wirklich gut läuft es ja anscheinend nicht, wenn ich an die Situation im Gang denke... Außerdem sah sie mit ihm zusammen nicht wirklich glücklich aus...
Von einer ordentlichen Ladung Wasser werde ich dann aus den Gedanken gerissen und schrecke hoch.
„Guten Morgen" lacht Fabi, kassiert von mir allerdings nur einen genervten Blick.
„Ich hasse dich."
„Ach Quatsch, du liebst mich" lacht er und zieht mir die Decke weg „Komm aufstehen, es is schon ein Uhr."
„Na und? Heute is kein Studio."
„Ja, aber der Tag is echt nice. Sonne scheint, es is warm. Du willst das doch nicht verschlafen."
„Eigentlich schon."
„Ach komm, steh auf. Ich hab Frühstück gemacht" jodelt er weiter.
„Digga" stöhne ich in mein Kissen, bevor ich mich umdrehe „Ich komme ja schon, Mum."
Er verschwindet aus dem Zimmer und ich rapple mich auch langsam auf. Irgendwo hat er ja auch recht, ich kann nicht den ganzen Tag im Zimmer seines Mitbewohners liegen und pennen. Ich ziehe mir nur schnell was über und gehe dann ins Wohnzimmer. Hier sitzt Fabi grade auf dem Sofa und löffelt entspannt sein Müsli, auch ich mache mir ne Schüssel und setze mich neben ihn.
„Was war da eigentlich gestern mit dieser Leo?"
„Was soll gewesen sein?"
„Ihr habt ununterbrochen geflirtet, habt ihr wenigstens Nummern ausgetauscht?"
„Oh shit... ach fuck ey bin ich dumm."
„Nicht dein Ernst."
„Ach was soll's, sie hat eh nen Freund."
„Und der war gestern wo?"
„Wurde von ihr nach weg geschickt, weil er übel besoffen war."
„Naja, dich hat sie nicht weggeschickt."
„Sie war einfach nur nett."
„Aber du fandest sie doch gut, oder?"
„Alter, sie war nicht nur heiß, sondern voll cool drauf."
„Hat auch so gewirkt, als wüsste sie nicht, wer du bist."
„Wenn, hat sie's sich nicht anmerken lassen, aber wenn ich überhaupt ne Chance gehabt hätte, hab ich sie schon verpasst."
„München is klein, sie wohnt anscheinend hier und du bist auch oft genug hier."
„München is riesig, keine Ahnung ob sie hier wohnt und sie hat immer noch nen Freund."
„Naja, wie du meinst, aber vielleicht siehst du sie ja doch mal wieder, wär das schlimm?"
„Im Gegenteil, ich mochte sie gern."
„Siehst de... Also, Bock skaten zu gehen?"
„Immer" grinse ich leicht.
Wir springen beide nochmal unter die Dusche und fahren dann in einen nahegelegenen Skatepark.

Gegen frühen Abend sind wir mit ein paar anderen Leuten wieder bei Fabi zuhause. Jeder ein Bier in der Hand sitzen oder stehen wir in der Wohnung verteilt rum. Während ich mich grade mit Fabi unterhalte, stößt auf einmal eine Brünette zu uns. Eigentlich ganz hübsch.
„Ähm Elisa, Wincent. Wincent, Elisa" stellt Fabi uns grinsend einander vor.
„Hey" lächelt sie mich an.
Ich sehe zu ihr runter und ihre Augen blitzen auf.
„Ja gut, da muss ich nicht dabei sein" lacht Fabi dann und klopft mir im Vorbeigehen auf die Schulter.
Ich lehne mich also gegen die Wand und Elisa stellt sich mir dicht gegenüber.
Wir unterhalten uns eine Weile, aber das Lachen täusche ich eher vor. Irgendwann kommt sie mir noch etwas näher, stellt sich auf Zehenspitzen und platziert ihre Lippen auf meinen. Irgendwie stelle ich meine sowieso fast leere Flasche ab und lege meine Hände an ihre Taille, sie vergräbt eine in meinen Haaren und schiebt die andere unter mein Shirt.
„Sollen wir zu dir?" murmelt sie gegen meine Lippen.
„Das könnte kompliziert werden, ich penn grad bei Fabi."
„Zu mir?" schmunzelt sie dann.
Kurz muss ich überlegen, gut aussehen tut sie schon... Nur irgendwie hat sie nichts an sich, was mich wirklich beeindruckt oder in ihren Bann zieht.
Sie nimmt allerdings einfach meine Hand und zieht mich in den Flur, wo ich sie allerdings nochmal vertröste und zu Fabi gehe.
„Alter, hilf mir mal, ich hab kein Bock mit der nach Hause zu gehen" flüstere ich ihm zu.
„Wieso? Denkt da einer immer noch an eine bestimmte Blondine?" grinst er.
„Nein, aber ich hab bei der kein gutes Gefühl und um das abzuschalten bin ich zu nüchtern."
„Entschuldigt mich mal kurz, Leute" entschuldigt Fabi sich und zieht mich in die Küche „Entschuldige dich, dass du verpeilt hast, dass du die Nacht los musst, ein Glück hast du mich, sonst hättest du das komplett vergessen. Elisa ist nicht die Hellste, die checkt nicht, dass du getrunken hast."
„Bist nen Schatz" schmunzle ich, stelle mein Bier ab und gehe zurück in den Flur, wo die Brünette an der Wand steht und auf ihrem Handy rumtippt.
„Ey, sorry, hab ich total verpeilt, Fabi hat mich grad erinnert, ich muss in ein paar Stunden losfahren."
„Aber ein bisschen Knutschen wird wohl drinnen sein, bis du los musst und alles andere, wenn du mal wieder in München bist."
„Sorry, ich muss noch packen."
„Sag doch einfach, wenn du kein Bock hast" verdreht sie die Augen und verschwindet dann.
Schulterzuckend gehe ich wieder ins Wohnzimmer und lasse mich neben Fabi aufs Sofa fallen.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt