„Ach...du auch hier?", hörte ich von der Seite mit verführerischer Stimme, was sofort meine Alarmglocken läuten ließ.
Die Worte meines Vaters hallten durch meinen Kopf, mich von solchen Straßen-Typen fernzuhalten, sonst würde ich schnell zum Opfer einer...
Sofort stoppte ich diese Gedanken, bevor sich noch mehr Angst in mir ausbreitete.
Es war ja nicht nur irgendein Fremder. Und ich war auch nicht nur irgendeine Fremde für ihn.
Nein.
Ich hatte sein Fahrrad auf dem Gewissen. Und dieser Fremde, der ungewollter Weise langsam zum Bekannten wurde, schien mit mir noch eine Rechnung offen zu haben. Eine Rechnung, die in meinen Vorstellungen nicht leicht zu begleichen war.Langsam und vorsichtig traute ich mich zu ihm rüber zu schauen und aus meinem Mund kam genau das, was ich mich die ganze Zeit fragte:
„Verfolgst du mich oder was?"
Ich bin mir nicht sicher, ob ich das wirklich gesagt hätte, wenn ich länger darüber nachgedacht hätte. Und genauso unsicher bin ich mir darüber, ob ich das auch wirklich in diesem schroffen Ton sagen hätte sollen. Aber im Moment hoffte ich nur noch etwas schlauer aus ihm zu werden.
Ich beobachtete ihn wie er genüsslich an seiner Zigarette zog, mit einem zufriedenen Grinsen den Rauch durch seine Lunge rotieren ließ, um ihn dann mit gespitzten Lippen wieder aus seinem Mund zu entlassen. Diesen Ablauf hatte er in der aller größten Ruhe geschehen lassen, was mich um einiges unruhiger machte.
„Halloooo, ich hab dir gerade eine Frage gestellt!", rief mein ganzes Sein und ich spürte wie mein Körper begann auf diese ausbreitende Nervosität zu reagieren.
Weiterhin starrte ich ihn an in der Hoffnung endlich eine Antwort oder irgendeine Reaktion von ihm zu bekommen.
Wie in Zeitlupe drehte er seinen Kopf erneut zu mir und sah mich durchdringend an. Seine Augenbrauen zuckten kurz nach oben gefolgt von einem verschmitzten Lächeln.
Durch diesen Blick hörte ich ihn förmlich denken:„Ach Süße. Mach ich dich etwa nervös?"
Ich war mir sicher, dass er diesen Moment mehr als nur genoss.
Mit einem kaum zu hörenden Lächeln, drehte er seinen Kopf wieder nach vorne und zog erneut an seiner Kippe. Und das ohne eine weitere Aussage.Ist der taub oder was? Was ist nur falsch mit diesem Menschen? Und dann findet der das auch noch lustig!!!
Ich fragte mich warum ich hier überhaupt meine Zeit verschwendete, was eine enorme Wut in mir hochkommen ließ.
Schnaubend schüttelte ich den Kopf und riss endlich diese Tür vor mir auf, hinter der ich erleichternd verschwand.
Kaum war die Tür ins Schloss gefallen, entwich mir ein wütendes Brummen und all diese Gefühle, die ich jetzt absolut nicht brauchen konnte, fing ich an von mir abzuschütteln. Natürlich nicht ohne die Begleitung eines sich aufregenden Schnaubens.Zum Glück war ich hier in einem kleinen Vorraum, sodass mich niemand-
„Oh Hallo, wärmt sich da etwa schon jemand ohne mich auf?"
Heilige Sch****!!!
Ich hatte meine Augen dafür geschlossen gehabt und hätte sie nun am Liebsten auch nie wieder aufgemacht.
Doch da mein Unsichtbarkeits-Knopf wohl immer noch nicht funktionierte, erlaubte ich meinen Augenliedern nun doch sich zu öffnen und schaute mit verzogenem Gesicht die Person, die mich bei meiner peinlichen Aktion ertappt hatte, an.
Und als ob, dieser Typ hier vor dem Haus nicht schon genug Aufregung mit sich brachte, war mir auch dieses Gesicht hier vor mir leider alt zu bekannt.Vor mir stand der gutaussehende Mann vom Casting, der mir schon damals etwas den Atem geraubt hatte. Genau der Mann, der mich erschreckte, als er in den Raum kam. Mit dem ich mich aufwärmte. Der sich viel zu sehr für mich freute und der mich für eine ganze Sekunde lang umarmt hatte.
Ich kann mich unglaublich gut an jeden einzelnen Moment erinnern, dass es schon fast bedenkenswert war.Ja, nun sah ich in dieses makellose Gesicht, das ein perfektes Lächeln schmückte, begleitet von strahlend blauen Augen. Warum fallen mir diese unglaublichen Augen erst jetzt auf?
„Vielleicht weil du das letzte Mal, nur auf seine Muskeln gestarrt hast!?", schob mein Inneres Ich wiedermal den allerbesten Kommentar.
Alles was ich gerade rausbrachte war ein peinlich berührtes „Sorry".
Gerne hätte ich schlagfertig wie ich nicht bin, einen coolen Konter entgegengesetzt. Aber der fällt mir natürlich immer erst Stunden später ein.„Alles Gut. Vielleicht hab ich es auch genossen dich bei deiner besonderen Performance zu erwischen. Sah sogar ein bisschen süß aus.", gab er lächelnd von sich und zwinkerte mir zu.
„OMG, dieser verdammt gutaussehende Mann hier vor uns, flirtet grade mit dir!", bestätigte meine Innere Stimme, da ich zu überlegen begann, ob ich das gerade richtig wahrgenommen hatte.
Ohne es kontrollieren zu können, rann mir der Sabber das Kinn hinunter...eh ich meine - Ohne es kontrollieren zu können, öffnete ich den Mund, als wollte ich etwas sagen, aber das konnte ich nicht, weshalb ich ihn gleich wieder schloss. Das mit dem Sabbern wäre in meiner absoluten Horrorvorstellung passiert, was diesem eh schon viel zu peinlichen Moment noch den letzten Rest gegeben hätte.
Überraschend souverän brachte ich schließlich die folgende Frage hervor, nachdem ich nochmal schüchtern auf den Boden geguckt hatte:
„Du bist also auch dabei?"
„Yep! Freut mich mit dir die Hauptrolle zu spielen.", antwortete er gefolgt von einem model-liken durch die Haare fahren, was mich seine perfekte Frisur bewundern ließ.
„Woher weiß er..."
„Darf ich?"
Sanft versuchte er mich etwas auf die Seite zu schieben, um an mir vorbei zu kommen und den Weg in die Tür neben mir zu nehmen.
Erleichtert atmete ich erstmal aus, um auch diese Begegnung erstmal sacken zu lassen. Also das Schicksal fährt wohl heute Karussell mit mir.
Emotional war ich jetzt schon völlig am Ende, wobei das ganze Aufregende am Set ja erst beginnen würde.„Gott, wenn es dich gibt, kann mein Start hier jetzt nicht etwas entspannter verlaufen?"
Ok. Ganz langsam.
Was waren die wesentlichen Fakten, auf die ich mich jetzt konzentrieren musste?Erstens:
Der mysteriöse Obdachlose, der mich zu verfolgen schien und sich irgendwie und irgendwann an mir rächen wird - gehört auf jeden Fall NICHT dazu!
"ALSO RAUS AUS MEINEM KOPF!!!"Zweitens:
Das Model von grad eben, dessen Namen ich nicht mal wusste, war wohl auch Teil des Films und somit einer der Personen, mit denen ich wohl in nächster Zeit relativ viel zu tun haben werde.
"Da musst du dich wohl etwas zusammenreißen, Lia."Drittens:
Je länger ich hier im Vorraum rumstand, desto länger wird es dauern mich an das Set zu gewöhnen!
"Also beweg endlich deinen verdammten Arsch hier weg!"Also gut! Dann los!
Gerade wollte ich mich von diesem Fleck bewegen, an dem ich mich schon fast wie angeklebt fühlte, da ging auf einmal die Tür neben mir wieder auf.
„Du bist ja immer noch hier. Getraust du dich nicht rein?", zog mich der Namenlose auf und der Grad meiner Coolness sank um weitere 3 Etagen.
„Peinlich" könnte man fast als zweiten Vornamen bei mir einfügen.
Ich hatte verschiedene Erklärungen in meinem Kopf, warum ich immer noch hier rumstand, die aber alle keinen Sinn ergaben, oder weitere Vorlagen für ihn zum Flirten waren.
Da er mich dann auch ziemlich schnell mit einem „Komm" zu dem Abenteuer hinter dieser Tür einlud, beschloss ich es einfach sein zulassen und betete innerlich, dass er diese peinlichen Momente einfach schnell vergaß.Somit folgte ich ihm in meine beginnende Traumwelt...
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Can I help? - Ein Angebot mit Konsequenzen
RomanceLia arbeitet in einem Cafe, das sie liebt und nutz jede Chance ihren Traum zu verwirklichen. Jeder Tag war wie der andere bis ihr plötzlich etwas komisch vorkam. Und zwar war es ein scheinbar obdachloser Mann, der immer wieder in ihr Sichtfeld rückt...