Kapitel 4

516 24 2
                                    

An ihrem Zielbahnhof stand bereits ein kleiner Bus, welcher sie in das Camp bringen würde. Hektik kam beim Verstauen des Gepäcks und beim Einsteigen auf.

„Hey, Leute, beruhigt euch mal wieder", wies Daichi sie mit einem strengen Blick zurecht. Etwas geordneter setzten sie ihr Tun fort.

Hinata sicherte sich sofort einen Platz am Fenster und winkte Kageyama zu, er solle sich neben ihn setzen. Der Bus fuhr los und der kleine Mittelblocker bewunderte die an ihnen vorbeiziehende Landschaft.

„Wird dir heute gar nicht schlecht?", hörte er den Schwarzhaarigen neben sich skeptisch fragen.

„Nein, ich glaube, sowas passiert nur vor wichtigen Spielen", sagte er nachdenklich und nickte eifrig mit dem Kopf.

„Boah, schau mal!"

Kageyama folgte Hinatas Blick nach draußen und erblickte den Grund für seine Aufregung. Der Bus war soeben aus der Stadt herausgefahren und rechter Hand öffnete sich nun das weite Meer. Die Sonne schien und ließ das Wasser glitzern. Ein allgemeines Raunen ging durch den Bus.

Plötzlich kamen Hinata all die Filme in Erinnerung, wo verliebte Paare eng umschlungen am Stand saßen und den Sonnenuntergang genossen. Er schielte zu seinem Setter herüber und fragte sich, ob er wohl die Gelegenheit haben würde, solch einen romantischen Moment mit ihm zu verbringen. Vier Wochen waren immerhin eine lange Zeit und...

„Was ist?", hörte er Kageyama auf einmal zischen, welcher durchaus mitbekommen hatte, dass er angestarrt wurde.

„Ugh, nix!", gab Hinata schnell zurück und richtete seinen Blick wieder nach draußen. Verdammt, er musste mit seinen Tagträumereien etwas besser aufpassen.

Sie fuhren noch eine Weile so dahin und die Straße entfernte sich allmählich von der Küste. Gerade durchquerten sie einen Wald, als der Bus etwas abbremste und nach rechts in einen holprigen Weg einbog, welcher sie offenbar zu dem Camp führen würde. Es dauerte noch etwa fünf Minuten, bis sich der Wald vor ihnen auftat und ein großer, sandiger Parkplatz auftauchte. Dieser war bereits mit zahlreichen Mannschaftsbussen gefüllt und ihr kleiner Transporter hielt am hinteren Ende der Stellfläche.

„Wir sind da!", platzte es aus Hinata heraus und er sprang freudig von seinem Platz auf. Doch bevor er nach vorne stürmen konnte, brachte ein kräftiges ‚Stopp' seines Teamkapitäns ihn zum Innehalten.

„Bevor wir aussteigen, möchte ich euch noch kurz etwas sagen. Wir werden ruhig und gesittet aus diesem Bus aussteigen und wir werden genauso ruhig und gesittet zu unserem Bungalow gehen. Ich möchte kein Gebrüll, kein Rumgezanke und kein hektisches Herumgerenne oder Gehüpfe von euch hören oder sehen. Haben wir uns da verstanden?", fragte Sawamura mit Nachdruck.

„Ja, Kapitän", kam es einstimmig aus den Mündern der Teammitglieder.

„Gut. Also dann, los geht's."

Der Ausstieg und die Gepäckannahme verliefen tatsächlich ruhig. Gemeinsam bewegten sie sich auf den Eingang des Camps zu, über welchem sich ein geschwungenes Schild von der rechten bis zur linken Seite spannte und auf dem in großen Lettern „Volleyballcamp Strandblick" stand. Aufgeregte Blicke wurden ausgetauscht. Gerade als sie ihren Weg fortsetzen wollten, kam eine junge, attraktive Frau schnellen Schrittes auf sie zu.

„Oh nein, mir schwant Böses", hörte man Daichi nuscheln. Nur Suga, der neben ihm stand, hatte gehört was dieser sagte und wollte gerade mit seiner Frage ansetzen, was er damit meinte, als er Tanaka losbrüllen hörte.

„Boah, Noya, guck mal, guck mal! Ist die nicht umwerfend?!"

„Und wie! Und weißt du, was das Beste daran ist? Wir werden sie ganze vier Wochen lang jeden Tag sehen!" Beide brachen in lautem Gejohle aus.

„Nishinoya, Tanaka, still jetzt!"

Sie verstummten gleichzeitig. Sie wollten es sich nicht bereits am ersten Tag mit ihrem Kapitän verscherzen.

„Hallo", hörte man nun die freundliche Stimme der jungen Dame, die es nun endlich zu ihnen geschafft hatte. „Ich bin Juri, die Managerin des Camps und eure Ansprechpartnerin bei allen möglichen Belangen. Ich begrüße euch ganz herzlich hier im Camp und hoffe, dass ihr ein paar aufregende Wochen haben werdet."

„Vielen Dank für die freundliche Begrüßung", erwiderte Suga. „Wir sind die Karasuno-Oberschule aus der Präfektur Miyagi."

„Es freut mich, dass ihr hier seid." Sie schaute kurz auf ihr Klemmbrett und teilte dann mit, dass sie den Bungalow mit der Nummer 3 hatten, zwischen der Aoba Johsai und der Shiratorizawa. Man hörte nur ein genervtes Grummeln von Kageyama, der mit dieser Aufteilung offenbar alles andere als zufrieden war. Verständlich, wenn man bedachte, dass er mit dem Kapitän der Aoba Johsai seit einigen Jahren auf Kriegsfuß stand. Tja und das Verhältnis zu Ushiwaka war auch nicht gerade besser.

Alle bedankten sich und begaben sich nun auf die Suche nach ihrem Bungalow. Das Camp war der absolute Wahnsinn und viel größer, als sich alle vorgestellt hatten. Es gab einen Bereich mit sechs großen Hallen mit jeweils einem Spielfeld. Hinzukam eine weitere Halle mit Fitnessgeräten. Die Cafeteria war riesig und ein kurzer Blick hinein bestätigte ihre Modernität. Die Bungalows, nun zehn an der Zahl, gruppierten sich in lockerer Anordnung zueinander und waren vereinzelt von hochgewachsenen Bäumen umgeben, die ein wenig Schatten spendeten. Schmale geschlungene Wege verbanden die einzelnen Häuser miteinander. Ganz in der Nähe gab es zudem ein großes Badehaus. In der Mitte des Camps befand sich eine ausgedehnte Platzanlage, die wohl für Veranstaltungen oder dergleichen genutzt wurde. Es gab einen großen Geräteschuppen, der in unmittelbarer Nähe zu dem Weg stand, welcher hinunter an den Strand führte. Komplettiert wurde die Anlage von einigen kleineren Häusern, in denen die Verwaltung, die Angestellten und eine Krankenstation untergebracht waren.

Daichi hatte bereits nach kurzer Zeit aufgegeben, seine Meute unter Kontrolle halten zu wollen. Beinahe alle sind bei dem Anblick des Camps aus allen Wolken gefallen und taten ihrer Begeisterung lautstark kund. Ganz vorne mit dabei Nishinoya, Tanaka und Hinata. Klar, wer sonst?

Nun standen sie endlich vor ihrem Bungalow. Er war groß und außen mit Holz verkleidet. Er wirkte etwas rustikal, aber auch sehr einladend. Mit einem Lächeln auf den Lippen traten nun alle nacheinander ein.

„Woah, der absolute Wahnsinn!", hörte man Yachi etwas heißer sagen. Rechts befand sich ein großer Gemeinschaftsraum mit einem Kühlschrank. Links ging es in den Schlaf- und Duschbereich. Insgesamt gab es fünf Gemeinschaftsschlafräume und einen großen Waschraum mit sechs Duschkabinen.

Die Zimmeraufteilung war schneller erledigt als erwartet. Hinata war zusammen mit Kageyama, Nishinoya, Tanaka und Asahi in einem Zimmer. Zu seiner Freude konnte er sich den Platz direkt neben Kageyama sichern.

Daichi meldete sich noch einmal kurz zu Wort und gab bekannt, dass sie sich nun in aller Ruhe das Camp anschauen konnten. Um 16 Uhrwürde es auf dem Platz eine kurze Begrüßung und Zeit geben, um die anderen Mannschaftenkurz kennenzulernen. Anschließend wäre die Kantine für das Abendbrot geöffnet.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt