Kapitel 5

491 20 7
                                    

„Hey, Kageyama, wollen wir uns zusammen ein bisschen umschauen?", fragte Hinata verheißungsvoll.

„Meinetwegen", antwortete der Schwarzhaarige.

Hinata freute sich riesig obgleich der gedämpften Begeisterung seines Freundes. Gemeinsam drehten sie nun eine Runde durchs Camp und klapperten alles nacheinander ab. Er war begeistert. Er freute sich tierisch auf die kommenden Wochen und hoffte insgeheim, auch Kageyama etwas näher kommen zu können. Er wusste nicht, wie sein Kumpel zu Männerliebe steht, aber das würde er die nächsten Tage herausfinden.

Sie erreichten gerade den Platz, es war bereits kurz vor 16 Uhr, als plötzlich jemand aufgeregt nach Kageyama rief.

„Tobio, hey, Tobio!" Was? Wo? Wie? Wer rief hier bitte schön Kageyama beim Vornamen? Schon jetzt war er von der Person angepisst, der die Stimme gehörte, obwohl er sie noch gar nicht kannte. Ein weißhaariger kleiner Junge löste sich nun aus der Menschenmenge vor ihnen und kam auf sie zugelaufen. Er taxierte Kageyama von Kopf bis Fuß, wobei er besonders lange auf Höhe seines Schrittes und seines Oberkörpers samt Oberarmen verweilte. Hinata blieb dieses optische Abtasten nicht unbemerkt. Was zum Teufel...?

„Oh, hey, Korai, wie geht's?", wollte Kageyama von dem anderen wissen.

„Klasse. Ich find's mega cool hier. Und endlich sehen wir uns wieder. Ich hoffe, wir können ein paar Mal zusammen spielen, alte Zeiten wieder aufleben lassen und so", sagte der fremde Junge mit einem Zwinkern.

„Klar, da findet sich bestimmt eine Gelegenheit", erwiderte der Setter.

Was läuft hier gerade ab, ging es Hinata durch den Kopf, als sich der Weißhaarige ihm zuwandte und dabei unauffällig einen Schritt näher an Kageyama trat. Zu nah, für Hinatas Empfinden. Viel zu nah!

„Korai, das ist Shoyo Hinata, wir spielen zusammen für die Karasuno-Oberschule. Hinata, das ist Korai Hoshiumi von der Kamomedai. Wir haben uns im Trainingscamp vor ein paar Wochen kennengelernt", erlöste Kageyama ihn nun von der quälenden Ungewissheit, wer dieser Typ eigentlich war.

Dieser bedachte ihn nun mit einem abschätzigen Blick.

„Bist nicht besonders groß, was?!", fragte er mit einem fiesen Grinsen. Wollte der ihn verarschen, der war doch selbst nur ein paar wenige Zentimeter größer als er!

„Was los, kannst du nicht sprechen?", wollte er von ihm wissen, als nach geraumer Zeit immer noch keine Antwort kam.

„Klar kann ich sprechen!", rief Hinata verärgert.

„Ah, also bloß ein Langsam-Denker", stellte er mit einem selbstgefälligen Blick fest.

Boah, was bildete sich dieser arrogante Typ eigentlich ein! Hinata wollte gerade etwas patziges antworten, als der Kerl sich zum Gehen wandte.

„Okay, man sieht sich, Tobio. Hoffentlich früher als später", dann gab er Kageyama einen freundlichen Klapps auf den Oberarm und verschwand mit einem Augenzwinkern.

„Was war das denn bitte?", wandte er sich entsetzt an den Schwarzhaarigen. „Der hat dich ja förmlich mit seinen Augen ausgezogen!"

„Keine Ahnung, aber damit hat er schon im Trainingscamp angefangen", meinte Kageyama trocken.

„WAS?", fragte er mit viel zu hoher Stimme. Gerade als er ihn weiter ausfragen wollte, gesellten sich die anderen Teammitglieder zu ihnen. Offenbar hatten sie sich zuvor am Bungalow getroffen, da sie alle gemeinsam kamen.

Kurz darauf begann die Begrüßungszeremonie. Der Eigentümer des Camps stellte sich vor und erklärte, wie wichtig es ihm sei, dass die Jugend gefördert wird, gerade im sportlichen Bereich. Deshalb hatte er eines Tages beschlossen, dieses Camp hier zu eröffnen und jungen Spielern die Möglichkeit zu geben, an neuen Herausforderungen und Trainingspartnern zu wachsen. Er begrüße daher alle hier versammelten Mannschaften recht herzlich und wünscht eine aufregende, spannende und vor allem lehrreiche Zeit.

--

Auf dem Weg in die Kantine ging Hinata nochmal alle Mannschaften durch, die hier versammelt waren:

1. Karasuno (jaja, der Esel nennt sich zuletzt, ia)

2. Aoba Johsai

3. Shiratorizawa

4. Nekoma

5. Itachiyama

6. Kamomedai (dazu gehört der weißhaarige Blödmann)

7. Inarizaki

8. Shinzen

9. Fukurodani

10. Dateko

Drei der Mannschaften kannte er noch nicht. Er war gespannt, wie die wohl spielten. Und auf diesen Hoshiumi, den Kageyama so vertraut beim Vornamen nannte. Er war eingeschnappt, Kageyama nannte nicht mal ihn bei seinem Vornamen, dabei waren sie doch ständig zusammen und gaben beim Volleyball ein perfektes Team ab.

„Hey, Tobio, hier drüben!" Man, nicht schon wieder, ging es Hinata durch den Kopf und er verdrehte genervt die Augen.

„Hallo, Atsumu." Hinata erinnerte sich an den Namen und daran, dass er gemeinsam mit Kageyama in dem Trainingscamp war.

Der große Typ hatte sich nun einen Weg zu ihnen gebahnt und zog Kageyama in eine feste Umarmung. Maaaan, was soll das bitte? Was zum Teufel haben die denn da in dem Trainingscamp getrieben, dass die sich nun alle Duzen? Und warum musste jeder von denen seinem Setter so verdammt nahekommen? Kageyama scheint dort ziemlich Eindruck hinterlassen zu haben, wenn...

„Kommst du?", wollte Kageyama von ihm wissen.

„Oh, wo ist der andere Typ hin?" Hinata stelle überrascht fest, dass dieser schon wieder weg war.

„Er ist zu seinen Leuten zurück. Mein Gott, Hinata, bist du geistig überhaupt anwesend?"

Hinata biss sich auf die Lippen und unterdrückte einen blöden Kommentar. Am liebsten hätte er ihn mit Fragen überschüttet, doch das musste er wohl gemächlich angehen. Eine Frage nach der anderen.

--

Das Abendbrot verlief vergleichsweise ruhig. Vermutlich, weil alle von den vielen Eindrücken, die heute auf sie niedergeprasselten waren, und dem frühen Aufstehen erschöpft waren. Als alle fertig waren, gingen sie gemeinsam zu ihrem Bungalow zurück. Viele verabschiedeten sich unter die Dusche und anschließend ins Bett. Lediglich Nishinoya und Tanaka spielten im Gemeinschaftsraum noch Karten.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt