Kapitel 9

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Hinata wurde von einem Rascheln neben sich geweckt. Er brauchte einen Moment, um zu sich zu kommen. Er sah Kageyama, der gerade dabei war aufzustehen. Die Übelkeit überkam ihn wie eine Welle. Er wusste, wo Kageyama hinging, nach draußen, zum Joggen, mit dieser weißen Schlange.

„Nein", rief er verzweifelt und packte Kageyama am Handgelenk, gerade als dieser aufstehen wollte. Überrascht von dem plötzlichen Ruck taumelte er leicht.

„Bist du bescheuert, Idiot?", gab er leise zischend seinen Missmut kund.

„Kageyama, bitte, du darfst nicht gehen", flehte er ihn an.

„Was redest du da für zusammenhangloses Zeug?"

„Du triffst dich wieder mit ihm, oder? Mit Hoshiumi?" Das Verzweiflung in seiner Stimme lag, erkannte sogar Kageyama, doch er erlaubte sich nicht, darauf zu reagieren.

„Ja, wir gehen joggen", sagte er knapp. „Und jetzt lass los", setzte er nach.

„Ich kann nicht", sagte Hinata und er spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. „Bitte, Kageyama, ich flehe dich an, bleib bei mir." Er wusste, wie verzweifelt seine Stimme klang, doch allein bei dem Gedanken daran, wie sich Hoshiumi eng an seinen Setter kuschelte und sie dabei auf das Meer hinausblickten, schnürte sich ihm die Kehle zu und raubte ihm jegliche Luft zum Atmen.

„Was zum Teufel bist du, ein kleines Kind?", fragte der Große ungläubig.

„Er wird dich mir wegnehmen", schluchzte er unkontrolliert auf.

„Bist du bescheuert? Was laberst du da für einen Schwachsinn?" Wütend entriss ihm Kageyama seine Hand. „Außerdem kann er mich dir gar nicht wegnehmen, denn ich gehöre dir nicht. Hast du kapiert?", fragte er und stürmte mit seinen Sachen nach draußen.

Hinata trafen diese Worte mitten ins Herz... denn ich gehöre dir nicht... denn ich gehöre dir nicht... denn ich gehöre dir nicht... Wie ein Mantra wiederholten sich diese Worte und zogen ihn in eine tiefe Dunkelheit.

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Kageyama wurde schwarz vor Augen als er durch den Bungalow nach draußen stürmte. Gierig atmete er die frische, kühle Luft ein, die ihn wieder zu klarem Verstand brachte. Was war auf einmal mit Hinata geschehen? Er benahm sich wie ein kleines bockiges Kind, dass nicht wollte, dass noch andere mit seinem Spielzeug spielen. Dennoch, er wusste, dass seine Reaktion auf Hinatas Gefühlsausbruch zu hart war. Aber als er die Wärme von Shoyos Hand spürte, kamen wieder all die verwirrenden Empfindungen hoch, die während des Parcours so unangekündigt und mit voller Wucht über ihn hereingebrochen waren. Panik war in ihm aufgestiegen, da er sich zuvor nie mit solchen Gefühlen konfrontiert sah. Solchen Gefühlen. Was waren das überhaupt für Gefühle? Erschrocken hatte er dem Kleinen seine Hand entrissen und er konnte nur daran denken, so schnell wie möglich aus dieser Situation zu fliehen. Er atmete tief ein.

Er hörte Korai herantraben. Das werden vermutlich die vier schlimmsten Wochen seines Lebens, dachte er sich, bevor er sich Hoshiumi anschloss.

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Kageyama schritt langsam auf den Bungalow zu. Er hatte deutlich gespürt, dass Korai mit der geänderten Laufroute alles andere als zufrieden war. Aber darauf konnte Kageyama keine Rücksicht nehmen. Er hatte keine Lust, dass sie wieder beide am Strand standen und er sich so nah an ihn kuschelte. Diese starke körperliche Nähe, die der Weißhaarige immer suchte, war ihm zutiefst unangenehm.

Er wollte gerade den Duschraum betreten, als Hinata unerwartet vor ihm auftauchte. Seine Augen waren rot und aufgequollen. Es war mehr als deutlich: er hatte geweint. Hinata wand sich, ohne ein Wort zu sagen, ab und marschierte in ihr Schlafzimmer. Ja, er war sich sicher, dass würden definitiv die vier anstrengendsten Wochen seines Lebens werden.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt