Kapitel 15

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Der Montag kam schneller als gedacht und läutete die vierte und letzte Woche des Trainingscamps ein. Hinata wusste, dass sie am Nachmittag gegen Hoshiumi spielen würden, und er war sich ziemlich sicher, dass dieser mehr als sauer war. Kageyama hatte die morgendlichen Joggingrunden nach dem Vorfall im Badehaus für beendet erklärt. Auch musste dem Weißhaarigen aufgefallen sein, dass er und Kageyama sich wieder sehr gut verstanden und zu ihrer alten Form, nein, zu einer noch viel besseren Form, zurückgefunden hatten. Sein Selbstbewusstsein war gestärkt, unter anderem auch wegen dieser unglaublichen Nacht, die er mit seinem Setter im Lagerraum der Halle verbracht hatte, und er fühlte sich stark genug, Hoshiumi entgegenzutreten und sich nicht von ihm provozieren zu lassen. Er würde der weißhaarigen Schlange deutlich zu verstehen geben, dass er verloren hatte und Kageyama zu ihm gehörte.

Sie erreichten eben den Strand als sich auch schon ihre Blicke trafen. Er wusste es: Hoshiumi war stinksauer. Sie starrten einander an, wer zuerst wegschauen würde, hätte das erste Kräftemessen für diesen Tag verloren. Hinata hatte nicht vor, nachzugeben, er würde als Sieger aus diesem Duell hervor-- Er geriet ins Straucheln. Verdammt, er durfte jetzt nicht hinfallen. Doch wie er es dachte, so lag er auch schon in der nächsten Sekunde auf dem Boden. Nein, das durfte doch nicht wahr sein!

„Wo hast du deine Augen, Idiot?", hörte er die Stimme seines Setters, welcher daraufhin kopfschüttelnd an ihm vorbeiging. Schnell blickte er zu Hoshiumi hinüber. Dieser hatte den Sturz ganz genau verfolgt und warf ihm ein selbstgefälliges Grinsen zu. Grrrr, das würde Hinata diesem Blödmann heimzahlen.

„Okay Leute, stellt eure Sachen ab und dann schnappt euch einen Ball zum Aufwärmen", rief Daichi seiner Mannschaft zu.

Hinata rappelte sich auf, schmiss seine Tasche neben Kageyamas und lief dem Schwarzhaarigen hinterher, welcher bereits einen Ball in der Hand hatte.

„So wie immer?", fragte Hinata.

„Wie denn sonst, Idiot?"

Sie begannen sich den Ball in hohem Bogen zu zuspielen und gingen später in ein abwechselndes Pritschen und Baggern über. Hinata fiel es schwer, sich zu konzentrieren, glaube er doch ständig die bohrenden Blicke Hoshiumis in seinem Rücken zu spüren. Aber er musste aufpassen, würde er aufgrund seiner geistigen Abwesenheit einen Ball versemmeln, würde er mächtigen Ärger mit Kageyama kriegen und er wollte dem Weißhaarigen keinesfalls diese Genugtuung verschaffen.

„Gut Jungs, es geht los. Kommt bitte alle zusammen", rief ihr Coach sie herbei. „Die heutige Trainingseinheit ist für uns von immenser Wichtigkeit."

„'immens', was bedeutet das, Kageyama?", fragte Hinata leise seinen Teamkollegen.

„Woher soll ich das wissen, Idiot?"

„'Immens' bedeutet groß", erleuchtete sie Yachi gnädiger weise.

„Ähem." Daichi blickte finster auf die beiden hinab. „Werdet ihr jetzt wohl gefälligst die Klappe halten und zuhören?"

„Ja, Entschuldigung", sagten die drei gleichzeitig, wobei Daichis böser Blick wohl nur dem Freak Duo galt.

„Nun gut. Wie ihr wisst, beherrscht Korai Hoshiumi einen unglaublich starken Angriff, der dem Schnellangriff von Kageyama und Hinata sehr ähnelt. Das heißt, ihr werdet heute sozusagen aus der Perspektive eurer Gegner wahrnehmen, vor welche Herausforderungen der Angriff unserer Erstklässler-Kombi sie stellt. Ihr werdet schnell Gegenstrategien entwickeln müssen, um den Angriff des weißhaarigen Jungen zu stoppen. Findet heraus, welche Schwächen solch ein Angriff bürgt, damit ihr die Erfahrungen nutzen könnt, um euren eigenen Schnellangriff noch stärker zu machen. Alles klar so weit?", beendete der Trainer mit dieser Frage seine Ansprache.

„Ja!", kam es gleichzeitig aus den Mündern der Teammitglieder.

„Also dann, macht sie fertig!"

Sie nahmen ihre Startposition ein und der Schiedsrichter eröffnete mit einem schrillen Pfiff das Spiel.

Ihr Trainer hatte Recht, die Angriffe von Hoshiumi waren unglaublich schwer aufzuhalten. Mit jedem Treffer, den der Weißhaarige landete und Hinatas Blocks dagegen völlig nutzlos waren, stieg die Wut in ihm. Er wollte dem anderen unbedingt zeigen, wie gut Kageyama und er zusammenspielten. Die ersten Angriffe verliefen auch gut und sie konnten einige Punkte erzielen. Doch je länger das Spiel dauerte und Hinatas Ärger anstieg, um so öfter wurde er geblockt. Und als ob das nicht schon an für sich schlimm genug wäre, wurde er auch noch von dieser weißen Schlange aufgehalten.

„Mein Gott, du bist so dermaßen schlecht. Ich weiß wirklich nicht, warum du noch auf dem Feld stehst. Tobio sollte langsam merken, dass du nicht zum Sieg, sondern zur Niederlage eures Teams beiträgst und dann wird er seine Zuspiele endlich einem würdigen Mitspieler zukommen lassen", zischelte der Weißhaarige Hinata leise entgegen.

Das hatte einen Nerv getroffen. Hinata erinnert sich noch ganz genau an ihre Anfänge bei Karasuno, als Kageyama ihm sagte, dass er nur Leuten zuspiele, die für den Sieg benötigt würden und er gehörte damals nicht dazu. Ob Hoshiumi das wusste? Aber woher? Für einen Zufall kamen ihm die Worte seines Gegners etwas zu durchdacht vor. Kurz um, die Worte hatten ihren Zweck nicht verfehlt und Karasuno verlor das erste Spiel mit sieben Punkten Abstand.

Mit knirschenden Zähnen stapfte Hinata hinüber zu seiner Tasche, um seine Trinkflasche herauszukramen. Angepisst ließ er sich im Schneidersitz in den weichen Sand fallen und nahm einen tiefen Schluck.

„Du solltest dich langsam wieder einkriegen, Hinata. Ich habe keine Lust, heute ein Spiel nach dem anderen zu verlieren, nur weil du nebenher noch deinen persönlichen Kampf mit Korai ausfechtest", hörte er die strenge Stimme Kageyamas hinter sich.

„Glaubst du etwa ich möchte verlieren?"

„Im Moment scheinst du zumindest alles dafür zu tun, DASS wir verlieren. Also reiß dich zusammen. Wo ist das ganze Selbstvertrauen hin, dass du noch hattest, als wir hier her gelaufen waren, hm?", wollte sein Setter von ihm wissen.

Das war eine verdammt gute Frage. Heute Morgen war er sich noch so sicher gewesen, dass er Hoshiumis Provokationen standhalten würde und jetzt war von seinem Selbstbewusstsein nichts mehr übrig und er war Schuld daran, dass sie bereits das erste Matsch verloren hatten. Das musste sich jetzt dringend ändern. Mit neuer Motivation ging er auf das Feld zu. Dieses Mal würde er Hoshiumi zeigen, dass er mit Kageyama ein nur schwer zu besiegendes Team war.

Nach drei weiteren Sätzen musste sich Hinataeingestehen, dass er kläglich gescheitert war. Das konnte doch wohl nicht wahrsein. Sie hatten alle vier Sätze verloren. Kageyama verlor ab der zweitenHälfte seine Geduld mit Hinata und tat seinem Missmut lautstark kund. Und jedesMal hörte er diese kleine miese Schlange schadenfroh lachen. Das verstärke nurHinatas Wut und er spielte noch schlechter. Es war ein elender Teufelskreis,welcher erst von der Mittagspause durchbrochen wurde.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt