Kapitel 22

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Nachdem Hinata sich beruhigt hatte, konnte er auch seine restlichen Körperteile mit reichlich Sonnencreme bedecken. Noch immer musste er an Kageyamas Hände denken, die über seinen Rücken wanderten. Kräftig schüttelte er seinen Kopf, um sich auf andere Gedanken zu bringen.

„Ist alles in Ordnung, Hinata?", erkundigte sich Kenma.

„Jaja", beeilte er sich schnell zu antworten. Nach einer kurzen Denkpause fragte er Kenma, ob er vielleicht Lust hätte, sich mit ihm ein wenig die Beine zu vertreten. Kenmas Begeisterung stand ihm förmlich ins Gesicht geschrieben, ging jedoch auf die Bitte ein und erhob sich quälend langsam von seiner Decke.

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Kageyamas Blick fiel auf Hinata und Kenma, welche sich gemeinsam von der Gruppe wegbewegten und scheinbar den Strand ansteuerten. Ein Ziehen durchzog seine Brust. Was fand Shoyo bloß an diesem langweiligen Zuspieler? Zugegeben, er war wirklich schlau und hatte ein paar echt coole Tricks auf Lager, aber deswegen...

Ein Schatten legte sich über sein Gesicht und unterbrach seinen Gedankengang. Er blicke nach oben und sah Hoshiumi, welcher sich über ihn beugte.

„Korai, was gibt's?", fragte er.

„Die Teams wurden neu gemischt und mir, uns, fehlt noch ein Zuspieler. Hast du Lust?"

Kageyama musste nicht lange darüber nachdenken. Dieses untätige Herumliegen war absolut nicht seins. Außerdem würde es ihn auf andere Gedanken bringen.

„Klar", sagte er, richtete sich auf und folgte Hoshiumi Richtung Spielfeld.

Suga beobachtete dies mit Sorge.

Am Spielfeld angekommen, realisierte er, dass die Teams tatsächlich wild gemischt waren. Sofort fiel ihm jedoch Oikawa auf, der auf der anderen Seite des Netztes stand und den Zuspieler gab.

„Hallo, süßer Tobio, bist du gekommen, um dich von mir in Grund und Boden stampfen zu lassen?", fragte dieser mit einem aufgesetzten Lächeln im Gesicht.

Tobios ohnehin schon stark ausgeprägter Siegeswille wurde noch mehr angestachelt. „Träum weiter, Oikawa, heute wirst du vor mir niederknien", antwortete er mit einem diabolischen Grinsen.

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Das Spiel begann und nach bereits wenigen Spielzügen hatten sich Korai und Tobio perfekt aufeinander abgestimmt. Klar, die vielen gemeinsamen Übungseinheiten während des Trainingscamp für angehende Nationalspieler waren hierfür mehr als hilfreich. Gemeinsam holten sie immer mehr Punkte, was Oikawa beinahe in den Wahnsinn trieb. Sein Blick schweifte kurz in die Ferne, wo er orangeleuchtende Haare sah, die sich immer zügiger dem Spielfeld näherten.

„Das wird mit Sicherheit ziemlich interessant", sagte er mehr zu sich selbst als zu seinen Mitspielern, die ihn zwar akustisch, inhaltlich jedoch überhaupt nicht verstanden.

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Mit hochrotem Kopf stapfte Hinata an seiner Decke vorbei und steuerte direkt auf das Spielfeld zu, wo Kageyama Hoshiumi ein perfektes Zuspiel nach dem anderem lieferte und die Punkte nur so purzeln lies. Suga bemerke eine schnelle Bewegung hinter seinem Rücken und als er realisierte, dass es ihr kleiner Mittelblocker war, welcher wutentbrannt auf seinen Setter zustürmte, schrie er lauthals: „Hinata, nein, WARTE!"

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Doch er hörte ihn gar nicht. Er war nur noch wenige Meter vom Spielfeldrand entfernt, als er nach seinem Zuspieler brüllte. „KAGEYAMA!"

Der Angesprochene drehte sich um und blicke direkt in seine vor Wut lodernden Augen.

„WAS ZUM TEUFEL DENKST DU, TUST DU DA EIGENTLICH?!", donnerte es aus ihm heraus.

„Ich spiele Volleyball, dass sieht man doch, Idiot", antwortete der Schwarzhaarige lakonisch.

„JA, DAS SEHE ICH AUCH, ABER WARUM MIT IHM?" Bestürzt zeigte er mit seinem Finger auf Hoshiumi.

„Warum nicht? Er hat mich gefragt", erwiderte Kageyama schulterzuckend.

„ABER DU BIST MEIN SETTER!"

„Verdammt, Hinata, jetzt hör endlich auf mit dem Scheiß! Langsam wird es wirklich lachhaft, findest du nicht?", fragte Kageyama genervt und warf ihm einen bösen Blick zu.

„LACHHAFT?", fragte er entsetzt, „WIE KANNST DU...".

Zwei starke Arme rissen ihn plötzlich nach hinten und er fiel rücklinks in den Sand. Völlig verdattert schaute er sich nach der Ursache seines Sturzes um. Daichi kam in sein Sichtfeld und bedachte ihn mit einem Blick, der tausend schmerzhafte Tode versprach, sollte er auch nur noch einen Mucks von sich geben. Er verstummte.

„H-I-N-A-T-AAAAA... Du hast jetzt genau zwei Möglichkeiten, mein Freund. Entweder, du entschuldigst dich augenblicklich bei Kageyama und Hoshiumi und du darfst den Rest des Tages hier am Strand bleiben, wobei ich jedoch KEIN EINZIGES WORT mehr von dir hören möchte, oder du packst deinen Krempel zusammen und gehst zurück ins Camp. Entscheide dich!"

Zähneknirschend ging Hinata seine Möglichkeiten durch. Er war so verdammt sauer, dass ihm die Vorstellung, seine Sachen zu schnappen und zurück ins Camp zu gehen, gar nicht so unlieb war. Doch dann wäre Kageyama Hoshiumi schutzlos ausgeliefert. Ein Blick auf den weißhaarigen Jungen, welcher ihn herablassend angrinste, bestätigte seine Vermutung. Nein, zurück gehen war keine Option. Kageyama würde mit Sicherheit auch nicht die ganze restliche Zeit ununterbrochen Volleyball spielen, sodass er durchaus noch ein paar Momente mit ihm zusammen haben würde. Außerdem kann er ihn so die ganze Zeit im Auge behalten und ganz besonders diese hinterlistige kleine Schlange. Sein Entschluss stand fest. Mühsam rappelte er sich auf, verbeugte sich kurz vor allen Anwesenden, entschuldigte sich für sein aufbrausendes Verhalten und machte auf dem Absatz kehrt. Wasser. Er musste jetzt ganz dringend ins Wasser, um seinen Kopf abzukühlen. Daichi sah ihm mit einem skeptischen Blick hinterher.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt