Kapitel 30

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Es dämmerte bereits, als Kageyama von einem leichten Rütteln an seiner Schulter geweckt wurde. Suga und Daichi saßen von ihm. Hatten einen Teller in der Hand, auf dem vermutlich etwas zu Essen lag. Kageyamas Magen drehte sich um und er begann zu würgen. Schnell wurde der Teller beiseitegeschoben.

„Sorry, wir dachten, du hättest vielleicht Hunger, da du das letzte Mal wohl gestern Abend etwas gegessen hattest", entschuldigte sich Suga.

„Danke", nuschelte er, „aber ich fürchte, dass ich noch keinen Bissen herunterkriege".

„Alles gut, du brauchst dich nicht zu entschuldigen", wandte Daichi ein.

Es war eine Weile still. Er spürte dennoch die Anwesenheit seiner beiden Kapitäne. Offenbar hatten sie noch etwas auf dem Herzen.

„Kageyama", hörte er Suga leise fragen, „glaubst du, wir könnten uns kurz unterhalten? Es wäre wirklich wichtig."

Er nahm alle Kraft zusammen, die sein Körper aufbringen konnte und brachte sich in eine aufrechte Position. Im Schneidersitz saß er den beiden nun gegenüber.

„Nun, ich fang einfach mal an", erklärte Suga. „Wir alle haben uns große Sorgen gemacht, weil du gestern nicht zurückgekommen bist. Als wir den Bungalow betraten, fanden wir Hinata schlafend in unserem Zimmer. Aus ihm war nichts herauszubekommen. Wir wussten nicht, wo du warst, hatten jedoch vermutet, dass du eventuell woanders schläfst. Als du uns dann heute Morgen allerdings torkelnd entgegenliefst, waren Daichi und ich wirklich entsetzt. Wir haben dich nach drinnen gebracht und auf das Sofa gelegt und, naja, dabei ist uns etwas aufgefallen." Suga sah hilfesuchend zu Daichi rüber.

„Kageyama, du hattest stark geweitete Pupillen. Sowas bekommt man für gewöhnlich, wenn man Drogen genommen hat! Wir dachten zuerst, du hättest selbst welche genommen. Aber du hattest noch dein Handy in der Hand, als Suga und ich reinkamen und wir konnten sehen, wonach du zuletzt gegoogelt hast. Wir gehen davon aus, dass du dich vor der Einnahme von Drogen über die Symptome erkundigt hättest und nicht erst danach. Also fragen wir uns, was zum Teufel ist gestern passiert, nachdem Hinata zum Geräteschuppen gelaufen war?"

Woah, das war viel Inhalt. Er brauchte einen Moment, um das eben Gesagte zu verarbeiten. Hinata war auch beim Geräteschuppen gewesen? Warum hatte er ihn dann dort allein zurückgelassen, wo er doch gesehen haben musste, wie scheiße es ihm ging. Und Korai, wieso hatte der ihn überhaupt in den Geräteschuppen und nicht zu seinem Schlafraum gebracht, nachdem er ihn draußen seine Hilfe angeboten hatte?

Die Erinnerungen brachen mit einer solchen Wucht über Kageyama herein, dass seine mörderischen Kopfschmerzen explosionsartig zurückkehrten. Er fasste sich an den Kopf, sah wieder gleißende Lichtpunkte hinter seinen Augenlidern auf und ab tanzen und wurde übermannt von dem Schwindelgefühl, welches sie begleitete. Er ließ sich auf seine Matratze fallen und blieb einige Minuten regungslos liegen, bis sich die Schmerzen wieder etwas gelegt hatten. Suga und Daichi saßen noch immer geduldig vor ihm, waren jedoch gerade im Begriff zu gehen, als er seine Stimme wiederfand.

„Korai. Es war Korai, der mir irgendetwas in mein Glas getan hatte", stieß er angestrengt hervor.

„Hoshiumi?", fragten Suga und Daichi im Einklang, beide gleichermaßen verwirrt.

„Wieso?", fragten wieder beide gleichzeitig.

„Das... Darüber möchte ich noch nicht reden", antwortete Kageyama sichtlich verunsichert.

„Aber Kageyama, dir ist doch sicher bewusst, dass wir das unseren Trainern erzählen müssen. Sowas gefährliches können wir unter gar keinen Umständen zulassen!"

„NEIN!", schrie Kageyama, was er augenblicklich bereute. Sein Kopf belohnte ihm mit erneuten Hammerschlägen. „Bitte, lasst mich das klären. Es ist wichtig, dass ich das tue."

Die beiden Jungs vor ihm sahen nicht überzeugt aus, konnten sich keinen Grund vorstellen, weshalb es so wichtig war, dass Kageyama das Problem selbst löste.

„Bitte", hörten sie ihn nun flehen.

Nachdem sich die beiden Kapitäne kurz beraten hatten, wandten sie sich wieder Kageyama zu.

„Okay, Kageyama. Wir lassen dich das klären. Sollten wir jedoch merken, dass das nicht funktioniert, werden wir es wohl oder übel Herrn Takeda sagen müssen", erklärte Daichi streng.

„Ja, ist gut", antwortete er.

„Okay. Also, Suga und ich gehen jetzt wieder. Wir sagen Noya, Tanaka und Asahi, dass sie leise sein sollen, wenn sie sich schlafen legen."

„Danke", brachte er mit letzter Kraft hervor, bevor er erneut in einen tiefen Schlaf fiel.

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Hinata hatte seine Chance genutzt, als er Suga undDaichi in Kageyamas Zimmer hat gesehen sehen, um sich selbst zu seinem neuenSchlafplatz zurückzuziehen. Dort hatte er sich unter die Decke gekuschelt undgehofft, dass er nicht mehr mit den beiden reden musste, wenn diese aus demNachbarzimmer kamen. Er würde es nicht aushalten, sollte irgendjemand den Namendes schwarzhaarigen Jungen aussprechen, der seine Welt in den Abgrund gestürzthatte. Hinata war von dem ganzen Schmerz, welcher nur gedämpft in seinem Herzenankam – sein Hirn leistete ziemlich gute Arbeit – dennoch völlig ausgezehrt.Nicht auszumalen, was wäre, wenn der ganze Schmerz ungefiltert über ihnhereinbrechen würde. Doch für heute fiel Hinata erneut in einen tiefen Schlaf,welcher jedoch alles andere als erholsam sein würde.

Er soll Mein seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt