Soulmates

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Ich konnte mich daran erinnern, dass meine Welt als Kind ziemlich farbenfroh gewesen war und ich jede einzelne Farbe in voller Intensität hatte erkennen können. Jetzt war das nicht mehr so, aber ich konnte auch nicht sagen, was sich seitdem verändert hatte.

Auch heute wachte ich auf und sah die Welt nur in schwarz-weiß, was in meinem Alter ziemlich ungewöhnlich war. Normalerweise legte man in seiner Jugend alles darauf an seinen Seelenverwandten zu finden, um die Welt in Farbe sehen zu können.

Irgendeinem Gendefekt, der sich vor hunderten von Jahren durchgesetzt hatte, war es nämlich zu verdanken, dass kein Mensch mehr die verschiedenen Farben sehen konnte, bis man seinen Seelenverwandten gefunden hatte, aber so sehr ich mich auch anstrengte, ich fand meinen nicht.

Auch jetzt in der Mitte meiner Zwanziger hatte ich die Farben noch nicht zurückbekommen und je mehr ich darüber nachdachte, wer die Farbe in meine Welt gebracht hatte, als ich noch kleiner war, desto mehr verblassten die spärlichen Erinnerung an meine frühe Kindheit.

Mein Handy klingelte und als ich auf das Display sah, stöhnte ich auf. Es war Niall, vermutlich weil ich mal wieder eine seiner für mich organisierten Speed-Dating-Runden wohlwissend ignorierte und er so lieb war mich daran zu erinnern. Wenn mein Seelenverwandter bei sowas mitmachte, konnte er unmöglich mein Seelenverwandter sein.

Trotzdem wischte ich zähneknirschend den grünen Hörer in die Mitte und hielt mir mein Telefon ans Ohr. ,,Ja, Niall?" Aus dem Hintergrund konnte ich lautes Stimmengewirr und leise Musik hören, was mich vermuten ließ, dass er mir auf Lautsprecher geschaltet hatte. ,,Wo bist du?", krakeelte er in den Hörer und ich verzog schmerzhaft mein Gesicht. Mein armer, gepeinigter Gehörgang.

,,Wo sollte ich denn sein?", erkundigte ich mich unschuldig, als wüsste ich nicht, wovon er redete. ,,Wir waren verabredet und ich wollte dich noch ein paar Leuten vorstellen." Ein paar Leute vorstellen war gut. Das war eigentlich nur der Deckmantel für: ,,Du darfst dich in der nächsten Stunde alle fünf Minuten an einen neuen Tisch im Café sitzen, damit ich einen neuen Versuch starten kann, dich mit einem von diesen Männern zu verkuppeln."

Am Anfang hatte er es immer mit Frauen versucht, bis ich ihm völlig entnervt um die Ohren gehauen habe, dass ich schwul bin, was ihn in keinster Weise gekränkt, sondern nur noch mehr angestachelt hatte. Beinahe jede Woche veranstaltete er so ein Treffen, bei dem sich immer mindestens ein Pärchen fand, nur war das noch nie ich gewesen und wenn mein Seelenverwandter bei sowas mitmachte, konnte er mir auch gestohlen bleiben, weil sowas echt verzweifelt war und ich war ganz sicher nicht verzweifelt. Selbst ist der Mann. Als ob ich jemanden bräuchte, um glücklich zu sein. Vielleicht jemanden, der mir Nialls Speed-Dates vom Hals schaffte, aber ansonsten kam ich mehr als gut zurecht.

,,Das habe ich total vergessen. Das tut mir so leid!", zwitscherte ich scheinheilig in den Hörer und stöhnte in Gedanken laut auf. Vermutlich musste ich jetzt trotzdem hin, weil Niall sonst tödlich beleidigt war und das wollte niemand.

,,Macht ja nichts, ich kenne ja deine Vergesslichkeit. Komm doch einfach jetzt." Einen Moment schloss ich geschlagen die Augen, bevor ich mich wieder fasste und ihm antwortete. ,,Natürlich, bis gleich!", verabschiedete ich mich und beendete den Anruf schnell.

Es führt wohl kein Weg dran vorbei, also tauschte ich meine Jogginghose gegen eine Jeans und machte mich auf den Weg. Leider war das Café nur um die nächste Ecke, weswegen ich nicht mal bis in alle Ewigkeiten trödeln konnte.

Mit einem leidenden Gesicht betrat ich den Laden und steuerte in Nialls Richtung, der mich freudig zu sich winkte. ,,Muss das sein?", fragte ich vorsichtig nach, weil ich ihn nicht verletzen wollte. ,,Du weißt, dass ich das hier nicht so gerne mache."

Larry Stylinson One Shots😜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt