Kapitel 80

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Emma

Bis wir kurz darauf bei Pauls Wohnung ankamen, hatte ich mich wieder entspannt. „Bin ich froh, wenn Amelie das nächste Woche wieder mit dir macht", seufzte ich. So gerne ich ihn auf der Tour und mit Instagram auch unterstützte, aber da waren wir einfach viel geschützter als face-to-face bei Terminen. Und das war nichts für mich. Ich wollte nicht wissen, was er erzählte und was davon letztendlich wirklich veröffentlicht wurde. Wincent legte seine Hand auf mein Knie und sah zu mir rüber. „Sorry", machte er, „aber ich finde auch du solltest im Hintergrund bleiben. Du hast da genug zu tun und wir sollten das besser trennen". Kurz fühlte ich mich wie in einem beruflichen Meeting, so hatte er noch nie mit mir geredet. „Wer weiß, was in Zukunft auf uns zu kommt, ich muss dich einfach besser schützen", redete er weiter. Ach, daher wehte also der Wind. „Du musst mich nicht beschützen, ich bin schon groß, ich kann auf mich aufpassen", schmunzelte ich. 

„Emma, sprich mir das nicht ständig ab. Du weißt was ich meine und wie ich das meine", seufzte er. Okay, er meinte das wohl ernst und es war an mir Kleinbei zu geben. Schließlich waren wir vielleicht irgendwann nicht mehr nur Emma und Wincent, sondern plus eins, und das ging nun wirklich Niemanden etwas an- da musste ich ihm Recht geben. Wir stiegen aus und stiegen mit unseren Rucksäcken bepackt die vier Stockwerke zu Pauls Wohnung nach oben. „Wie machen die das nur mit dem Kinderwagen? Und den Einkäufen?", keuchte ich, als wir angekommen waren. Wincent grinste mich von der Seite an, aber mir war klar, dass er genauso mit sich kämpfte. Unsere Kondition hatte ganz schön nachgelassen während der Albumphase. „Wir müssen wieder mehr laufen gehen", kommentierte Wincent nur, da ging schon die Wohnungstür auf und Bella flog in seine Arme. „Hey Süße", begrüßte er die Kleine und drehte sich mit ihr im Kreis. Ihr strahlendes Lachen erhellte den gesamten Hausflur. Sein Wincent-Charme hatte auf Frauen egal welchen Alters diese ganz besondere Wirkung. Ich schob mich an den Beiden vorbei und begrüßte erst Lisa und dann Paul mit einer festen Umarmung.

Zu dritt beobachteten wir Wincent und Bella, die nach wie vor noch im Hausflur standen. Bella textete ihn zu, so gut das eben ging mit knapp einem Jahr, und er hörte aufmerksam zu- zumindest tat er so. Ich war mir sicher er würde nur einen Bruchteil dessen verstehen, was da aus ihrem Mund kam. Mein Herz machte einen kleinen Sprung, wenn ich die Zwei so zusammen beobachtete. Wincent sah unfassbar gut aus mit einem kleinen Mädchen auf dem Arm, dass mir meine Hormone ganz schön einheizten. „Diggi, ich finds klasse, dass du meine Tochter so liebst, aber ich würd auch gern ‚hallo' sagen", meldete sich Paul zu Wort, sodass Wincent mal seine Augen von Bella lösen musste. Grinsend betrat er die Wohnung und umarmte Paul kurz. „Sorry, aber sie ist zu süß", erklärte er sich. 

Wir schafften es gerade so unsere Sachen abzulegen, da hatte Bella Wincent schon wieder direkt in Beschlag genommen. Die Beiden saßen zusammen mit Paul auf dem Spielteppich im Wohnzimmer, während ich mich mit Lisa um den Kaffee kümmerte. Ich merkte, dass sie mit mir redete, aber ich konnte das Gebrabbel aus dem Wohnzimmer nicht ignorieren. Innerlich musste ich grinsen, wenn zwei gestandene Männer wie Paul und Wincent sich in Babysprache mit Bella unterhielten. „Das is so ein cooles Alter jetzt", unterbrach Lisa plötzlich meine Gedanken, „sie plappert so langsam alles nach, was wir sagen". Ich sah zu ihr rüber und so wie sie grinste, wusste sie genau, dass ich nur dabei zugehört hatte. „Manchmal muss ich Paul ganz schön zügeln, weil sie wirklich alles aufschnappt", erzählte Lisa weiter und hielt mir die ersten beiden Tassen hin. „Und das mit der Berliner Schnauze müsst ihr schließlich unbedingt verhindern", warf ich ein und sie nickte nur zustimmend.

Irgendwann am Abend waren Lisa und ich dabei uns was zu Essen zu machen, während Paul noch Bilder bearbeiten musste und Wincent sich also um die Bespaßung von Bella kümmerte. Immer wieder hörten wir die beiden herzlich lachen und jedes Mal, wenn wir vom Schnippeln hoch sahen, hatte zumindest ich ein verdammt breites Grinsen im Gesicht. Ich weiß gar nicht, was Wincent alles mit Bella veranstaltete, aber es schien Spaß zu machen. Ich war gerade auf die Zwiebel vor mir fokussiert, als man leise etwas klirren hörte. „Wincent bist du bescheuert.", schrie Lisa auf einmal und als ich aufsah, riss sie Wincent Bella aus dem Arm. „Aber ich hab doch gar nichts gemacht.", sagte Wincent und griff wieder nach der Kleinen. „Nichts gemacht?", fragte Lisa laut und hatte somit auch Pauls und meine Aufmerksamkeit. 

„Okay, was ist hier los?", hakte ich nach und sah zwischen Lisa und Wincent hin und her. Bella folgte meinem Blick mit großen Augen, sie hatte sich natürlich erschreckt. „Ich hab sie nur ein bisschen hoch geworfen, ganz normal.", verteidigte Wincent sich direkt. „Du hast sie so hoch geworfen, dass sie mit dem Kopf fast an die Glasdinger der Lampe gekommen ist.", sagte Lisa aufgebracht und wog die kleine Bella hin und her, welche so langsam auch unruhig wurde. Das erklärte natürlich das Klirren. „Du hast was?", riefen Paul und ich gleichzeitig auf. „Entspannt euch doch alle mal. Bella hatte Spaß und ich hatte alles unter Kontrolle.", sagte Wincent und schmiss sich aufs Sofa. „Ich glaub bei dir hackt es so richtig.", sagte Lisa laut und verließ mit der schreienden Bella den Raum. Wincent musste das doch verstehen. Dachte ich zumindest.

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