{Kapitel 52}

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Auf dem ganzen Weg durch Konoha waren wir beide relativ still. Ich sah, dass Neji die Sache mit TenTen wohl mehr mitnahm, als ich dachte. Verständlich, immerhin sind beide normalerweise in einem Team und ich würde behaupten, dass beide sich auch eigentlich sehr gut verstanden. Ich fühlte mich schlecht, immerhin war ich Schuld, dass die beiden sich jetzt so zerstritten haben. Er meinte zwar, ich solle mir keine Gedanken machen, aber das war leichter gesagt, als getan. Er wirkte nicht böse auf mich, jedoch musste ja irgendetwas sein, dass wir uns beide plötzlich nicht mehr so einfach unterhalten konnten. Ich für meinen Teil war damit beschäftigt, über Tsunades Worte nachzudenken. Während Neji und TenTen sich böse Blicke zugeworfen hatten, habe ich total vergessen, dass ich wahrscheinlich von hier verschwinden musste. Ich hatte doch überhaupt keine Ahnung, wo ich hingehen könnte - kennen tat ich schließlich so gut wie niemanden, außer Leute aus Konoha. Die Sache machte mich nicht nur sehr nervös und ängstlich, sondern auch wütend und traurig zugleich. Ich spürte, wie mir ein Kloß den Hals hoch-und runterwanderte, teilweise häuften sich einige Tränen in meinen Augeninnenwinkeln. Plötzlich spürte ich eine sanfte Hand auf meiner Schulter, Neji hatte mein Verhalten wohl schon wieder richtig gedeutet und schaute mich nur liebevoll an, als würde er seine Probleme verdrängen wollen, damit es mir besser ging und er mir zuhören konnte. Wir blieben instinktiv stehen. Das lag wohl aber eher daran, dass wir am Hyuuga-Anwesen angekommen waren. Über dem Tor hing ein großes Schild und als wir durch dieses langsam durchtraten, erkannte ich erst die Größe und Fülle des Anwesens. Er war sichtlich erfreut, wieder Zuhause zu sein und atmete einmal erleichtert durch, während er sich aufmerksam umschaute. Ich wurde sehr nervös, immerhin gehörte ich eigentlich nicht hierher und ob ich es wollte oder nicht, unbewusst dachte ich wieder an seine Geschichte und die strikte Trennung der Haupt-und Nebenfamilie, was mich leise Schlucken ließ. Ich erkannte einige Menschen im Anwesen, die anscheinend gerade dabei waren, sich um dieses zu kümmern und es zu säubern. Ich fokussierte Neji erneut, als er ein wenig in meine Richtung kam, um wieder mit mir zu reden.

"Wunder dich bitte nicht, mein Onkel ist..-, er unterbrach sich selbst und kratzte sich verlegen am Hinterkopf. "...relativ streng", fuhr er nach einer kurzen Pause fort und schaubte nur leicht. Noch jemanden, der mich nicht leiden konnte, konnte ich momentan nun wirklich nicht gebrauchen. Natürlich wollte ich mich nicht sofort zu weit aus dem Fenster lehnen, allerdings ahnte ich bereits, dass es nicht super für mich laufen würde. Vor allem, wenn Neji erzählen würde, dass ist angeblich ein Sternenkind sei und eine Gefahr für alles und jeden sein kann. Ich seufzte. Am liebsten wäre ich wieder gegangen, warum hatte ich mich überhaupt auf die Einladung, hier nächtigen zu dürfen, eingelassen? Da hätte ich lieber mein ruhiges Krankenhausbett gehabt, als mir vielleicht gleich noch mehr blöde Kommentare anhören zu müssen. Neji trat noch ein Stück näher an mich heran und lächelte schief. "Keine Angst, er reißt dir schon nicht den Kopf ab. Lass das mal meine Sorge sein, ich regel das", lachte er nur vertrauenswürdig und klopfte mir kindisch ein paar Mal auf den Kopf, weshalb ich leicht grinsen musste. Und schon wieder tat ich es - ich vertraute ihm. Neji ergriff sanft mein Handgelenk und zog mich über einige Flure und um einige Ecken kreuz und quer durchs Gebäude. Es war wirklich sehr groß hier. Während meines eher unfreiwilligen Rundgangs, erspähte ich im Zentrum des Anwesens einen riesigen, offenen Trainingsplatz, auf dem gerade zwei Personen trainierten. Ich schielte zu ihnen rüber, es waren zwei Mädchen, die total vertieft in ihrem Training waren. Das eine Mädchen kannte ich, es handelte sich um Hinata - ich lächelte etwas, als ich sie erblickte. Doch das andere Mädchen war mir fremd. Sie hatte kurz geschnittene Haare, die ihr gerade mal so bis zum Kinn reichten. Sie trug einen schwarzen Einteiler, wessen Hosenteil relativ weit geschnitten war. Darüber trug sie eine kurze, beige, offene Jacke mit zwei Schnallen und erhöhtem Kragen, welche zu ihren schwarzen Schweißbändern an ihren Handgelenken passte.

Wir gingen im hohen Tempo, ein wenig weiter ab vom Schuss, an ihnen vorbei, blieben allerdings von beiden nicht unbemerkt. Im letzten Moment erkannte ich, wie sie aufhörten zu trainieren und uns nur verwirrt anblickten, als wir allerdings auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden waren. Ich hatte keine Zeit zu fragen, wer das andere Mädchen war, denn wir blieben abrupt stehen. Ich stieß ein wenig gegen Nejis Schulter, als ich auch schon erkannte, wer sich vor uns aufgebäumt hatte. "Hallo, Hiashi", atmete Neji anschließend nur etwas erschöpft aus, woraufhin er allerdings keine so wirkliche Reaktion bekam. "Es freut mich, dich zu sehen, Neji", antwortete er nur brummend, als er mich auch schon mit seinen weißen Augen fixierte. Hiashi war also der Onkel von Neji, also der Zwillingsbruder von Nejis verstorbenen Vater. Mir war die Situation ein wenig unangenehm, ich wusste nicht so recht, wie ich reagieren sollte - aber Neji hatte mich ja vorgewarnt, dass er das Reden übernahm. Zwischen beiden herrschte jedoch trotz der angekündigten Freude von Hiashi eine gewisse Distanz, die ich jedoch gut nachvollziehen konnte, nach der Geschichte, die Neji mir erzählte. Hiashi war ein großer, schlanker Mann mit langem, schwarzem Haar, ähnlich wie Neji sie hatte. Er trug einen weißen Kimono mit einem schwarzen Gürtel und darüber eine dunkelgrüne, leichte Jacke. Nach Nejis grober Beschreibung, dass er anscheinend ein sehr strenger Mensch war, konnte ich diesen Charakterzug auch sehr prägnant an seinem Äußeren feststellen. Ich ahnte, dass er das nicht nur zu anderen, sondern auch zu sich selbst war - das sagte mir jedenfalls meine Menschenkenntnis. Er blickte ein paar Mal an mir hoch und runter, als er nur gespannt seine Augenbraue anhob und Neji fragend anblickte. Kein Lächeln, keine Willkommensgeste, keine Vorstellung. Mir wurde etwas eisig, wieder bereute ich, dass ich mich hab überreden lassen, hierher zu kommen - da war mir Neji alleine lieber.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt