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"Er hat was getan?" Jase war aufgestanden, lief hin und her und guckte Lara an, als sei es das Schlimmste auf der Welt, dass Adam seine kleine Schwester geküsst hat. Lara's Kopf war eingezogen und sie rutschte nervös auf ihrem Stuhl herum.
"Und dann ist er halt weggegangen" Jase blieb stehen und sein Gesichtsausdruck wechselte von wütend zu verwirrt.

"Er hat gesagt, dass es ein Fehler war mich zu Küssen" brach es aus meiner Freundin raus und ihr Körper fing an zu zittern, bevor sie anfing hemmungslos zu Schluchzen. Ihr hatte es doch mehr ausgemacht, als sie immer gesagt hatte, wurde mir in dem Moment bewusst und ich rückte meinen Stuhl näher zu ihr um sie zu umarmen.

"Ssshhhh"
Ich strich ihr über den Rücken und schloss meine Augen. Noch nie, hatte ich einer Person so viel Gefühl gezeigt. Mitgefühl.
In letzter Zeit hatte ich den Verdacht, meine Mauer würde langsam zerfallen, da ich mich auf Lara eingelassen hatte. Das durfte nicht so sein, ich musste meine Maske aufrecht erhalten. Gerade wollte ich mich von ihr lösen, da spürte ich eine Hand auf meinem Arm. Ich zuckte zusammen und verfolgte den Weg von Hand zu Gesicht und musste feststellen, dass sie Jase gehörte. Er warf mir einen Blick zu, der so viel hieß wie:
Wehe du gehst jetzt einfach.

Und dann war seine Hand so schnell wieder verschwunden, wie sie gekommen war und nur noch eine kalte Stelle an meinem Oberarm bewies, dass sie einmal da gewesen war.

Trotzdem löste ich mich von Lara und rückte wieder weg. "Ich hab dir doch gesagt, Adam wird dich verletzen" Jase klang liebevoll aber trotzdem sicher in seinen Worten.  "Du hast jemanden verdient, der dich wirklich liebt."

Er umschlang seine Schwester von hinten und gab ihr einen Kuss auf den Hinterkopf.
Wie oft er das wohl schon bei Mädchen gemacht hatte. Zu oft.
Den Gedanken verwarf ich wieder ganz schnell, weil er mir aus irgendeinem Grund nicht gefiel.

Lara und er redeten noch eine ganze Weile und ich beobachtete das Schauspiel. Jase ging so liebevoll und vorsichtig mit ihr um, als sei sie das Kostbarste der Welt. Vielleicht war sie das ja auch für ihn.
Ich kannte Lara's Bruder nicht so, wie er gerade war. Er war doch der Badboy, der in einer Gang war, die nicht nur für Drogendiele bekannt war. Das hatte ich nicht erwartet.

♧♧

"Ich geh jetzt schlafen" murmelte Lara und gähnte währenddessen.
"Ähm und wie komm ich nach Hause?"
Sie guckte mich ertappt an und sagte dann: "Ich dachte du könntest vielleicht..." "Nein!" Zischte ich ihr ins Ohr. Ich hatte jetzt wirklich keine Lust mit Jase in einem Auto zu sitzen. Aber ich hatte wohl keine andere Wahl. "Ich will das auch nicht, Zoe." Bestätigte Jase meine Gedanken.

♧♧

Ich stieg ins Auto ein und schloss die matt-schwarze Autotür hinter mir wieder.
Nervös schnallte ich mich an und lehnte mich nach hinten.
Wir schwiegen wieder, bis er an einer Ampel halten musste. Sein Kopf wanderte zu mir und er musterte mich kurz bevor er sich langsam über mich beugte. Mein Atem ging schneller und meine Lippen fingen an wie wild zu Kribbeln. Wollte er mich....? Nein.

"Du vergisst das Alles. Wie ich war. Und wehe du sprichst mit irgendjemandem ein Wort darüber. Dann bist du tot. Und das sag ich nicht einfach so." Sein Atmen prallte heiß an meinem Gesicht ab und ließ mich schlucken. "Ist das eine Drohung?" Ich guckte ihn auffordernd an. "Vielleicht. Aber du weißt ja nicht, zu was ich fähig bin" Er lehnte sich wieder zurück und trat auf Gas ohne mir noch mal einen Blick zu schenken.

Wieso hatte ich gedacht, er wollte mich küssen?
Weil du es willst. Punkt.
Nein! Hilfe, ich hasse Jase. Wieso sollte ich das wollen?
Das weißt du selber, Zoe.
Und dann hörte ich von meine innere Stimme nichts mehr und sie erklärte mir auch nie mehr, was sie gemeint hatte. Aber vielleicht würde ich das ja noch selber erfahren.

♧♧

"Du kannst mich hier rauslassen" Auf keinen Fall wollte ich, dass er meinen warscheinlich betrunkenen Vater sah.
"Sicher? Dein Haus ist doch erst..." "Sicher" unterbrach ich ihn und öffnete die Autotür um sie danach wieder zuzuschlagen.
Meine Hände fingen an zu schwitzen und Zittern, aus Angst, mein Vater könnte wieder Zuhause sein.

Langsam trottete ich den Weg zu unserer Villa hoch und öffnete das große Gittertor welches in unsere Einfahrt führte.
Weiter lief ich, bis zu unserer kleinen Treppe. Dort blieb ich noch einen Moment stehen, schloss die Augen und nahm all meinen Mut zusammen, den ich noch irgendwo aufkratzen konnte.
Meine Schritte führten bis zu unserer Tür und ich steckte meine Hand in die Jackentasche um meinen Schlüssel dort rauszufischen.

Zu meiner Überraschung ging unsere Tür auf, noch bevor ich meinen Schlüssel herausziehen konnte und es stand eine blonde, nett-aussehende Frau vor mir. Sie hatte einen Lederanzug an, der einen bis zum Nabel tiefen Ausschnitt hatte und an den Oberschenkeln, viel zu weit am Schritt, waren Streifen herausgeschnitten. Ich konnte nicht anders, als sie geschockt anzustarren. "Du bist also Zoe. Freut mich"
Sie lächelte, aber das Lächeln erreichte nicht ihre Augen sondern nur ihre viel zu perfekten Lippen.
Ein lautes Schlucken entfuhr mir und ich hatte einen Verdacht, was hier vorgehen könnte.

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Ich kann es nicht fassen! Wir haben die 1K reads erreicht😭
Ich habe mich schon auf meinem Profil bei 'Unterhaltung' bedankt. (Dort lade ich auch immer Updates zum Buch hoch.)
Aber hier nochmal:
Vielen vielen vielen Dank🤍

life goes on -behind the maskWo Geschichten leben. Entdecke jetzt