Peng

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Ich schleiche einen dunklen und verlassenen Korridor entlang. Die Türen sind verschlossen; die Lichter kaputt.

Ich kann kaum sehen, aber das brauche ich auch nicht. Ich kann ihn hören. Er versucht den Schlüssel ins Schloss zu stecken, aber seine Hände sind zu zittrig. Das leise Klackern von Metall auf Metall führt mich direkt zu ihm.

Ich biege um die nächste Ecke und kann ihn jetzt am Ende des Flurs erkennen. Er scheint auch begriffen zu haben, dass ich ihn fast erreicht habe und wirft einen Blick über seine Schulter. Der Ausdruck von Schock in seinen Augen wird zu purer Angst.
Ich hebe meine Hand; ziele mit meiner Waffe auf ihn. Er beginnt zu flehen, sagt er habe nichts gesehen. Ich schieße. Peng.

Ich schrecke schwer atmend hoch, versuche Luft zu bekommen. Peng. Ich sehe ihn zu Boden fallen. "Bitte nicht!" Peng. Er fällt wieder.
Fuck, dieses Zimmer ist zu dunkel. Ich versuche aufzustehen, aber meine wackeligen Beine können mich kaum tragen. Peng.

Scheiße, diese Kopfschmerzen.
Endlich kann ich mich hochraffen und schaffe es zum Lichtschalter.
Das grelle Licht tut gut, es holt mich in die Realität zurück. Ich sinke langsam an der Türe hinunter auf den Fußboden und rolle mich dort zusammen.

In Wakanda haben sie mir gesagt, ich sei frei. Na das war ja mal ein Haufen Bullshit. Diese Erinnerungen kann ich wohl nie loswerden. Sie werden mich immer belasten, mich runterziehen, mich lähmen, wenn ich einfach nur weitermachen möchte.
Ich versuche schon eine Weile das ganze loszuwerden, zu vergessen und leiste Wiedergutmachung.

"Haben Sie dabei die Regeln befolgt?" hat meine Therapeutin mich gefragt.

Die Regeln hatte sie mir zu Beginn meiner Therapie aufgestellt, nachdem ich bei meiner ersten Wiedergutmachung einem alten Bekannten fast die Wirbelsäule gebrochen habe. Sie hat klargestellt, dass ich nichts illegales machen darf, niemanden verletzten kann und jedes Mal eine formstarre Entschuldigungsparole vorbeten muss.

"Natürlich." Ich schaffe es, den ironischen Unterton zu unterdrücken. Diese Leute verdienen keine sanfte Behandlung. Die haben sie anderen auch nie vergönnt.

Sie sieht mich unbeeindruckt an. "Glauben Sie wirklich ich kann nach all der Zeit, die sie schon mein Patient sind, immer noch nicht erkennen, wenn sie lügen?"

Mit einer Antwort werde ich das sicher nicht würdigen. Sie seufzt auf und wirkt resigniert.

"Mr. Barnes, Sie sind hier, weil das eine Bedingung für ihre Freiheit war. Sie sollten das ernst nehmen."

Ist ja nicht so, als ob ich es nicht versuche. Aber trotz meiner Anstrengungen sitze ich hier mitten in der Nacht auf dem Boden und wiege mich unruhig hin und her. Ich kann mir so viel Mühe geben wie ich will, aber nachts finden die Erinnerungen immer einen Weg, mich heimzusuchen.

Oh fuck, jetzt erstmal eine Kopfschmerztablette. Ein Blick auf die Uhr verrät mir, dass ich noch gute 2 Stunden bis zum Wecker habe. Ach was solls, ich muss raus hier. Ich mache mir ein einfaches Frühstück und renne dann los. Einfach raus, weg aus der kleinen Wohnung, dem engen, einsamen Zimmer, den Erinnerungen an den Traum.

Ich bin gerade im Park angekommen, als Wilson mir einen Standort schickt, begleitet nur von dem Wörtchen "Jetzt!"

Winterfalcon - wie du mir; so ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt