Er fiel auf den Boden und lag nun direkt neben mir. Ich musste realisieren, was gerade geschah, doch ich wollte es nicht wahrhaben.
"Ich hab mich dir anvertraut!", schrie Luke seinen Bruder an, der eine geschockte Miene aufzuweisen hatte.
"Das ist nicht so, Luke!", wollte Mason die Situation retten. Obwohl ich nicht wusste, was die Beiden überhaupt meinten, fand ich, dass dies ein sehr kläglicher Versuch gewesen war, Luke zu beruhigen. Ich wurde schnell bestätigt, als Luke wieder zuschlug. Doch das wollte Mason sich wohl nicht gefallen lassen und holte ebenfalls aus. Ein Tropfen Blut bahnte sich den Weg aus Lukes Nase. Mason hatte ihn hart getroffen, allerdings waren sie wütende Jungs und ich ein Mädchen, dass keine Ahnung hatte, was vor ihren Augen geschah und sich nicht bewegte, da ich zu überrumpelt war. Wie gedacht, wischte er sich den Tropfen mit seinem Ärmel ab und konzentrierte sich wieder auf Mason. Warum tat niemand hier etwas dagegen? Wenn sie so weitermachten, würden sie sich wahrscheinlich noch umbringen.
"Stopp!", rief ich, als ich aus meiner Starre erwachte, aber sie ignorierten mich.
Lukes Faust landete direkt auf Masons Auge. Er hielt es sich kurz und stürmte wieder auf seinen Bruder los. Warum waren sie so wütend? War es wegen dem Kuss? Es musste der Kuss gewesen sein. Luke würde seinen eigenen Bruder doch nicht einfach so schlagen. Allerdings konnte ich mir bei den Micheals-Geschwistern nicht so sicher sein. Sie erschienen mir unberechenbar.
"Hört auf!", rief ich nun etwas lauter, doch auch dieses Mal schienen sie mich nicht gehört zu haben. Sie wurden allein von ihrer Wut gesteuert. Masons Auge schwoll bereits an und leutete in einem roten Ton. Aus Lukes Nase quoll mittlerweile mehr Blut und sammelte sich auf dem Boden. Ich musste das beenden!
"Luke!", schrie ich so laut, ich konnte. Ich wusste nicht, warum ich seinen Namen schrie, aber ich wollte, dass sie es beendeten. Er drehte seinen Kopf in meine Richtung und schaute mich an. War seine Nase etwa gebrochen oder kam mir sie nur so schief vor? Die Ablenkung nutzte Mason, um erneut zuzuschlagen. Luke drehte sich weg und bewegte sich auf ihn zu.
Nein, so ging das nicht. Ich rappelte mich vom Boden auf, wo ich immer noch lag und rannte auf die Beiden zu. Ich sah Luke, wie er ausholte und Mason, wie er ebenfalls angreifen wollte. Doch das war mir egal. Ich musste sie stoppen. Alles ging so verdammt schnell. Ich streckte meine Arme aus, um sie auseinander zu schieben, quetschte mich dabei zwischen sie und spürte im nächsten Moment einen kräftigen Schlag, bei dem sich mein Gleichgewicht verabschiedete. Ich knallte auf den harten Boden, schaffte es aber, mich mit den Händen abzustützen. Ich winkelte meine Beine an und legte meine Hand an meine Schläfen. Etwas erfreut, stellte ich aber fest, dass mein Einmischen die Schlägerei beendet hatte. Luke schaute mich geschockt an, ebenso Mason. Ich sah vom Einen zum Anderen und hob meine Hand von meinem Gesicht. Eine dicke, rote Flüssigkeit rollte in kleinen Tropfen von meiner offenen Handfläche. Ich blutete.
"Kylie!", brachte nun Luke hervor und kniete sich vor mich. Er packte sachte mein Handgelenk und betrachtete die roten Tropfen Blut darauf, "Das wollte ich nicht"
Ich erwiderte nichts, schaute ihn nur an. Seine glatte Haut, die geschwungenen Lippen, die dunklen Haare und erinnerte mich daran, wie er mir sagte, dass er mich liebt und ich weggelaufen war. Ich war so verdammt idiotisch. Er sah konzentriert aus, als wenn er fieberhaft über etwas grübelte. Dann schaute er mich an. Schuldgefühle lagen in seinem Blick, aber ich konnte ihm einfach nicht wütend sein. Auch wenn es seine Faust gewesen war, die mich an der Schläfe erwischt hatte, konnte ich ihm das nicht vorhalten.
"Ich bring dich ins Badezimmer", flüsterte er besorgt, packte meinen Körper und trug mich aus dem Zimmer. Mason hatte nichts mehr gesagt oder getan. Ich plazierte meinen Kopf an seiner kräftigen Brust, während er mich die wenigen Treppen hoch trug und lauschte seinem schnellen Herzschlag. Luke drückte mit meinen Beinen eine kleine Tür auf und setzte mich dann auf einem Toilettendeckel ab. Ich wäre gerne noch länger in seinen Armen geblieben. Stattdessen beaobachtete ich ihn jetzt dabei, wie er die Badezimmerschränke nach irgendetwas durchsuchte. Triumphierend hob er nach einer Weile einige Wattepads und Pflaster in die Luft. Mit schnellen Schritten eilte er zu mir und kniete sich erneut vor mich. Er öffnete die Packung Wattepads.
"Es tut mir so Leid, Kylie!", sagte Luke schließlich und sah mich an.
"Ist schon gut", murmelte ich leise und ich meinte es Ernst.
"Nein, nichts ist gut. Ich habe dich geschlagen! Ich gehöre hinter Gitter!", meinte er nun etwas aufgebracht.
"Übertreib doch nicht. Ich hab mich schließlich zwischen euch gedrängt", erwiderte ich. Luke hob seine Hand mit dem Wattepad und setzte es an meiner Wunde an. Unter der Berührung zuckte ich kurz zusammen, was ihn dazu brachte, schnell wieder von mir abzulassen.
"Tat das weh?", fragte er mich.
"Nein, deine Finger sind kalt", sagte ich locker und lächelte, "Aber was ist mit dir? Du siehst schrecklich aus!"
Dabei musste er leicht lächeln: "Mir hat noch niemand gesagt, dass ich schrecklich aussehe"
"Dann wurde es ja langsam mal Zeit!", erwiderte ich.
Er sagte nichts, beugte sich nur wieder vor und tupfte sachte das Blut von meiner Schläfe. Seine Stirn bildete Konzentrationsfalten. Ich betrachtete sein Gesicht und blieb ruhig sitzen, während er mich verarztete. Sein Gesicht war so nah, dass ich seine Wärme spürte. Es brachte mich durcheinander. Luke entfernte sich, wodurch ich einmal tief ausatmete. Hatte ich tatsächlich die Luft angehalten? Er drehte sich zum Waschbecken und öffnete eine Pflasterverpackung. Als er sich wieder mir zuwendete, musste ich lachen.
"Ein Dinopflaster?", brachte ich unter dem Lachen hervor.
"Es gibt keine Anderen", nun musste auch Luke lachen, kam auf mich zu und klebte mir das bunte Pflaster ins Gesicht. Er sah mich an und mein Grinsen verebbte. Seine dunklen Augen funkelten und seine Lippen waren nur einige Zentimeter entfernt.
"Ich würde dich jetzt gerne küssen", flüsterte er, ohne seine Augen von meinen abzuwenden.
Ich schluckte: "Dann tu's!"
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Hi, ihr Lieben♥
Hier das neue Kapitel. Wie gefällt es euch?
Einen riesen Dank an Ursula-Ute, die sich erbarmt hat und das Kommentarschweigen unterbrochen hat! Ich würde mich weiterhin sehr über Votes und Kommentare freuen.
Bis Bald, birded ♥
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One Wave
Ficțiune adolescențiKylie Evans' Leben ist toll. Oder es war toll. Nachdem sie eigentlich alles richtig gemacht hat, will das Schicksal es ihr trotzdem nicht gönnen, ein unbeschwertes Leben zu führen. Verluste und neue Bekanntschaften machen dem schüchternen Mädchen da...