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   Drei Tage waren vergangen, seit Dolette und Marialle zu den östlichen Königreichen zurückgekehrt waren und sie verbrachten eine wunderbare Zeit auf dem neuen Hof der Lichtsprungs. Nur selten trübte Trauer über das verstorbene Familienoberhaupt die Wiedersehensfreude.
Die beiden waren am Nachmittag im Turm der Kirche des heiligen Lichts gewesen, um Meister Yskopaiah über die Geschehnisse in Kalimdor zu unterrichten. Er war wenig begeistert davon, dass sie nun direkt weiter nach Quel'Thalas reisen wollten, doch er gab ihnen am Ende verständnisvoll seinen Segen. Marialle hatte noch kurz die kleine Therez aufgesucht, die beachtlich herangewachsen war, während Dolette noch etwas mit dem Hohepriester besprach. Das junge Mädchen, das bald eine Frau werden würde, machte großartige Fortschritte und so verließ Marialle den Turm mit gemischten Gefühlen.
Danach gingen sie nach Sturmwind, um ihre Gefährten von ihren Abreiseplänen nach Quel'Thalas zu unterrichten. Sie stellten ihnen dabei frei ob sie die beiden begleiten wollten. Schließlich waren sie ja gerade erst Heim gekommen. Doch ausnahmslos jeder hatte beschlossen, die beiden Frauen zu begleiten. Denn in ihrer Abwesenheit hatte sich ausgesprochen viel in den östlichen Königreichen, aber auch in Kalimdor getan, wovon die Gefährten bis dahin noch gar keine Kenntnisse hatten.
So hatten sich die Zwerge, Gnome und auch die Nachtelfen offiziell zur Allianz unter der Führung Sturmwinds bekannt. Und die neue Horde, bestehend aus Orks, Tauren und Trollen, wurde schließlich von Thrall angeführt. Sie gewährte den abtrünnigen Untoten, die sich nun, unter der Führung der zur Bansheekönigin gewordenen Sylvanas Windläufer, die Verlassenen nannten, einen Platz in ihren Reihen.
Außerdem war Kael'Thas Sonnenwanderer schon geraume Zeit verschwunden. Er war nach dem Einmarsch der Geißel gerade erst zum Oberhaupt der Hochelfen aufgestiegen, da Anesterian Sonnenwanderer sein Leben ließ, als Lichkönig Arthas Menethil in Quel'Thalas einfiel. Seine einzige Amtshandlung jedoch war, die Quel'dorei in Sin'dorei umzutaufen. Zum Gedenken der viele Hochelfen, die ihr Leben durch die Geißel verloren hatten. Da der Sonnenbrunnen verderbt war, versprach er erst zurück zukehren, sobald er eine Lösung für den Ausfall der arkanen Energien fand, die seinen Blutelfen nun so sehr fehlten, dass Alte und Kranke an ihrer Sucht dahin gerafft wurden oder schlimmer noch, als verrückt gewordene Schattenwesen durch Quel'Thalas streiften. In der Abwesenheit des Prinzen übernahm Lor'themar Theron die Führung der Sin'dorei und stieg zum Lordregenten auf. In der Problematik mit der ihr Volk derzeit zu kämpfen hatte, fand Dolette nun auch einen konkreten Anhaltspunkt, an dem sie glaubte, tatkräftig helfen zu können.
Doch es sollte alles ganz anders kommen.

Als sie am frühen Abend zurück auf den Hof kehrten, hatten Marialles Brüder und Neffen die Arbeit auf den Feldern bereits nieder gelegt und die versammelte Familie wartete auf die beiden Frauen am großen Tisch in der Küche. "Nanu, ist es schon so spät?", kam es überrascht von der Priesterin. "Nein, ich oder besser wir wollten euch etwas erzählen und danach feiern. Deshalb dachten wir, wir fangen heute früher mit dem Abendessen an, weil ihr ja morgen auch schon wieder abreist", erklärte Jazper und bat seine Frau mit einer Handbewegung zu sich.
"Dann machs doch nicht so spannend, Jaz!", rief Gustav vom hintersten Teil des Tisches. "Ist ja gut, alter Mann!", scherzte der junge zu seinem ältesten Bruder gewandt. "Ich geb dir gleich ...", wollte der Angesprochene gerade erwidern, doch Daria ließ ihn nicht.
"Ich bin schwanger!", stieß sie aufgeregt hervor und ließ ein glückliches Lächeln erstrahlen. "Mein Kind, wie wunderbar!" Magereth war die erste die sich nach dem Bruchteil eines Herzschlages fing und die junge Frau herzlich in die Arme schloss. "Hört, hört. Der kleine wird Papa, ich glaube es nicht!"
"Glückwunsch, ihr zwei!" Reihum wurden die beiden werdenden Eltern in Umarmungen geschlossen und als die Glückwunschbekundungen endlich beendet waren, räusperte sich der junge Mann erneut. "Nun kommt doch mal zur Ruhe, ich will doch noch was sagen", lachte er seine Familie an und nach wenigen Momente hatte er die ungeteilte Aufmerksamkeit aller.
"Mari, du weißt, dass ich mir immer schon ein Leben gewünscht habe, wie du es führst. Doch dann traf ich Daria und mir wurde klar, dass ich mit der Angst, sie auf die eine oder andere Weise verlieren zu können, niemals leben könnte. Doch an Dole und dir sehe ich, dass es dennoch möglich ist und ich wünsche mir, dass unser Kind, falls Daria und mir einmal etwas zustoßen sollte, ein Leben führt, so wie ihr es tut. Darum wollte ich euch fragen, ob ihr gern die Paten unseres Kindes werden würdet." Dolette entgleisten die Gesichtszüge, doch Marialle strahlte und Tränen standen ihr augenblicklich vor Rührung in den Augen.
"Beim Licht, Jaz. Nichts würde ich mir mehr wünschen!", presste sie hervor, bemüht nicht zu schluchzen. Ihr Bruder lächelte glücklich und sah erwartungsvoll zu der Elfe. "Und du?", fragte er sie ernst.
"Bei meiner Ehre als Paladin der silbernen Hand, Jazper. Ich werde dieses Kind schützen als wäre es mein eigenes. Und sollte der schlimmste Fall tatsächlich eintreten, so werde ich es mit Marialle mitnehmen und es wird so aufwachsen, wie du es dir wünschst." Die Paladin strahlte eine unglaubliche Würde aus, aber auch in ihrem Gesicht spiegelte sich die tief empfundene Rührung, die diese Bitte in ihr auslöste. Jazper zog die beiden in eine innige Umarmung, in die er auch noch Daria quetschte. Die vergleichsweise kleine Frau musste mit den Armen wedeln, damit die drei sie entließen, bevor sie zu ersticken drohte.
"Dann seht aber auch gefälligst zu, dass wir nicht wieder um euer Leben bangen müssen!", mischte sich Magereth nun mehr glücklich als mahnend ein. "Wir versuchen es, Mutter!", gab Marialle sofort zurück.
"Ja vergesst nicht, dass ihr nun nicht mehr nur für einander lebt!", bekräftigte Gustav seine Mutter.
Die Priesterin betrachtete lächelnd die glücklichen Gesichter ihrer großen Familie und glaubte nie zuvor so zufrieden gewesen zu sein.
"Also wenn hier schon alle Ankündigungen machen, möchte ich mich dem gern anschließen", ließ sich nun Berthold vernehmen, der mittlere der Brüder, der irgendwie in jeder Hinsicht etwas anders war als die anderen. So war er der kleinste und hatte als einziger annähernd dieselben hellbraunen Haare wie seine Schwester. Während die anderen Lichtsprungmänner alle einen festen, dunklen Haarschopf hatten. Davon, dass er als einziger noch nicht die Frau fürs Leben gefunden hatte, mal ganz abgesehen. Das hatte ja sogar Marialle ihm schon voraus. Die Priesterin musste bei diesem Gedanken schmunzeln, doch Berthold zog ihre Aufmerksamkeit wieder auf sich, als er fort fuhr: "Johannez und auch Patrice helfen mittlerweile ja tatkräftig beim täglichen Betrieb mit und die Erfahrung hat uns gezeigt, dass der Hof auch weiter läuft, selbst wenn einer fehlt. Mit ein Grund, warum ich mich entschieden habe, unseren Hof zu verlassen. Ich möchte Marialle und Dolette bitten sie begleiten zu dürfen." Absolute Stille trat in den Raum und jeder schien verstehen zu wollen, was Berthold zu solch einem Entschluss trieb. Gustav war der erste, der aufstand und seinem Bruder fest und entschlossen die Hand schüttelte. "Wir stehen hinter unseren Familienmitgliedern, egal welchen Weg sie im Leben gehen, Bruder", erklärte er ruhig und gefasst. Dabei klang er wie das Oberhaupt, das er einst sein würde. "Gut gesagt Gus!", pflichtete die Priesterin ihrem Bruder bei. "Natürlich kannst du uns begleiten, wenn das dein Wunsch ist, Berthold", beantwortete die Elfe nun auch seine Frage, worauf sich seine Gesichtszüge augenblicklich entspannten. "Ich danke euch. Ich hatte schon befürchtet, den Hof mit einem schlechten Gefühl verlassen zu müssen", ließ er erleichtert verlauten. "Kein Lichtsprung wird unseren Hof mit solch einem Gefühl verlassen müssen, Berti", beruhigte Gustav seinen Bruder erneut.
Und so aß und trank die Familie in trauter Gemeinsamkeit. Es gab noch immer unheimlich viel zu erzählen, was in der Abwesenheit der Paladin und der Priesterin alles vorgefallen war, dadurch wurde Marialle erst an diesem Abend bewusst, wie lange sie tatsächlich fort gewesen waren. Sie selbst musste jetzt schon 23 oder 24 Winter alt sein und bei dem Gedanken betrachtete sie ihre älteren Nichten und Neffen. Die drei waren schon fast erwachsen. Die Zeit in Kalimdor rückte durch diese Gedanken plötzlich in weite Ferne.

Nach einer kurzen Verabschiedung, brachen die drei auf und man wartete schon im Hafen von Sturmwind auf sie. Nachdem Berthold und Efendral sich miteinander bekannt gemacht hatten, betraten sie den angemieteten Kutter und legten ab.
Borigan unterrichtete seine beiden Kommandantinnen darüber, dass der König von Sturmwind, der sie noch vor wenigen Tagen so überschwänglich begrüßt hatte, seit gestern verschwunden war. Darum traten sie die Reise zum Hafen von Saltherils mit gemischten Gefühlen an.
Die Überfahrt dauerte dafür nur gut zwei Tage, so blieb nicht allzu viel Zeit zum überlegen.

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt