Morgengrauen

374 24 3
                                    

Ein hupendes Auto vor meinem Hotelzimmer weckt mich. Dank dem Alkohol habe ich durchschlafen können, wenn er auch nicht die Alpträume fernhalten konnte.

Ich rapple mich die Augen reibend hoch und dusche ausgiebig um den Alkoholgestank von gestern abzuwaschen, danach schalte ich die Nachrichten auf dem Fernseher ein.
Schlagartig bin ich hellwach, renne zu Wilson Hotelzimmer und klopfe Sturm.

"Hey Wilson, aufstehen, wir haben ein riesigen scheiß Problem!"

Ich klopfe erneut laut an die Tür. Immer noch keine Antwort.

Entnervt greife ich nach der Klinke der Tür - und reiße sie aus Versehen komplett ab! Na toll!

"Verdammt noch mal, Wilson!"

Endlich ertönt ein Grunzen aus dem Zimmer.

"Mach diese gottverdammte Tür auf!"

Eine ältere Dame streckt ihren Kopf aus dem Zimmer gegenüber.

"Aber, aber junger Herr, kann das nicht bis zum Morgengrauen warten?"

Mit der Klinke in der Hand drehe ich mich um und will mich gerade entschuldigen, als sich ihre Augen vor Schrecken weiten.

"Oh nein, nein, keine Angst, ich möchte Ihnen doch nichts tun!"

Ich hebe als Zeichen meiner guten Absichten meine Arme. Beschissene Idee. So früh am Morgen trage ich noch keine Handschuhe. Scheiße.

Jetzt komplett verängstigt starrt sie zwischen der abgerissenen Türklinke und meinem Metallarm hin und her.

"Heilige Scheiße Barnes, was willst du?"

Wilson öffnet verschlafen und nur in Pyjamahose bekleidet seine Zimmertüre und ich kann mir einen kurzen Blick auf seinen durchtrainieren Oberkörper nicht verkneifen. Aber der Moment ist schnell vorüber, denn er drückt sich an mir vorbei in den Flur, schiebt mich in sein Zimmer und schließt die Türe hinter uns.

"Mann, du hast der armen Lady bestimmt einen riesigen Schrecken eingejagt!"

"Was hätte ich denn machen sollen?"

"Schonmal erwogen, nicht gleich das ganze Hotel zusammenschreien?"

Er reibt sich gequält die Schläfen. Als ich diese Bewegung bemerke, beginne ich schadenfroh zu grinsen.

"Ach so ist das, du wolltest noch deinen Rausch ausschlafen?"

"Ja natütlich! Nicht jeder kann dauerhaft ein Superserum intus haben, das so etwas wie einen Kater pratisch unmöglich macht!"

Mein Grinsen wird immer breiter. Genervt aufschnaubend schnappt sich Wilson ein herumliegendes Shirt und streift es sich über. Mein Blick bleibt noch einmal kurz an seinen Muskeln hängen, bevor der Stoff sie verdeckt.

"Also Barnes, warum machst du so früh am Morgen ein riesen Theater?"

Das Lächeln gefriert. Ich gehe wortlos zu seinem Fernseher und schalte ihn ein.

"... offizielle Quellen bestätigen, dass Lt. Lemar Hoskins heute morgen tot aufgefunden wurde, nach einer fehlgeschlagenen Offensivmaßnahme gegen die Terrororganisation "Flagsmashers." Bis auf weiteres sind keine Details bekannt. Lt. Hoskins war die rechte Hand und Insidern zufolge der beste Freund des neuen..."

"Ach du heilige Scheiße, Barnes!"

"Ich weiß."

"Wir müssen Walker stellen, bevor er aus Rache und Verweiflung ein Massaker anrichtet! Der Typ ist emotional nicht stabil! Und jetzt, wo Hopkins..."

"Deswegen bin ich hier, Sam."

Er sieht mich dankbar an. Ich nicke ihm zu.

"Lass uns gehen."

Winterfalcon - wie du mir; so ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt