Just two seconds - Reki (Sk8)

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Nur zwei Sekunden waren vergangen.
Erst spürte ich das gewohnte Adrenalin in meinem Körper pulsieren, als währe es mein Blut. Dann fühlte ich Ohnmacht, über meinen eigenen Körper und dessen Bewegungen.
Ich spürte den gewohnten, harten Boden und den rauen Teer der Straße. Einen Moment lang war alles still. Nicht mal das schliddern meines Skateboards über die Erde, nahm ich nur gedämpft wahr. Einen Moment lang, war mein Körper, sowie auch mein Geist, wie betäubt.
Bis das alles wieder in meinen Körper zurück kam. Erst dann, hatte ich den Schmerz gespürt.
Zwei Sekunden, die sich anfühlten, wie eine Ewigkeit.

Nun lag ich dort, starrte an die Zimmerdecke und wartete. Auf was, wusste ich nicht. Ich dachte nach, wie seit Wochen beinahe jeden Tag.
Jener Tag war nun fast drei Monate her. Schon lange durfte ich wieder, doch mein Skateboart stand still dort in seiner Ecke und verstaubte almählich.
Es hatte sich doch nichts geändert... Die Straße, die Menschen, die Wünsche, das Adrenalin, die Gefühle. Alles blieb doch gleich... Es war doch alles wie immer...
Nein.
Mein Körper hatte sich gefüllt mit Angst.
Das hatte sich geändert.
Ich hatte mich geändert.

Ein leises, doch durchdringendes Brummen unterbrach meine Gedanken, riss die Stille ein, die mein Zimmer beherscht hatte und ließ meinen Körper erschaudern.
Ich wusste wer anrief. Der Rhythmus des Brummens war besonders. Seit Tagen sehnte ich mich nach jenen Abfolgen von Mustern an Tönen, hatte jedoch zugleich unglaubliche Angst davor.
Seufzend tastete ich nach meinem Handy und kniff die Augen leicht zusammen, als ich auf den grellen Bildschirm sah, der einen Riss in die Dunkelheit zog. Mit leicht zitternden Händen nahm ich ab.
"Was ist, Langa..?" Murmelte ich in den Lautsprecher meines Handys. Kurz darauf konnte ich seine klare Stimme hören, als hauchte er sie mir dierekt ins Ohr. Sie versetzte meinen Körper in eine schwach zuckende Anspannung, die sich gleichzeitig so befreihend anfühlte.
"Reki.. Kommst du mit raus?" Fragte er durchs Telefon.
"Keine Lust.." Antwortete ich stumpf. Dies war gelogen. Ich wollte, doch dachte ich konnte nicht. Mein bester Freund durchschaute mich leider sofort.
"Na komm.. Wir haben lange nichts mehr miteinander unternommen.." Seine afgesetzte, trügende Enttäuschung war deutlich zu hören. Wieder seufzte ich. Ich hasste es, doch liebte es, wenn er dies tat. Zudem hatte er mal wieder recht.
"..nagut.."

So befand ich mich auf dem Weg zum ausgemachten Treffpunkt. Mein Blick war auf den Boden gerichtet und meine Hände ruhten in meinen Jackentaschen.
Immer wieder zeichneten sich Bilder in meinen Gedanken, an die ich zuvor nie gedacht hatte. Dinge, die ich noch nie zuvor in betracht zog.
Ich sah still gen Himmel. Es war bereits dunkel. Die Nacht war sternenklar und der Vollmond erhellte den Himmel. Leicht flackernde Straßenlaternen erleuchteten die meinen Weg und die Luft war noch immer warm. Alles ähnelte jenem Tag.
Ich legte meine rechte Hand an meinen linken Ellenbogen und senkte den Blick wieder.
Der Bruch war verheilt. Das wusste ich. Dennoch hatte ich Bedenken.

Ich erinnerte mich an einen Abend letzter Woche. Ich stand draußen unter der Brücke und starrte auf mein Skateboard. Das dunkle Deck, welches ich einst gebaut hatte, war verziert mit roten, gelben und schwarzen Stickern, welche alle schon ein wenig mitgenommen aussahen. Andere Skater hätten mir wohl geraten mir ein neues Board zu kaufen, so viele Kratzer hatte es, doch irgendwie mochte ich diesen Anblick. Es zeigte die verrückte, draufgängerische und aufregende Seite von mir.
Die Luft war warm, der wolkenlose Himmel noch mit roten und orangen Farbklechsen bedeckt. Vereinzelt hörte ich die Motoren der Autos, die über mir die Brücke überquerten und Vögel, die zurück kamen, in ihr Nest. Eine wundervolle Atmosphere. Ich liebte solche Sommerabende.
Langsam hatte ich einen Fuß auf das Deck gestellt. Ausgetestet. Gewartet. Dann der zweite. Ich stand sicher, wie immer, auf dem Board. Einmal pushte ich mich, mit dem Fuß langsam vorwärts und rollte ein paar Meter. Es fühlte sich gut an. Dieser schwache Wind in meinem Gesicht, der mein Haar leicht aufwirbeln ließ. Jedoch spürte ich meine Unsicherheit noch immer. Ich sah voraus, zu der kleinen Absenkung des Teers, auf die ich langsam zu rollte. Ich war sie schon 1000 mal hinunter gefahren, ohne darüber groß nachdenken zu müssen, doch dieses mal war es anders. Meine Hände ballten sich zu Fäusten und ich stieg zügig, dennoch vorsichtig, wieder vom Board ab. Ich seufzte, hob das Skateboard auf und ging zurück nach hause.
Ich war alleine an dem Abend. Und ich war froh, niemandem davon wissen lassen zu müssen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 03, 2021 ⏰

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