Kapitel 39

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Lucas by MusicalGirl200

Als ich auf den Park zulief, versuchte ich mich bedeckt zu halten. Es war schließlich nicht alltäglich, dass ein Wolf in der Stadt umher lief. Als ich beim Park ankam, sah ich sie auch schon. Serafina. Sie war tatsächlich gekommen. Erleichtert atmete ich aus und schüttelte kurz mein dunkelbraunes Fell und trabte los. Ich konnte nur hoffen, dass Serafina sich nicht gleich vor mir erschreckte. Aber sich zurück zu verwandeln, war zu riskant. In meiner Wolfsgestalt wusste zu mindestens kein Vampir, dass ich es war.

Plötzlich stand Serafina von der Bank auf und sah sich nervös um. Sie hatte mich bestimmt bereits gerochen. Ich trat vor ihr zum Vorschein. Doch sie wich geschockt und verängstigt zurück. Ich wünschte, ich könnte über Gedanken mit ihr kommunizieren, aber bei Vampiren ging das nicht. Ich konnte nur hoffen, dass sie sah, dass ich es war.

Ich konnte deutlich sehen, wie Panik in ihr aufstieg und wie sie überlegte abzuhauen. Am liebsten würde ich ihr zurufen, dass sie keine Angst haben brauchte, weil ich es war, aber ich konnte nicht. Doch auf einmal blickte sie mich fragend an und machte keine Anstalten mehr wegzulaufen. "L..Lucas?", fragte sie ganz leise und vorsichtig. Offensichtlich hatte sie Angst, falls ich es doch nicht sein würde, dass sie mich verraten hatte. Doch alles war gut.

Ich kam noch näher auf sie zu und nickte. Dabei zeigte ich ihr meine blaugrünen Augen und hoffte sehr, dass sie mich an meiner Augenfarbe erkannte. Am liebsten würde ich sie in den Arm nehmen, doch ich konnte nicht. Ich hoffte nur, dass ich ihr hatte zu verstehen geben können, dass es wirklich ich war. Sie brauchte keine Angst haben.

Serafina schien scheinbar noch nie einen Werwolf in seiner Tiergestalt gesehen zu haben, der so friedlich war. Ja, die meisten knurrten wütend und gingen sofort in Angriffsstellung, wo sie auch ihre Zähne fletschten. Ich wusste, wovon ich da sprach, weil ich auch so gewesen war. So hatte man es mir beigebracht.

Doch Serafina schien mich an meinen Augen erkannt zu haben und vielleicht sogar auch einfach nur durch meinen Blick voller Güte und Zärtlichkeit. Einen Blick, den ich nur für sie hatte. Sie entspannte sich, doch ich konnte ihrem Gesichtsausdruck sehen, dass sie sich fragte, warum ich in meiner Wolfsgestalt hier war. Ich wünschte so sehr, dass ich ihr diese Frage beantworten konnte, aber es ging nicht. "Du hast es geschafft." flüsterte sie leise und streckte zögerlich ihre Hand nach mir aus.

Sie hatte mich also eindeutig erkannt. Erleichterung durchströmte meinen Körper. Sie war die erste Person, der ich mich so friedlich in meiner Wolfsgestalt näherte. Ich senkte etwas meinen Kopf, damit sie mich zwischen die Ohren kraulen konnte. Irgendwie war diese Situation mehr als seltsam, aber es war besser, als sich gar nicht zu sehen und auf eine gewisse Weise fühlte es sich gut an, wie sie mich mit ihrer Hand kraulte. Ich lehnte meinen Kopf sachte an ihre Hüfte und atmete tief ihren Duft ein. Egal, ob in Wolfsgestalt oder nicht. Ich war jetzt bei ihr und das war für mich das Einzige, was zählte. Ich hoffte, sie war nicht allzu enttäuscht, dass ich nur so hatte kommen können.

Während sie mich weiter kraulte, begann sie zu schmunzeln. Sie schien glücklich zu sein, dass ich hier war und genau das hatte ich auch gewollt. Ich konnte nur hoffen, dass uns hier kein Vampir oder Werwolf erwischte, sonst waren wir Beide geliefert. "Du bist ein so wunderschöner Wolf", flüsterte sie mir ganz leise ins Ohr, dann ging sie auf die Knie um ihre Arme sachte um meinen Hals zu legen und mich so zu umarmen. "Und du hast so weiches Fell", fügte sie noch lächelnd hinzu.

Es fühlte sich gut an, wie Serafina mich umarmte und ich schloss die Augen. Ihr gefiel also meine Wolfsgestalt. Das hatte ich wirklich nicht erwartet. Diese Mädchen war einfach perfekt. Sie war alles, was man sich nur erträumen konnte. Ich war verrückt nach diesem Mädchen. Ich war unglaublich verliebt in sie. Niemals hätte ich gedacht, dass ich nach diesem schrecklichen Jahr nochmal solche Gefühle haben würde, vor allem nicht für eine Vampirin. Ich jaulte leicht und drückte meinen Kopf noch mehr an sie, aber immer schön vorsichtig, so dass ich sie nicht verletzte.

Langsam senkte sie ihren Körper bis ich komplett am Boden des Parkes saß. Auch ich begab mich in eine liegende Position, wo sie begann meinen Rücken zu streicheln. Es tat mir in der Seele weh, dass ich nicht mir reden konnte, ich hoffte, sie konnte mir das verzeihen. Aber immerhin konnte sie mit mir sprechen und ich konnte ja immer noch nicken. "Da du als Wolf gekommen bist, nehme ich wohl an dass du ziemlichen Stress hast in deinem Rudel. Das tut mir leid, Lucas. Wenn ich irgendwas tun kann, lass es mich wissen, ja?"

Als sie mich fragte, ob ich Stress im Rudel hatte, konnte ich darauf nur nicken. Aber mich interessierte es mehr, wie ihr es gestern noch ergangen war. Bloß wie sollte ich sie das nur fragen? Ich konnte nicht mehr tun, als sie fragend anzusehen und zu hoffen, dass sie verstand, was ich damit meinte.

Sie sah mich besorgt an lehnte ihre Stirn gegen meine Wange und nahm deutlich meinen Geruch mit ihrer Nase in sich auf. Sie konnte mit mir über alles reden, was sie wollte. Ich war da und würde ihr zuhören. "Ich habe es gestern geschafft rechtzeitig aufzuhören. Ich hatte Kontrolle. Das habe ich nur deinetwegen geschafft. Aber mein Vater... Es ist so schwer es ihm recht zu machen. Ich erkenne in ihm meinen Vater gar nicht mehr, Lucas. Dabei bin ich nur seine wegen was ich bin. Er hat jegliche Menschlichkeit verloren. So wie alle anderen auch, nur einzelne Gefühle sind geblieben, aber meist sind das keine positiven. Warum nur bin ich der einzige Vampir, der anders ist? Sogar Constantin hat sowas in die Richtung angedeutet."

Es freute mich, dass Serafina mir das anvertraute. So konnte ich noch besser für sie da sein, denn genau das wollte ich. Ich wünschte nur, ich könnte ihr antworten. Ich war so unfassbar stolz auf sie, dass sie sich hatte kontrollieren können. Das mit ihrem Vater tat mir so unendlich leid. Ja, Serafina war anders, aber nur im positiven Sinne. Sie hatte eine Seele und ein gutes Herz. Ich lächelte sie stolz an, soweit es es mit meiner Schnauze eben ging und schnupperte wieder ihren Duft ein. Es war gerade meine einzige Möglichkeit ihr meine Zuneigung zu zeigen. Wie gerne würde ich diesem Mädchen sagen, dass ich mich so wahnsinnig in sie verliebt hatte, aber das musste nun leider warten.

Sie schloss ihre Augen als sie merkte wie ich an ihr schnupperte. Ich hoffte, ich konnte ihr dadurch ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln. Ich wollte alles tun, damit sie sich bei mir wohl fühlte. "Ich hätte den Clan schon vor Zeiten verlassen, wenn mein Vater nicht gewesen wäre. Ich wäre dann zwar auf der Flucht vor Constantin gewesen, aber das hätte ich in Kauf genommen. Aber vermutlich wäre das nie lange gut gegangen. Ein paar mal, habe ich sogar versucht zu flüchten, aber jedes mal, haben sie mich wieder gefunden. Naja das weißt du aber ja schon von meinen Tagebüchern. Aber irgendwie bin ich auch froh, weißt du warum? Weil ich somit dir endlich begegnet bin. Ich weiß, harte Zeiten liegen vor uns, aber irgendwann wird dies vorbei sein, denkst du nicht? Werden wir es schaffen, irgendwann in Frieden zu leben?"
Genau diese Worte hatte sie zu mir auch bei unserer ersten Begegnung gesagt. Schon komisch, was sich seit diesem Tage zwischen uns verändert hatte.

Ich hörte ihr wieder aufmerksam zu und nickte. Ja, wir Beiden würden das schaffen, da war ich mir sicher. Ich würde ihr den Frieden geben, den sie sich wünschte und den sie verdient hatte. Ich legte meinen Kopf vorsichtig auf ihren Schoß und genoss es so sehr bei ihr zu sein. Zum ersten Mal seit meinem Werwolfsdasein akzeptierte ich es in meiner Wolfsgestalt zu sein und das nur durch Serafina, meine wunderschöne Serafina.

Cursed Beings - A supernatural loveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt