34. Kapitel

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Hermine

Nach dem Frühstück und dem Erhalt von Snapes Nachricht bat Hermine Lucius, mit ihr an den Strand zu gehen. Nach der Gefangenschaft in der Höhle und in der Hütte musste sie einfach an die frische Luft. Natürlich kam Lucius ihrer Bitte nach, und so packten sie sich warm ein, es war schließlich Oktober, und gingen los.

Heute war das Wetter grau und stürmisch, das Meer warf peitschende Wellen an den Strand doch zumindest regnete es nicht. Es tat der jungen Hexe gut, den Wind im Gesicht zu spüren, das Salz in der Luft zu schmecken. So konnte sie das Muffige der Höhle und die ekligen Gerüche der Hütte am ehesten aus ihren Gedanken verbannen.

"Ich weiß noch gar nicht, was ich meinen Eltern sagen soll",  murmelte die junge Hexe, nachdem sie eine Weile schweigend Hand in Hand gelaufen waren. "Sie denken, ich bin immer noch auf meiner Konzerttour."

"Und vielleicht ist das am besten so. Du hast selbst gesagt, dass sie noch nicht lange aus Australien zurück sind und Zeit benötigen. Ich denke auch, dass du sie nach der Wiederherstellung ihrer Gedächtnisse nicht in Sorge versetzen solltest. Und da die Nachrichten aus unserer Welt nicht in die Muggelwelt gelangen, werden sie nichts von der Entführung erfahren. Schreib ihnen vielleicht, dass die Tour nun vorbei ist und du dich eine Weile erholst. Ich denke, du solltest mit einem Besuch bei ihnen noch warten, bis es dir ein wenig besser geht - und ihnen auch", erwiderte Lucius.

Hermine dachte über seine Worte nach und nickte dann. "Ja, da hast du vermutlich recht. Irgendwann werde ich es ihnen erzählen, ich verschweige oder lüge nicht gerne. Aber es ist nicht der richtige Zeitpunkt, das stimmt schon."

Die ehemalige Gryffindor entdeckte einen großen Felsen, den sie ansteuerte und sich darauf niederließ. Lucius setzte sich neben sie und zog sie in seine Arme, dann blickten beide auf die raue, aufgewühlte See. Diese spiegelte genau wider, was Hermine fühlte. In ihr herrschte großes Chaos - Wut, Ekel, Angst, Trauer, Entsetzen und Scham vermischten sich zu einem wilden Mix. Es war beinahe unerträglich.

"Wie lange?", fragte Hermine unvermittelt. "Wie lange wird das andauern?" Sie sprach nicht genau aus, was sie sagen wollte, doch Lucius wusste, was sie meinte und zog sie noch enger an sich.

"Das kann ich dir leider nicht sagen, Hermine", wisperte er. "Aber glaub mir, ich werde alles tun, damit du dich besser fühlst und dich von dieser schrecklichen Geschichte erholst. Das verspreche ich dir."

Er drückte ihr einen Kuss auf die Stirn und Hermine wusste, dass es ihr mit ihm an ihrer Seite irgendwann wieder gut gehen würde. Irgendwann.


Die PianistinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt