Die goldenen Räder

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(Achtung sexuelle und brutale Inhalte!)

Wie erwartet war ihr Vater nicht gerade vorzeigbar, eher im Gegenteil. Er lag auf dem Boden, neben ihm eine Flasche voller Rum und seine Kleidung war dreckig und es roch verdächtig nach Erbrochenen. Seufzend stand Shyla an der Eingangstür zu ihrer kleinen Wohnung inmitten des Wohnviertels von Hylaris. Abgefallene Wohnungen und Holzhütten waren aufeinandergestapelt und türmten sich in den Gassen, ganz in der Nähe des Regisplatzes. Die Wohngegend war riesig und ein Fluss zog sich durch die Gassen, sodass manche Wohnungen nur mit dem Boot erreicht werden konnten. Das Gewässer war dreckig und es stank entsetzlich, doch Shyla hatte sich mittlerweile daran gewohnt, das hat jeder und doch war es jedes Mal wie ein Schlag in ihr Gesicht, wenn einer der Ratsmitglieder oder der Lumenis vorbeikam und verächtlich die Nase rümpfte. Ja, sie lebten in der Gosse und im Dreck, doch es war nicht gerade einfach eine Wohnung in dem Tessal Wohnviertel zu ergattern, die Preise waren viel zu hoch, nur die reicheren Menschen und Visaner lebten dort. Ihr Freund Elias hatte dort eine Wohnung, sie hatte ihn schon ein paar Mal dort besucht und genoss es jedes Mal, denn diese Gegend lag am Hafen und der Salzgeruch vermischt mit den würzigen Gerüchen der verschiedensten Lokalen und Restaurants war eine Wohltat für ihre Nase, im Gegensatz zu dem ewigen Gestank nach Kohle und Exkrementen.

Ihn würde sie heute ebenfalls in den goldenen Rädern sehen, ihr Stammlokal, dann würde er wieder von seiner Wahl in den populus erzählen. Shyla fuhr sich durch ihre braunen Locken, die mittlerweile nach dem langen Arbeitstag zerzaust waren. Alles in allem freute sie sich über den Erfolg ihres Freundes, doch sie hatte im Moment wirklich andere Probleme. Ihr Vater lag immer noch sturzbesoffen auf dem Boden ihrer kleinen Holzhütte. Sie hatten eine Wohnung im untersten Geschoß, zum Glück, denn die oberen waren noch unsicherer und fragiler und es passierte nicht selten, dass eine Hütte einfach zusammenbrach und darauf hatte die Familie Asteri wirklich keine Lust. „Vater." Sie ging neben ihn in die Hocke und rüttelte ihn, doch zwecklos. Außer einen lauten Schnarcher brachte er nichts von sich und Shyla seufzte erneut auf. Mit einem Ruck zog sie ihn hoch und schleppte ihn zu dem ausgebeutelten Sofa, welches an der Wand stand und legte ihn hinauf. Dann nahm sie sich einen Putzlaken und wischte die Wohnung bedürftig ab, sie war ja nicht gerade groß. Sie betete zu den Göttern, dass ihr Vater sich nicht wieder mehr verschuldet hat.

Sie hatten kaum Geld, ihre Wohnung und die Miete zu bezahlen, geschweige sich denn ein anständiges Mal zu erlauben. Ihre Gehälter in den Firmen von Ruth und Daro waren auch nicht gerade prickelnd und die einzige Einnahme, die ihr Vater in die Familie brachte, waren Schulden über Schulden. Bei den Gedanken an Ascian drehte sich ihr Magen um und sie hoffte, dass sie ihn nie wieder begegnen müsste, denn sie hatte eine Heidenangst vor dem Mann, obwohl er noch der harmloseste Herr über Kramas war. Rojus war von der anderen Sorte, er besaß mehrere Hurenhäuser mit Minderjährigen und vollzog Menschenhandel. Ascian wählte wenigstens volljährige Mädchen aus, auch wenn diese nun auch nicht gerade freiwillig für ihn ihre Beine breit machten. Er hatte ihr einmal selber angeboten, dass sie doch so die Schulden ihres Vaters abzahlen konnte, doch Shyla hatte ihm daraufhin eine geknallt und war so schnell weggerannt wie sie nur konnte und jedes Mal, wenn sie daran dachte, konnte sie sich selber eine Ohrfeige runterhauen, denn es war nicht gerade von Vorteil den Herr der Kriminellen und Schmuggler zu verärgern, zumal ihr Vater Schulden bei jenem besagten Mann hatte. Doch seither hat sie ihn nie wiedergesehen und sie hoffte, dass es dabeiblieb.

Sie machte sich auf den Weg zu ihrem Schlafzimmer, welches direkt neben dem Wohnraum und der Küche lag. Die ganze Wohnung bestand nur aus drei Zimmer: dem Bad, dem Schlafzimmer und dem Wohnzimmer, in allem war es mehr oder weniger sauber und die Möbel waren alt, aber es war ihr zuhause. Sie waren alle nicht an den Luxus gewöhnt, wie es in Tessal der Fall war oder darüber hinaus in Amaro, dem glitzernden Juwel der Stadt, wo auch das Dinoris Gebäude war mit der riesigen Kuppel, das Ratsgebäude. Shyla war erst ein paar Mal in Amaro gewesen, doch es war jedes Mal auf das Neue eindrucksvoll. Die riesigen Bauwerke mit den glitzernden Fenstern und den kunstvollen Statuen und Säulen und das Dinoris-Gebäude selber mit der riesigen goldenen Kuppel, dass es selbst die Götter auf Numbis sehen konnten, ihrer Himmelsstadt. Mit schnellen Handbewegungen griff sie in die Schubladen ihres kleinen Schrankes, wo sie schlussendlich ihr Ziel fand: Ihr geliebtes rotes Kleid mit dem verschnürten Ausschnitt, welches ihr außerordentlich gutstand und welches ihre weichen Kurven nur noch mehr betonte. Shyla wusste mittlerweile mit ihren zwanzig Jahren, dass sie keineswegs hässlich anzusehen war, in vielen Augen sogar attraktiv mit ihren großen rosa Lippen, ihren funkelnden goldbraunen Augen und ihren langen braunen Locken. Das wussten auch die Freunde von Demir, Mathis und Kazir, die es oft bei ihr versucht hatten, doch sie hatte sie immer abblitzen lassen, weil sie nicht mit den Freunden ihres Bruders ausgehen wollte, denn sie war nicht auf eine feste Beziehung aus, im Gegenteil, sie hatte weder die Zeit noch die Nerven, sich mit Männern auseinanderzusetzen. Das wiederrum schloss nicht die Vergnügung mit gewissen Männern aus und der Gedanke daran ließ Shyla ihre Beine zusammenpressen. Es würde wohl wieder auf eine schnelle Nummer in der Ecke von der Bar Theke hinauslaufen möglichst fern von den Augen anderer Gäste und möglichst fern von ihrem Bruder, der sich zu gerne als ihr Beschützer in die Schale warf, auch wenn sie ihn nicht benötigte. Doch heute würde sie alle Spaß haben, ihre Sorgen wegtrinken und ihr Leben in vollen Zügen genießen, bis der Alltagstrott und die Sorgen sich wieder breit machten. Nur für eine Nacht.

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