Die nächsten Tage vergehen ähnlich. Sascha und ich unterhalten uns viel und lernen uns so kennen. Ich lerne langsam auch mit der Telepathie klarzukommen, es funktioniert auch immer besser. Die Distanz zwischen Sascha und mir kann zum Beispiel jetzt schon größer sein.
Also bis zum Ende des Flurs, dann bricht sie aber ab. Sascha meint, das wäre ein Schutzmechanismus, für normale Menschen, um sie nicht zu überfordern, da sie nicht damit groß geworden sind, so wie die Werwölfe.
Ich freue mich um jeden Schritt, den Sascha weiter gehen kann und ich ihn hören kann, bevor die Verbindung abbricht. Allerdings kann Sascha meine Gedanken immer hören, wenn ich ihn nicht blocke, und das Blocken ist echt schwer für mich.
Manchmal denke ich nicht daran, dass Sascha meine Gedanken mithören kann, und dann fängt er an zu schmunzeln oder sogar an zu lachen, je nachdem was ich gerade denke, manchmal nimmt er mich auch einfach nur in den Arm und küsst mich auf den Scheitel.
In fünf Tagen erreichen wir Hamburg. Ich bin so aufgeregt, endlich sehe ich meine Oma wieder. Endlich ist der Horror von Amerika hinter mir.
Sascha wirkt heute sehr ernst. Ich würde so gerne wissen, was ihn beschäftigt. Leider blockt er mich heute scheinbar auch, ich kann seine Gedanken nämlich nicht mithören und weis daher auch nicht, was er fühlt.
> Was ist los? Du wirkst so bedrückt. < frage ich zärtlich nach.
Wir liegen mal wieder im Bett aneinander gekuschelt. Sascha fährt sich mit den Händen durchs Gesicht und seufzt.
> Es gibt da noch etwas, das ich dir noch sagen muss, und was dir wahrscheinlich nicht gefallen wird. < sagt er ernst.
> Was denn? < frage ich nach und setze mich auf.
Angst schleicht sich meinen Nacken hoch.
> Du brauchst keine Angst haben Prinzessin. Aber du kennst noch nicht alles über uns Werwölfe. Ich habe dir noch nicht alles erzählt, weil..., weil ich dich kennen lernen wollte und weil ich wollte, dass du mich erst einmal kennen lernst, bevor du das drumherum kennen lernst. Ich wollte dich nicht gleich am Anfang damit überfordern. Aber in fünf Tagen legen wir in Hamburg an, und es wird langsam Zeit, dass du erfährst, welche Rolle wir in meinem Rudel spielen. < Saschas Stimme ist ernst, aber auch gequält.
> Wie? Ich dachte du hättest mir alles erzählt? < frage ich verdutzt.
> Nein, leider nicht. < seufzt er.
> Und was musst du mir noch erzählen? < frage ich vorsichtig nach.
> Ich lebe nicht einfach nur in einem Rudel, ich bin der Alpha dieses Rudels. Und wenn ich der Alpha bin, ist meine Gefährtin, also du, automatisch die Luna des Rudels. < während er mir das sagt, nimmt er meine Hände in seine und schaut mir direkt in die Augen.
Wahrscheinlich um meine Reaktion zu sehen, oder meine Gefühle. Ich schließe jedoch meine Augen und blicke nach unten.
> Heißt das, du bist nicht nur ein erfolgreicher CEO, sondern auch der Chef in deinem Rudel? Und ich wäre somit die Chefin? < frage ich leise nach.
Ich traue mich nicht, Sascha anzusehen und versuche unter größter Möglichkeit, meine Gedanken zu blocken, weil meine Gedanken rasen wie verrückt.
Wenn er nicht nur ein CEO von mehreren Firmen ist, sondern auch noch der Anführer all dieser Werwölfe ist, und da ich seine Gefährtin bin, habe ich wohl genau so viel Verantwortung für das Rudel, wie er. Dem bin ich doch gar nicht gewachsen.
Ich bin doch lediglich eine 18-jährige Amerikanerin, die die letzten 6 Monate die Hölle durchlebt hat und nur ein bisschen Frieden haben möchte und mit ihrer Oma glücklich werden will. Ich möchte doch nur ein einfaches Leben führen, Tiermedizin studieren, und einfach nur glücklich werden.
Von dem ganzen Nachdenken wird mir schwindelig. Tränen der Überforderung steigen in mir hoch. Ich lege mein Gesicht in meine Hände und versuche ein Schluchzen zu verhindern, doch leider gelingt es mir nicht ganz.
Sascha kommt zu mir und nimmt mich einfach nur in den Arm, er schweigt. Er streichelt meinen Rücken und wartet, bis ich irgendetwas von mir gebe, doch ich schweige. Ich weine stumm.
Ich weiß nicht, wie lange wir nun schon schweigend dasitzen, doch irgendwann muss ich mich bewegen, da mir alles eingeschlafen ist. Ich fange langsam an zu zappeln, Sascha hört auf, über meinen Rücken zu streicheln. Ich setze mich aufrecht hin und schaue Sascha schüchtern an.
> Was ist los Prinzessin? Lass mich dir helfen. Ich möchte nicht, dass du das allein durchstehen musst. < er spricht leise zu mir, als ob ein lautes Wort mich verscheuchen könnte, wie ein scheues Reh.
Meine Gedankenblockade fängt an zu bröckeln, ich spüre es förmlich. Ich senke meinen Blick, seufze und stehe auf.
> Ich muss eben mal kurz ins Bad. < flüster ich.
Sascha lässt mich widerwillig gehen und schaut mir hilflos nach. Seine Augen sehen traurig aus.
Im Bad lasse ich mir kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, bevor ich mir welches ins Gesicht spritze. Ich atme einmal tief durch. Alles dreht sich um mich herum.
* Ich werde dich nie allein lassen, egal was kommt, ich bin immer an deiner Seite. Bitte rede mit mir Mara. Ich liebe Dich. * Sascha dringt durch meinen Kopf.
Plötzlich wird mir schwarz vor Augen und ich falle auf den Boden. Durch den Knall, oder hat er gemerkt das mir schwarz wurde?, kommt Sascha ins Bad gestürmt und nimmt mich hoch und trägt mich ins Bett.
Ich komme wieder zu mir.
> Mara mein Schatz, was ist passiert? < fragt er besorgt.
> Es ist alles so viel. < flüster ich kraftlos.
> Ruh dich aus Prinzessin, ich bin bei dir und wache über dich. < Sascha gibt mir einen Kuss auf die Stirn und streichelt mir eine Strähne hinters Ohr.
Das Gedanken blocken hat mich so sehr angestrengt, dass ich kurz das Bewusstsein verloren habe, weil mein Kreislauf abgesackt ist. Ich denke nicht weiter darüber nach und schließe meine Augen, um zu schlafen.
Als ich wieder wach werde, sehe ich, dass Sascha mich beim Schlafen beobachtet. Ich muss grinsen.
> Gut geschlafen Prinzessin? < fragt er fürsorglich.
Ich nicke nur und grinse.
> Komm wir machen uns fertig zum Abendessen. Es ist mal wieder soweit und du solltest echt mehr essen. < sagt er etwas besorgt.
> Ist gut. < antworte ich nur.
Ich strecke mich und stehe dann auf. Im Bad mache ich mich eben nur frisch. Ich muss in meine Kabine zurück, weil ich dort meine Sachen habe. Sascha wartet geduldig, bis ich wieder zurückkomme.
Ich habe mir nur eine blaue Röhrenjeans und ein blaues einfaches T-Shirt angezogen. Dazu ein schwarzes Jäckchen, falls wir nochmal an Deck spazieren gehen und es frisch ist, und meine schwarzen Sneakers.
> Du siehst toll aus. < begrüßt mich Sascha und gibt mir einen Kuss auf den Scheitel.
Groß genug ist er ja. Sascha nimmt meine Hand und wir gehen zusammen zum Speisesaal.
Vor dem Speisesaal treffen wir auf den Widerling, der mich an gegrabscht hat. Er sieht uns, grinst mich erst an und sieht dann Sascha, woraufhin er seinen Kopf duckt und schnell das Weite sucht.
Mir ist nicht wohl bei dem, aber der Kapitän hat versichert, dass dieser Mann mir nicht mehr zu nahekommt. Ich hoffe es nur. Sascha drückt meine Hand, um mir zu zeigen, dass er für mich da ist. Und zack fühle ich mich wieder sicher und geborgen. Wie macht er das nur?
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Das Mädchen und der Alpha (Band 1)
WerewolfSpannend, Gefühlvoll, Erregend Nach dem Tod von Maras Mutter geht es für Mara in Amerika bergab, der Stiefvater will von ihr nichts mehr wissen und wird sogar gewalttätig. Sie geht arbeiten, um sich die Überfahrt nach Deutschland leisten zu können...