"Dachtest wohl, du könntest uns wieder entkommen, hm?" Selbstgefällig stapfte der Sheriff vor meiner Nase auf und ab. Ich - auf meiner Liege in meiner Zelle liegend - würdigte sie keines Blickes und musterte stattdessen einzelne Löcher in der Decke. Sah aus wie Einschusslöcher. Welches Magazin wohl dafür verantwortlich gewesen war? Ich musterte sie genauer und setzte mich auf. Caitlyn sah mich mit einem harten Blick an. "Hat's dir die Sprache verschlagen? Du bist doch sonst immer so gesprächig." Gott ging mir die Frau auf die Nerven. Mit einem Seufzen setzte ich meine Füße vom Bett auf den Boden, drehte mich zu ihr und schaute sie an. "Tu nicht so als würdest du mich kennen, alles klar?" Mit offenem Mund starrte sie mich an und ich konnte förmlich sehen, wie sie vor Wut rot anlief. "Wieso verschwende ich überhaupt noch meine Zeit mit dir? Du bist nicht mehr mein Problem! Sollst du doch hier verrotten!!!" Mit diesen Worten ging sie zu der Tür meiner Zelle, schloss sie auf, schritt hindurch und schloss sie wieder zu. Zurück blieb Stille. Diese verdammte Stille. Diese verdammte Langeweile. Ich hab Langeweile schon immer gehasst...
Stunden vergingen und die Welt um mich herum - auch wenn alles was ich meine Welt nennen konnte ein kleiner Raum mit fast nichts drin war - begann sich zu verändern. Je länger ich meine Wand anschaute, desto kleiner wurde sie. Die Konturen wurden mir bewusster. Jede kleine Delle wurde mir bewusst. Ich studierte jede Einkerbung ein (daran sieht man mal wie öde es in diesem Drecksloch war), bis ich hörte wie jemand von außen die Tür aufschloss. Gespannt schaute ich zur Tür, allerdings war die Person nicht wirklich besonders oder so, jedenfalls dachte ich das in dem Moment. Es war eine recht lässig aussehende junge Frau in einem weißen Kittel, die sich mit einem Klappstuhl zu mir begab und sich dann mir gegenüber setzte. "Hey", sagte sie lächelnd und musterte mich. Verwirrt schaute ich sie an und musste dann grinsen. "Bist du mein neues Spielzeug?"
Überfordert starrte sie mich an. "Wa-", kam nur von ihr, dann räusperte sie sich. "Mir wurde bereits gesagt Sie wären sehr speziell, daher lassen Sie mich Ihnen versichern: Ich bin nicht Ihr Spielzeug. Mein Name ist Schwester Akali und ich bin Angestellte im Purified Soul. Ich soll Sie einmal durchchecken." Sie lächelte leicht, stand auf und kam auf mich zu. "Würden Sie bitte aufstehen?" Perplex starrte ich sie an, tat dann aber was sie sagte. Allerdings kam mir das alles irgendwie komisch vor. "Purified Soul? Was zum Raketenwerfer soll das bitte sein?", fragte ich und kramte in meinem Gedächtnis nach meinen nicht existenten Englischkenntnissen. Sie untersuchte mich und währenddessen sprach sie mit ruhiger Stimme zu mir. "Das Purified Soul ist ein Klinikum hier in der Nähe, spezialisiert auf psychische Erkrankungen."
Kaum hatte sie den Satz ausgesprochen wurde mir kotzübel. Schnell drehte ich mich weg und erbrach mich neben mein Bett. Was wollte bitte eine Klapsen-Olle bei mir? Ich hatte vielleicht ein Rad ab, aber doch keins was ein Seelenklempner, der seinen gesamten Tag mit Rumgeheule ertragen und Leuten falsche Hoffnungen machen lösen könnte!
"Geht es Ihnen nicht gut?" Besorgt schaute Schwester Akali mich an. Genervt erwiderte ich ihren Blick. "Ich hab hier gerade auf den Scheiß Boden gereihert. Mir geht's SUPER." Bei meinem Ton zuckte sie zusammen, dann richtete sie sich wieder selbstbestimmt auf. "Wie dem auch sei-", begann sie und wurde ganz ernst. "Ich würde gerne einige Tests mit Ihnen machen, zur Kontrolle versteht sich. Bitte füllen Sie diese Fragebögen aus." Sie zog einen Ordner aus ihrer Tasche und reichte mir drei Fragebögen. Man kann sich kaum vorstellen wie dämlich diese Fragen waren, mal im Ernst! Sowas interessiert doch keinen!
1. Ist Ihnen das Gefühl von Leere vertraut?
2. Fühlen Sie sich oft antriebslos oder lethargisch?
3. Handeln Sie oft impulsiv?
4. Hat Ihr Appetit sich kürzlich stark verändert?
5. Sind Ihre Emotionen wechselhaft?
Dieser Mist zog sich mit 37 Fragen definitiv zu lang! Als ich fertig war warf ich ihr die Fragebögen auf die Tasche und nickte mit dem Kopf Richtung Tür. "Du hast was du willst. Jetzt geh einem Irren die Stimmen ausreden oder so." Sie sah mich kühl an, dann stand sie auf und ging ohne ein weiteres Wort. Ich hätte mit irgendwas gerechnet, einer genervten Reaktion oder so, aber nein. Langweilig die Frau, einfach nur langweilig.
Nach diesem ersten Treffen mit Schwester Akali kam sie in den folgenden Wochen noch öfters vorbei, ließ mich Fragebögen ausfüllen oder untersuchte mich auf irgendwelche körperlichen Symptome. Nach sieben Wochen jedoch war es anders.
Für gewöhnlich kam sie Freitags, etwa um 16 Uhr. Ich erwartete sie schon fast und schaute auf die Tür. Ich konnte sie nicht leiden, aber immernoch besser als Sheriff Caitlyn oder Vi, die sich über ihr Glück mich hinter Gitter gebracht zu haben freuten. Doch an diesem Freitag kam sie nicht. Jedenfalls nicht um 16 Uhr. Abends, als ich gedankenverloren die Einschusslöcher an der Decke musterte und über Vergangenes nachdachte - die Zeit in Freiheit, wo ich viel an meinen Waffen experimentierte oder Unruhe über Piltover brachte - wurde ich unterbrochen.
Die Tür zu meiner Zelle öffnete sich mit einem lauten Krachen und zwei Personen kamen herein - Schwester Akali und ein mir Unbekannter mit Maske, Kittel und OP-Brille. Bevor ich irgendwie reagieren konnte packte mich der Unbekannte an den Schultern und zerrte mich aus meiner Zelle. Geschockt starrte ich nach draußen. War das mein Ende? Würde die Vollstreckerin mich richten und dashier wären meine Aufpasser, dass ich keine Scheiße baue? Panisch schloss ich die Augen und mahlte mir aus wie ich wohl hingerichtet werden würde. Gerade ging ich die Möglichkeit durch erhängt zu werden, als ich ein Summen und Brummen um mich hörte - wie einen Motor. Ich öffnete die Augen und fand mich in einem Krankenwagen wieder - festgeschnallt an einer Liege. "Wa-", brachte ich hervor, doch im selben Moment entschied ich lieber zu schweigen. Schwester Akali saß neben mir und schaute mich kurz an, dann schaute sie aus dem Fenster des RTW. "Wir bringen dich ins Purified Soul, gerichtlicher Beschluss."
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Jinx - In Scherben gespalten
FanfictionUrsprünglich ein nettes junges Mädchen aus Zhaun, eine Chaosstifterin in Piltover und eine Verrückte auf den Straßen. Jinx wurde schon als vieles gesehen. Viele waren ihr auf den Fersen - Vi, Sheriff Caitlyn und noch viele mehr, doch niemand vermoch...