Für meine Liebsten

Für meine ABFFL

Ich weiß, dass du das niemals lesen wirst Isi. Trotzdem hoffe ich... oder stelle ich mir vor, dass diese Nachricht dich irgendwie erreicht.
Eben ist deine Mutter und dein Bruder an mir vorbei gefahren. Ich wollte winken. Wie ein Reflex. Aber kla warte du nicht im Auto. Vielleicht als Geist aber sagen kann ich das ja nicht. Ich denke oft an dich. Mir fehlt unsere gemeinsame Zeit. In der Schule habe ich wieder so dämliche Lehrer. Alleine schaff ich das nicht. Du hast mir immer so gut geholfen. Des ist so eine Frau Ryan die ich da habe. Ach Isi es fehlt mir so mit dir über die Lehrer zu lästern oder über alte Zeiten zu lachen. Wenn ich mal wieder einen Wortdreher habe fehlt mir dein Lachen und ich denke an die Liste, die wir mal machten. Erinnerst du dich noch an den Satz? "Wenn du Jude wärst, wärst du toast?" Weißt du noch als wir das im Geschichten hatten mit Herr Hedrich? Als ich letztens Herr Dyrauf beim Döner in der Stadt gesehen habe, musste ich sofort an dich denken. Erinnerst du dich als er dir das Blatt wegnehmen wollte und meinte er könne und auseinander setzen? Ich mochte diese Mathestunden, denn da machte Schule irgendwie Spaß. Kla trägt Herr Dyrauf seinen Teil bei mit seinem Bär, wenn du noch weißt was ich meine. Aber am schönsten fand ich, dass du immer neber mir saßt und wir alles gemeinsam machten. Zumindest was alles ging. Erinnerst du dich an die Umschreibung des Liedes "Je na Parle pas Français?" Wie wir über die Lehrer gelacht haben uns Namen für sie ausdachten und manchmal, oder auch ziemlich häufig, das machten was wir wollten? Weißt du noch wie wir die "Drogenkekse" kauften? Die wir so billig bekamen und danach von der Polizei verfolgt fühlten. Klar waren keine Drogen drinnen aber es fühlte sich verdammt so an. Wir haben so viel gemeinsam gemacht und auch geschafft. Wir sind doch eine Person. 🙂
Es tut mir so leid, wie das zwischen uns auseinander ging. Hätte ich das gewusst hätte ich bestimmt nie so reagiert. Isi es tut mir so weh, dass ich dir nicht nochmal sagen konnte, wie wichtig du mir eigentlich warst und auch noch immer bist. Es tut so weh in der Schule zu sitzen, weil ich Schule mit dir verbinde. Du warst der Grund weshalb ich mich auf die Schule freute. Deinetwegen bin ich so früh aus dem Haus, weil ich unbedingt bei dir sein wollte. Weißt du was mir aber am allermeisten wehtut? Dass ich bis heute noch immer nicht weiß wie oder woran du gestorben bist. Und dass ich dir nicht gesagt habe oder sagen konnte wie sehr ich dich lieb hab. Weißt du, du warst einer der wichtigsten Menschen die ich hatte. Du hast nie beschwert, dass ich dir die Dinge 10 mal erzählt habe. Du hast meine nervige und unwissende und deshalb ständig fragenden Art hingenommen und dir Mühe gegeben all meine Fragen zu beantworten. Wir haben gemeinsam die Klassenarbeiten geschrieben. Wir waren heimlich unterwegs und einmal war ich auch unerlaubt bei dir. Wir haben unsere Eltern ignoriert, die uns verboten hatten, dass wir zusammen Zeit verbringen. Du hast aus mir einen neuen Menschen gemacht. Das was ich heute bin habe ich auch dir zu verdanken. Ich habe gerne deine neuen Sachen begutachtet und deine Zeichnungen betrachtet. Ich habe dir so gerne beim Zeichnen zugeschaut. Ich liebte es mit dir zu kuscheln. Bei dir war ich einfach nur ich. Mir war gar nichts vor dir peinlich. Wir gingen ja sogar im Schwimmbad in eine Kabine. Wir haben zwar nicht hingeschaut aber trotzdem. Hey wir waren auch schon gemeinsam auf Toilette, wenn du dich erinnerst. Du fehlst mir so sehr, dass es nicht in Worte zu fassen ist. Als ich aus der Zeitung erfahren musste, dass du gestorben bist stockte mir der Atem. Ich wollte das alles nicht glauben. Du warst doch erst 17. Als ich das alles dann Begriff musste ich weinen. So bitterlich weinen, wie ich nie zuvor gemeint habe. Ich hätte niemals gedacht dass du sterben würdest. Ich dachte wir beide werden heiraten und unsere Kinder gehen zusammen in die Schule und wir feiern zusammen noch deren Hochzeit aber ich hatte mich wohl geirrt. Du fehlst mir so. Ich liebe dich.