zusammen krank

1K 43 30
                                    

Widmung: An alle, die auch regelmäßig ihr fucking Ladekabel schrotten. (Und deshalb nicht mehr schreiben könnt, weil ihr Akku sparen müsst, bis das neue ankommt)


„Wi-hill", jammert Nico in leierndem Tonfall aus seinem Zimmer. Die Tür steht offen, also kann ich seine Stimme (leider) sehr gut hören und nicht einfach ignorieren. Ich sehe von meinen Schulunterlagen auf, die ich mir ins Camp Half-Blood mitgenommen habe. Nico hat mich aufgrund dieser schon mehr als einmal als Streber bezeichnet, aber ich möchte einen guten Schulabschluss, um später Medizin studieren zu können.

Dieses Fachwissen allerdings würde ich eigentlich jetzt schon dringend nötig haben, besonders, wie man mit nervigen Patienten umgeht. Denn Nico ist ein hoffnungslos schlimm nerviger Fall. Seit zwei Tagen gammelt er mit einem grippalen Infekt, der es in sich hat, in seiner Hütte herum und ist gelangweilt.

Und wenn Nico gelangweilt ist, bekommt jeder das zu spüren, besonders ich. Er hat mich zu seinem persönlichen Laufburschen auserkoren, mit der Begründung, dass ich so schonmal für meinen späteren Beruf üben könne. 

„Will", verlangt Nico zum wiederholten Male nach mir. Ich stehe mit einem tiefen Seufzer auf, schließe meine Mappe (zu mehr würde ich heute eh nicht mehr kommen) und mache mich auf den Weg zu Nico.

Als ich durch die Tür trete, kann ich mir ein amüsiertes Lachen nicht verkneifen. Nico hängt kopfüber von seinem Bett, sein rechter Arm schleift kraftlos auf dem Boden. Der andere krallt sich krampfhaft in das graue Laken, darum bemüht, nicht den ganzen Körper abstürzen zu lassen.

Nicos Gesicht ist schon ganz rot, ob das an der Erkältung oder an seiner unbequemen Position und dem ins Hirn gelaufenen Blut liegt, ist ungewiss.

Jetzt verzieht er sein Gesicht erleichtert, aber immer noch mit vorgeschobener Schmolllippe.

„Ach, Schmolli. Wie hast du dich denn dahin manövriert?", frage ich mit hochgezogenen Augenbrauen und verkneife mir das Lachen.

„Sehr erfreut, dass du mich auch mal mit deiner Anwesenheit beehrst und ich anscheinend zu deinem Amüsement beitrage", motzt er drauflos.

„Ich freue mich auch", erwidere ich trocken, woraufhin er abfällig schnaubt und die Nase rümpft. Zu süß! 

Aber schon kurz darauf verändert  sich sein Gesichtsausdruck in seinen Hundeblick. Große Kulleraugen, leicht vorgeschobene Unterlippe und ein flehender Blick. Diese Mimik könnte er sich echt patentieren lassen. Denn in meinem Kopf wird sofort ein Schalter umgelegt. 

Eine neue Hütte? Selbstverständlich. Ein Auto? Natürlich. Hochzeit? Immer doch. — Warte.. Was?!

„Kannst du mir bitte helfen", bittet Nico und reißt mich somit aus meinen Träumereien und meinen schon ganz schwummrig gewordenen Gedanken.

„Klar", antworte ich und trete auf sein Bett zu. Nico sieht mich von unten herab mit glasigem Blick und fiebergeröteten Wangen (wahnsinnig heiß) an und ich kann nicht anders als zu schmunzeln. Ich umfasse seinen auf dem Boden hängenden Arm und ziehe ihn wieder in eine vernünftige sitzende Position.

Er sackt sofort wieder in sich zusammen und mir wird ganz schwer ums Herz. Wenn ich ihn so sehe, habe ich sofort das Bedürfnis, ihm alle Heiltränke der Welt einzuflößen, damit es ihm so schnell wie möglich wieder gut geht.

Aber da das leider nicht geht, lege ich erstmal nur meinen Arm um ihn und greife mit der Hand um seinen schmalen Brustkorb. So kann ich ihn ein wenig anheben und auf dem Bett so drapieren, dass er auf dem Rücken liegt. Ich stehe von meinem Platz auf der Bettkante auf und hebe die auf den Boden gestrampelte Decke auf. 

solangelo - one-shots Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt