,,Mach es nicht, Tess", nehme ich Damons Stimme hinter mir wahr und spüre seine Hand, die mein Handgelenk umschließt.
Ich zittere und kann keinen klaren Gedanken mehr fassen.
,,Ich kann nicht mehr, Damon. Ich kann einfach nicht mehr", flüstere ich mich mit brüchiger Stimme und sehe weiterhin zum Fluss hinunter. ,,Ich will, dass es aufhört."
Es beginnt zu regen und ein Donnerschlag in der Ferne durchbricht die Stille.
,,Ich weiß. Aber das ist nicht die Lösung, Tess", versucht Damon mich weiterhin davon abzuhalten, doch ich lasse mich nicht umstimmen. Kann das alles einfach nicht mehr.
,,Wenn ich nicht gewesen wäre, würde meine Mom noch leben. Es ist alles meine Schuld", weine ich und bekomme kaum noch Luft. Ich sehne mich so sehr danach, endlich alles loszulassen.
,,Es war ein Unfall, Tess. Dich trifft keine Schuld. Glaube mir", versucht Damon zu mir durchzudringen und ich stelle fest, dass Nick es ihm im Auto erzählt haben muss. Woher sonst sollte er von dem Autounfall wissen.
,,Du irrst dich, Damon. Es ist allein meine Schuld. Hätte ich mich nicht betrunken, dann hätte sie mich nicht abholen müssen und es wäre nicht zu dem Unfall gekommen. Sie wäre noch am Leben", wende ich ein und möchte den Schritt nach vorne wagen, doch Damons Griff um mein Handgelenk verstärkt sich.
,,Nein, DU irrst dich,Tess! Es ist nicht deine Schuld. Unfälle wie diese passieren und wir können nichts dagegen tun. Es ist alles eine Frage der Zeit. Wäre der andere Autofahrer auch nur 10 Sekunden früher oder später von zu Hause losgefahren, wäre der Unfall nicht passiert. Das gleiche gilt für deine Mom. Es ist eine Kette von Ereignissen, die zu diesem Unfall geführt hat,aber du darfst dir nicht die Schuld daran geben. Ich weiß, dass es schwer ist, sich nicht die Schuld zu geben oder sich zumindest zu verzeihen. Ich habe es selbst durchgemacht und daher weiß ich, dass du nicht aufgeben darfst, Tess."
Der Sturm nimmt zu und heftiger Regen prasselt auf uns herab.
,,Ich kann nicht," bringe ich gequält heraus und wende mich wieder dem Abgrund zu. ,,Ich kann mir nicht verzeihen."
Doch Damon lässt nicht locker.
,,Du musst! Denk an deinen Vater und deinen Bruder. Wie sie sich fühlen werden. Sie werden sich auch die Schuld an deinem Tod geben und ihnen wird es so ergehen wie dir. Möchtest du das?", gibt Damon mir zu verstehen.,,Möchtest du, dass sie noch mehr leiden?"
Ich schließe die Augen und beginne zu schluchzten. Denke an meinen Bruder und meinen Dad.
,,Komm mit mir zurück, Tess. Ich werde dir helfen, das alles durchzustehen. Ich werde für dich da sein, solange du mich brauchst. Ich verspreche dir, dass es dir besser gehen wird. Ich verspreche es."
Damon reicht mir seine freie Hand und ich atme gequält ein und aus. Unsere Blicke treffen sich und ich sehe die Angst in seinen Augen. Weiß, dass ich sein Leben in Gefahr bringe, wenn ich springe. Denn ich kenne ihn. Er würde mir hinterspringen. Und er hat recht. Ich würde meinen Dad und Nick schreckliche Qualen zufügen. Daher kann ich nicht anders, als mit zitternden Händen seine Hand zu ergreifen und mich von ihm in seine Arme ziehen zu lassen.
In seinem Armen breche ich schluchzten zusammen. Meine Knie geben nach und ich sitze knieend auf dem Boden als der Schmerz mich zu überwältigen droht. Ich habe das Gefühl, dass ich innerlich zerreise, weshalb ich die Arme um mich schlinge.
,,Mach das es aufhört! Mach das es aufhört, bitte!", flehe ich ihn an, während Tränen meine Sicht versperren. ,,Es tut so weh. Bitte mach, das es aufhört!"
Damon zieht mich wieder in eine Umarmung, sodass ich meinen Kopf an seinen Brustkorb legen kann.
,,Es wird alles gut", verspricht er mir und nimmt mein Gesicht in seine Hände. Bringt mich dazu, ihn anzusehen. ,,Ich verspreche dir, dass ich für dich da bin. Solange du mich brauchst. Versprochen."
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Die Zeit unseres Lebens
RomanceJeder Augenblick ist wertvoll. Das muss auch die 18 Jährige Tessa lernen , als sie durch einen Unfall ihre Mutter verliert. Gefangen in ihrer Trauer muss sie nun versuchen, den College Alltag zu überstehen und ihr Leben wieder unter Kontrolle zu b...