Der Entschluss

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Ich wachte auf und fühlte mich so schlecht. Gestern hatte meine Schwester Geburtstag und wir waren Essen gewesen, im besten Restaurant der Stadt. Meine Mutter meinte:" zum 18. Geburtstag darf sie sich doch man was leisten. Da sollte Geld keine Rolle spielen." Ich verstand es nicht. Sonst müssen wir jeden Cent umdrehen um über die Runden zu kommen und jetzt können wir uns mal eben so ein Essen für 4 Personen für über 300€ leisten.
Meine Mutter ist arbeitslos und mein Vater war schon kurz nach meiner Geburt abgehauen. Meinen Bruder und meine Schwester hat er ganze 6 Jahre ausgehalten. Als aber dann das dritte Kind kam, war das dann "zu viel" für ihn. "In dieser kleinen Wohnung zu fünft? Da habt ihr doch ohne mich viel mehr Platz." War eine seiner Begründungen warum er uns verlassen musste. Meine Mutter hasste ihn immer noch dafür.
Aber zurück zu mir. Ich wachte also auf und fühlte mich immer noch als hätte ich gerade ein sieben-Gängemenü verdrückt. Denn ich war ja voll gefressen ins Bett gegangen und mit dem gleichen Gefühl wieder aufgewacht.
Wie auch sonst führte mich mein erster Gang am Morgen zum Spiegel, wo ich meine fetten Beine, meinen dicken Bauch und meine schwabbeligen Oberarme betrachtete. Allerdings wendete ich mich schnell wieder ab, da mir diese ekelhafte Anblick gar nicht gefiehl. Der zweite Gang am Morgen führte mich dann direkt ins Bad auf die Waage. 54,9 Kilo! HORROR!! Gestern morgen waren es noch 54,6 Kilo, was war passiert??? Ich setzte mich auf den Badewannenrand und fing an zu weinen.
Ich war 14, 1,74 Meter groß und wog heute wieder 54,9 kilo. Kurz nachdem mir das durch den Kopf ging hing ich schon über der Kloschüssel und versuchte alles rauszubekommen was ging. Danach stieg ich nochmal auf die Waage. 54,5. Na bitte geht doch! Obwohl optimal ist das ja auch nicht. Eigentlich wollte ich bis heute mein Wunschgewicht von 52 Kilo erreicht haben.
Laut meinen Freundinnen hatte ich das zwar gar nicht nötig. Aber ich fühlte mich unwohl. Meine Freundinnen beneideten mich alle um meine Figur und meine Größe. Und sie fanden 54 Kilo bei mir völlig obtimal.
Das fand ich bis vor 4 Wochen auch noch bis mein Bruder uns seine neue Freundin vorgestellt hat. Marie Kleinstein. Sie war super hübsch, richtig groß und super dünn. Ich hatte ja schon viele Bilder von Thigh gaps gesehen aber ihre Lücke übertraf wirklich alle!
Als meine Mutter und sie sich dann über ihren Modeljob unterhielten würde ich hellhörig. Und plötzlich platzte es aus mir heraus:" Wie viel wiegst du bei deiner Größe eigentlich?"
Auf ein kurzes verdutztes schweigen, über meinen plötzlichen Zwischenruf, folgte aber schnell eine einfache und sehr freudig klingende Antwort:" 50 Kilo bei 1,80. Warum?" "Ach nur so", sagte ich und blieb mit offenem Mund am Tisch sitzen, während meine Familie mit Marie in den Stadtpark verschwand um einen Spaziergang zu machen.
"WOW 50 Kilo bei 1,80, dann bin ich ja voll das Walross!", murmelte ich. Also fasste ich den Entschluss abzunehmen um auch meine Modelkariere etwas nach vorne zu bringen. Naja Modelkariere kann man es jetzt nicht gerade nennen. Ich war vor einem halben Jahr mal als Teenie-Model im H&M Katalog zu sehen und der Fotograf meinte ich hätte echt tolle Posen drauf und ich sollte mich ran halten. Aber mit meinem Gewicht würde ich das eh nie schaffen dachte ich. Also stand mein Entschluss fest, bis in vier Wochen mein Gewicht um 4 Kilo reduzieren, also von 56 auf 52 kilo. Ich wollte gesund abnehmen aber auch schnell.
Als ich dann im Internet den Ernährungsplan für Models gesehen habe, hab ich mir den gleich ausgedruckt und aufgehängt. Stück für Stück habe ich mich möglichst immer nach diesem Plan gehalten, der gesagt hat nicht mehr als 1000 Kalorien pro Tag. Manchmal musste ich aber etwas mehr essen, weil meine Mutter ja nichts von meinem Vorhaben mitbekommen sollte. Sie hätte sich sonst nur unnötig Sorgen gemacht.
Aber als ich dann heute nach 4 Wochen auf die Waage stieg und sah, dass ich in nur 1,1 Kilo abgenommen habe war ich so was von tot traurig, dass ich wusste, ich musste mir umbedingt was einfallen lassen!

Hunger auf LebenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt