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   Das ist das Ende unserer Geschichte. Die Tränen erstickten schließlich Marialles Worte. Sie hallten unerbittlich in der Todesritterin wider und sie konnte ihren Blick einfach nicht von dem traurig schönen Antlitz der Hohepriesterin abwenden. Sie saß auf dem Bett der Kabine und hatte die angewinkelten Beine eng umschlungen. Das Knarren der Maschinen, die das Luftschiff in schwindelerregender Höhe hielten, war das einzige Geräusch, das die undefinierbare Stille durchbrach, die zwischen den beiden Frauen herrschte, seit Marialle geendet hatte.
Die leuchtend, blauen Augen huschten hin und her über den Körper der Menschenfrau, die ihrerseits völlig in sich gekehrt zu sein schien. Einzig ein leises Schluchzen alle paar Herzschläge zeugte davon, dass sie überhaupt noch bei Bewusstsein war. 
Die dunkle Ritterin verspürte den unnachgiebigen Drang, sie einfach zu packen, ihr die Tränen aus den Augen zu wischen und sie für immer zu halten, doch sie war nicht in der Lage sich zu rühren oder auch nur ein einziges Wort zusagen. So viele Fragen stiegen in ihr hoch, doch nicht eine kam ihr über die Lippen.
Konnte das überhaupt alles der Wahrheit entsprechen?
Du und eine Paladin Meisterin? Lachhaft!, rief sie die Dunkelheit in sich zur Ordnung.
Aber die Gefühle waren da und egal für wie unwahrscheinlich sie all dies empfand, diese Verbindung, die die Priesterin so detailliert geschildert hatte, auch sie war da. Sie spürte den Kampf in sich. Das goldene Schimmern, das während Marialle erzählte, zu einem heißen Lodern geworden war, drohte immer wieder von der übermächtigen Dunkelheit verschlungen zu werden. Und irgendwie sehnte sie sich auch danach wieder von ihr verschlungen zu werden. Die Gefühle, die sie empfand, schmerzten sie schon fast physisch.
Nein nicht nur fast, es schmerzt wirklich fürchterlich, dachte sie bei sich, als der Schmerz plötzlich bittere Realität wurde. Sie saß an der Wand auf dem Boden gegenüber von dem Bett, auf dem die Hohepriesterin hockte, und kalter Schweiß stand auf ihrer Stirn. Die Todesritterin versuchte sich zusammenzureißen, doch der Schmerz ließ sie unwillkürlich zucken und ihre Arme verkrampften sich um ihren Oberkörper. Dunkelheit umgab sie und sie hörte wie Marialle sich erschrocken erhob und auf sie zu stürmte.

Sie hatte die ganze Zeit kein einziges Wort gesagt, keine Frage gestellt. Was mochte nur in der dunklen Elfe vor sich gehen? Genau in diesem Moment sah die Hohepriesterin aus den Augenwinkeln, wie Dolette einfach zur Seite kippte und anfing zu zittern. "Dole! Dolette, was ist mit dir?", rief sie während sie zu der Todesritterin stürzte. Sie ließ ihre Hände über den Körper der Todesritterin gleiten, doch konnte nichts feststellen. Ratlos schüttelte sie mit dem Kopf. Die blau leuchtenden Augen sahen schwach zu der Priesterin auf und ein bitteres Lächeln glitt über die Züge ihres makellosen Gesichts. "Hol mir Plagg", befahl sie kraftlos. Marialle nickte besorgt und tat wie ihr geheißen. "Halte aus! Ich bin gleich wieder da."
Sie ließ die Tür hinter sich geräuschvoll ins Schloss fallen und rannte los. Die Kabine von Plagg war nicht weit entfernt und so stieß sie die Tür auf ohne zu Klopfen.
"Meister Kinnab, folgt mir! Dolette braucht euch! Irgendwas stimmt nicht mit ihr", befahl sie laut, während sie in den Raum trat. Was sie nun aber sah erschreckte sie und ekelte sie gleichermaßen an. Der Verlassene lag auf seinem Rücken im Bett, as Hemd aufgeknöpft, den Blick auf seine von Löchern durchzogene Haut freigebend. Die Sukkubus lag in seinen Armen, fuhr gerade mit ihren langen Fingernägeln über seine fahle Haut und hinterließ dabei feine rosa Spuren, als sie beide erschrocken zu der Hohepriesterin aufsahen. "Herrin Dolli verletzt? Nicht gut am gehen?", kam es bestürzt von der Dämonin und während sie aufsprang, presste sie ihren Ellbogen schmerzhaft gegen die, zwar verheilte, aber noch immer schmerzende Schulter des Untoten. "Beim verfluchten Dämon, Susi. Gib doch acht!", presste er schmerzverzerrt hervor, während die Sukkubus, Marialle im Vorbeilaufen unsanft gegen den Türrahmen drückte.
"Am entschuldigen, Meisterin Marialle, aber Herrin Dolli verletzt am sein." Die Priesterin schüttelte kurz gedankenverloren den Kopf, bevor sie sich daran erinnerte, weshalb sie überhaupt hier war. Sie eilte zu Plagg und zog ihn in eine stehende Position. "Knöpft gefälligst euer Hemd zu und eilt euch, Meister Plagg." Er nickte ernst und so stürmten auch sie aus der Kabine. Von weitem waren schon merkwürdige Geräusche zu vernehmen, die weder Marialle noch Plagg zu deuten vermochten. Sie sahen einander fragend an. Einige Herzschläge später wurde der Menschenfrau klar, dass es sich hierbei um das Schluchzen von Susanne handelte. Als die beiden in die Kajüte bogen, bot sich ihnen ein merkwürdiges Bild. Die Sukkubus war über etwas gebeugt, das unmöglich der Körper der Todesritterin sein konnte. Sie weinte bitterlich und hielt etwas schwarzes in den Händen. "Susi, was ist denn hier los?", fragte der Verlassene bemüht mitfühlend, worauf sich rein ihr Kopf grotesk zu den beiden Neuankömmlinge drehte, was Marialle ein Geräusch des Ekels entlockte. Die Wangen der Dämonin waren tränenüberströmt, was die Schminke so sehr verschmierte, dass ihr Gesicht einer entstellten Fratze glich. "Herrin Dolli tot am sein, das alles von ihr übrig geblieben am sein!", schluchzte sie laut und hielt den beiden den schwarzen Stoff entgegen, den die Priesterin als den Umhang der Elfe erkannte. "Todesritter, lösen sich doch nicht einfach so auf oder Meister Kinnab?", fragte Marialle entsetzt und hielt den Atem an. "Nein, Mylady. Nicht, dass ich wüsste, aber wo ist sie dann?", entgegnete Plagg, was der Hohepriesterin etwas leichter ums Herz werden ließ. "Ich weiß es nicht, wir müssen sie suchen", beschloss Marialle und war bemüht die Sorge für den Moment hinunter zu schlucken.
"Herrin Dolli nicht tot am sein? Susanne am suchen?", fragte die Dämonin begeistert und wischte sich die Tränen aus dem Gesicht. "Ich frage mich, ob du auch nur annähernd so traurig wärst, wenn deinem Meisterchen etwas zustieße. Aber ja, Susi. Wir suchen die Herrin jetzt." Kaum hatte er geendet, schoss die Sukkubus auch schon an ihnen vorbei. "Also gut, Meister Kinnab. Ihr bleibt hier, so viel Bewegung tut euch nicht gut, dafür wäre es gut wenn einer von uns auf sie wartet, falls sie wieder kommt." Er nickte ihr zerknirscht zu. Sie verschwand aus dem Raum und richtete sich in die entgegengesetzte Richtung, in die Susanne gerannt war.
Marialle durchsuchte das Schiff eine gefühlte Ewigkeit. War an Deck, in der Kombüse, im Maschinenraum und durchstreifte die unzähligen Gänge, die das Luftschiff durchzogen.
"Beim Licht, wie groß kann denn dieses Schiff sein?", fragte sie laut zu sich selbst.
"Hast du dich verlaufen, Marialle?", erklang eine vertraute Stimme kühl und teilnahmslos neben ihr. Dolette stand an der Ecke des nächsten Ganges lehnend und aß einen Apfel, den sie darauf achtlos in den nächsten Gang warf. "Was? Nein! Zufällig suche ich dich schon einen halben Tag lang! Wo beim Licht bist du gewesen?", stieß Maraille etwas zu ungehalten hervor und die Zornesröte stieg ihr ins Gesicht. Gleichzeitig spürte sie, aber auch wie Tränen in ihr hoch drängten. "Wieso hast du mich denn gesucht?", erklang es missgünstig von der Todesritterin. Marialle biss sich auf die lippen. Sie wollte die Elfe mit ihrer Sorge sicher nicht einengen, aber es fiel ihr zu schwer gegen dieses gefühl anzugehen. "Weil du Schmerzen hattest? Du hast mich zu Kinnab geschickt und als ich mit ihm zurückkehrte, warst du verschwunden!" Die Priesterin ertappte sich, wie sie fast begann hysterisch zu schreien und rief sich zur Ordnung. Sie räusperte sich.
"Ich habe mir Sorgen gemacht, Dolette." Die Augenbraue der Elfe zuckte kurz nach oben und ihre Gesichtszüge wurden eine Spur weicher. "Verzeih, Marialle. Nachdem du die Kabine verlassen hattest, ging ich an Deck, um frische Luft zu schnappen und seit dem geht es mir besser. Ich muss vergessen haben, dass ihr nach mir suchen würdet."

Die dunkle RitterinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt