Gute Nacht

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Sam und ich arbeiten weiter an dem Motor bis Sarah schließlich die Jungs schickt um uns zum Abendessen abzuholen. Danach werde ich gezwungen mir deren Lieblingsserie anzusehen. Die beiden haben mich vollends in Beschlag genommen. Ich sitze zwischen AJ und Cass gepresst auf dem Sofa und sehe zu wie der Weltraumdackel das grüne Eichhörnchen rettet.

"Oh wow! Machst du auch sowas?"

Cass sieht mit großen Augen zu mir hoch.

"Aber klar doch, euer Onkel und ich, wir retten ständig... Eichhörnchen."

Ich zwinkere Sam, der an der Tür zum Wohnzimmer gelehnt steht, zu. Er sieht, offensichtlich komplett in Gedanken versunken, zu uns herüber. Wieder mal habe ich Probleme seinen Blick zu deuten.

"Sam?" frage ich vorsichtig.

Er scheint wieder im Hier und Jetzt anzukommen und reibt sich den Nacken.

"Also gut, AJ, Cass, die Folge ist um. Ab ins Bett!"

"Aber wir wollen doch... Mr. Superarm!"

Oh shit, sie haben es nicht vergessen.

"Natürlich, die Gutenachgeschichte. Ich bin sicher, Bucky macht das gerne."

Sam grinst mich etwas schadonfroh an.

"Aber klar doch. Ich erzähle euch gerne was."

Ich begleite sie zu ihrem gemeinsamen Kinderzimmer. Im Vorbeigehen frage ich Sam: "Du bist nur froh, dass du heute mal keine Geschichte ausgraben musst, oder?"

Sein Lächeln vertieft sich.

"Tatsache."

Oben angekommen setzte ich mich in einen bequemen Sessel neben den Betten.

"Habt ihr euch überlegt, was ich euch erzählen soll?"

"Au ja! Sag uns wie du und Cap Iron Man besiegt habt!"

Ich lache überrascht auf.

"Wirklich? Nicht lieber wie Sam und ich Bösewichte bekämpfen?"

"Naaaein! Das ist langweilig! Gegen Iron Man!"

"Okay, okay!"

Geschlagen hebe ich die Arme und beginne zu erzählen.

...

Als ich geendet habe, sind die beiden schon eingeschlafen. Vorsichtig erhebe ich mich aus dem Sessel und schleiche Richtung Tür. Zu meiner Überraschung, sehe ich Sam, der wohl schon eine ganze Zeit gelauscht haben muss. Doch bevor wir reden, schließe ich leise die Türe der Jungs.

"Danke, Buck. Ich glaube ihnen hat das echt gefallen."

"Klar, zu hören wie sich ihre Helden gegenseitig bekriegen ist viel besser als der echte Kampf gegen das Böse."

Er lacht leise auf, zieht dann aber eine Grimasse.

"Anscheinend sind die Geschichten besonders gut wenn ich nicht vorkomme."

"Scheint so."

Ich muss ein lautes Lachen krampfhaft unterdrücken, um die Jungs nicht zu wecken.

"Wie viel hast du eigentlich mitgehört?"

"Ach, weiß nicht. Wenn man dir erstmal zuhört, ist es schwer wieder wegzugehen. Du bist der geborene Geschichtenerzähler."

Ich kann absolut nicht sagen, ob das ironisch gemeint war oder nicht. Aber er hat anscheinend wirklich schon eine Weile in der Tür gestanden.

"Danke Sam, bedeutet mir viel." antworte ich und durch mein Grinsen klingt es sarkastisch.

"Es ist schön dich hier zu haben, Buck." sagt er nun doch ganz ernst. Ich muss schwer schlucken.

"Sam, dass ich hier sein darf, mit deiner Familie, das bedeutet mir wirklich viel. Ich habe mich schon lange nicht mehr so... willkommen gefühlt und mir gefällt es bei euch. Du... ihr alle seid so wunderbar zu mir."

Niemand sagt etwas. Wir verharren in diesem Moment im dunklen Gang, ich mit dem Rücken an die Wand gelehnt, er nur ein wenige Zentimeter entfernt. Diese Stille dauert zu lange. Ich bemerke trotz der Dunkelheit wie Sam einen halben Schritt auf mich zumacht, wie sein Blick wieder zu meinen Lippen gleitet.

"Mir bedeutet das auch viel; dich zu sehen mit den Menschen hier, meinen Neffen... es fühlt sich so an als würdest du hier hergehören, zu uns, zur Familie... zu mir."

Fuck. Ich habe es echt versucht. Ich habe ihn weggestoßen, die Distanz gewahrt, und mich ferngehalten, so gut es ging. Aber hier, in diesem dunklen Gang mit Sam, der so wundervolle Dinge sagt... hier entkomme ich meinem rasenden Herzen, meiner prickelnden Haut und meinem Kopfkino nicht. Ich rieche wieder seinen betörenden Duft, so nah ist er. Mir ist es nicht mehr möglich, einen klaren Gedanken zu fassen.

Meine Augen treffen wieder seine und er streckt seine Hand nach mir aus, legt sie an mein Kinn. Sanft steichelt sein Daumen meinen Kiefer entlang über einige Bartstoppeln und ich hole scharf Luft.

"Darf ich dich küssen, Buck?"

"Halt die Klappe, Idiot."

Mit diesen Worten ziehe ich ihn fest an mich und lege meine Lippen endlich auf seine. Es ist unbeschreiblich. Verzweifelt und hungrig, aber auch liebevoll und federleicht. Ich genieße seinen Geschmack, seinen Duft der mich jetzt komplett umgibt, spüre jede seiner Berührungen überdeutlich. Sam lässt seine freie Hand über meine Brust zu meiner Hüfte gleiten und zieht mich näher an sich um den Kuss zu vertiefen. Ich stöhne leise auf und er nutzt die Chance, um mit seiner Zunge meinen Mund zu erobern. Oh fuck ist das gut. Meine Hände wandern nun ebenfalls, eine lege ich in seinen Nacken, die andere lasse ich an seinem Rücken tiefer gleiten...

Mit einem Klacken öffnet sich die Badtüre und grelles Licht strömt aus dem Raum in den Gang. Sam weicht erschrocken zurück und Sarah tritt aus dem Bad.

"Hey ihr beiden, ich bin gerade im Bad fertig, wer ist der nächste?"

"Ich!"

Sam flüchtet fast ins Bad und schließt schnell die Tür hinter sich, wahrscheinlich um seine geschwollenen Lippen vor seiner Schwester zu verbergen.

"Okaaay." quittiert Sarah gedehnt. "Also gut, B, dann zeig ich dir mal deinen Schlafplatz."

Winterfalcon - wie du mir; so ich dirWo Geschichten leben. Entdecke jetzt