2 Wochen Chaos - DFB Trainingslager

Ankunft und erste Komplikationen

Endlich war das Flugzeug gelandet. So schnell wie nur irgendwie möglich sprang Leroy von seinem Sitz auf, packte seinen Rucksack und eilte nach draußen, wo er tief durchantmete. Der junge Bayernspieler mochte das Fliegen nicht. Ständig hatte er Angst, die Triebwerke würden ausfallen oder es würde einen anderen technischen Defekt geben, der zum Absturz führen würde. Zusätzlich litt er auch noch unter Höhenangst, was das ganze nicht besser machte.

Früher hatte er während der Flüge immer Raheems Hand halten dürfen, doch seit er nicht mehr mit ihm in einem Verein spielte, waren für ihn vor allem Lagstreckenflüge die reinste Tortur. "Hey, Leroy, ist alles okay bei dir?", ertönte plötzlich eine Stimme hinter ihm. Leroy drehte sich langsam um und erblickte Julian Weigl, der ihn etwas besorgt musterte.

"Äh...jaja...alles gut...", winkte der Gefragte ab und drehte sich wieder weg. Julian schien nicht ganz überzeugt, akzeptierte jedoch, dass der Gleichaltrige offenbar nicht mit ihm reden wollte. Stattdessen begann er nun ein Gespräch mit seinen ehemaligen Teamkollegen in Dortmund, Marco Reus und Mario Götze, die schon seit der Ankunft am Münchener Flughafen zusammenklebten wie zwei Kletten.

"So, Jungsch! Das wird für die nächsten zwei Wochen unsere Unterkunft sein!", verkündete Jogi laut, als sie aus dem Bus stiegen, der sie vom Flughafen abgeholt hatte. Sie standen vor einer großen Hotelanlage, mit mehreren Gebäuden. "Wir werden in diesem Trackt untergebracht sein, allerdings können wir den Rest des Geländes auch frei nutzen, da wir die ganze Anlage reserviert haben.", erklärte der Bundestrainer und wollte gerade fortfahren, da rollte ein weiterer Bus auf das Gelände. Verwirrte Blicke wurden innerhalb der Mannschaft ausgetauscht. Hatte Jogi nicht gerade noch gesagt, sie hätten das gesamte Gelände für sich?

Der Bus trug ein Logo, wie das einer Nationalmannschaft und Mo überlegte, woher es ihm so bekannt vorkam. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. Dieser Bus gehörte zur Nationalmannschaft von Norwegen. Das Logo musste ihm in einer Instagramstory von Erling aufgefallen sein.

Da öffneten sich die Bustüren und Ståle Solbakken, der Trainer der Norweger, stieg aus, gefolgt von Kapitän Martin Ødegaard, Alexander Sørloth und dem Rest des Teams. Auch den bekannten, blonden Haarschopf Erlings konnte Mo entdecken. "Was machen die denn hier?", flüsterte Mo dem blonden Julian zu, der neben ihm stand.

"Keine Ahnung!", erwiderte dieser, "Hat Erl irgendwann mal erwähnt, dass sie auch nach Marbella ins Trainingslager fahren?". Mo dachte angestrengt nach, konnte sich aber an kein Gepräch zwischen ihm und dem Norweger erinnern, wo dieses Thema zu Sprache gekommen war.

"Ähm...excuse me...what are you doing here?", fragte der Bundestrainer auf Englisch, was aber eher klang wie: >exkjus mie...wat a ju duing hier?<. "Erm...we are here to carry out a trainings camp.", antwortete der Norwegische Trainer in einem viel besseren Englisch. Verloren blickte Jogi sich um, bis Andi sich erbarmte und übersetzte, was Ståle gesagt hatte.

Daraufhin legte der langjährige Bundestrainer die Stirn in Falten. "Das hört sich nach etwas an, was wir klären müssen, schließlich können wir nicht einfach alle hierbleiben.", stelte er fest. Plötzlich kam eine Frau mitte 50 aus der Haupteingangstür gerannt. "Oh dios!", rief sie aus, als sie die beiden Nationalmannschaften erkannte, die sich gegenüberstanden. "Este es todo la culpa mia! He hecho un error cuando hacía el plan por el verano! [Das ist alles meine Schuld! Ich habe einen Fehler gemacht, als ich den Plan für den Sommer gemacht habe!]".

Verwirrt sahen die meisten sie an, bis auf Marc, Toni und Martin hatte niemand ein Wort verstanden. Obwohl, eigentlich nur Marc und Toni, denn Martins Spanisch war alles andere als berauschend. "Was hat sie gesagt?", fragten beide Trainer gleichzeitig auf unterschiedlichen Sprachen. "Es gab wohl einen Fehler bei der Planung.", übersetzte Toni schnell auf Deutsch, während Martin auf der anderen Seite zieliche Probleme damit hatte, das Gehörte auch nur halbwegs logisch zusammenzusetzen.

Glücklicherweise gab es ja Seitens der Norweger genügend Spieler die Deutsch, und somit Tonis Übersetzung, verstanden. Rune Jarstein war es schließlich, der ihren Trainer über die Lage informierte. Dieser beschloss schnell, dass sie einen Plan brauchten, weshalb er sich mit seinem Co-Trainer absprach, dass er mit dem Team hier warten sollte, während er sich darum kümmerte.

Auch auf der deutschen Seite hatte man schnell verstanden, was der norwegische Trainer vorhatte und so heuerte Jogi Marc als Dolmetscher an, was Martin drüben mit einem erleichterten aufseufzen bemerkte, jetzt musste er nicht mehr ran, Marc beherrschte diese Sprache ohnehin zehn mal besser als er. Zu dritt gingen die Männer dann zu der Frau, um irgendeine Lösung für ihre Situation zu finden.

Unterdessen warteten die Mannschaften brav an den Bussen. Es war ungewöhnlich still für ihre Verhältnisse, bis auf einmal Erling sich aus der Gruppe der Norweger löste, zu den Deutschen hinüber ging und einfach so ein Gespräch mit Mario anfing. "Mario! Schön dich zu sehen, Kumpel!", begrüßte er seinen ehemaligen Dortmunder Kollegen.

"Hey, Erling!", kam es breit lächelnd zurück und auch Marco, der neben Mario stand, grüßte seinen Teamkollegen fröhlich. "Na, Erling? Lange nicht gesehen!". Das war natürlich scherzhaft gemeint, denn eigentlich hatten sie sich erst gestern Nachmittag im Training gesehen und voneinander verabschiedet. Schon nach kurzer Zeit waren die drei in ein heiteres Gespräch vertieft.

Etwas gelangweilt starrte Martin in die Gegend. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Plötzlich legte sich eine Hand auf seine Schulter und er zuckte zusammen. "Seit wann bist du denn so schreckhaft?", grinste Toni seinen ehemaligen Teamkameraden an, der daraufhin nur mit den Schultern zuckte und weiterhin schwieg.

„Du bist nicht besonders gesprächig heute, was?", hakte Toni nach. "Wie geht's Sese?", begann der Norweger dann doch ein Gespräch, denn er wusste, dass Toni nicht lockerlassen würde. "Ganz gut! Er ist ein bisschen geschafft, weil Eden und Lucas ihm den letzten Nerv rauben, aber ansonsten geht's ihm gut!", erzählte Toni und seine Augen strahlten, als er über Sergio sprach. Das musste wahre Liebe sein.

Die Trainer und die Besitzerin der Hotelanlage hatten in der Zwischenzeit mit Marcs Hilfe eine Lösung gefunden. Sie würden einfach trotzdem beide hierbleiben, da es in der Nähe keine anderen Unterküfte gab, die groß genug für eine Nationalmannschaft waren und diese war ja wohl groß genug für beide. Jogi war Anfangs skeptisch gewesen, schließlich könnten sie sich nicht sicher sein, ob die Norweger sie nur ausspionieren und ihre Taktiken für die EM klauen würden wollten, doch Marc hatte ihn daran erinnert, dass er selbst gesagt hatte, dass dieses Trainingslager großteils zum Teambuilding diente und Ståle hatte ihm versichtert, dass ihre Mannschaft definitiv aus Fußballern und nicht aus Spionen bestand, und so war er schließlich doch einverstanden damit gewesen sich für diese zwei Wochen ein Hotel mit den Norwegern zu teilen.

Als die Spieler diese Neuigkeit zu Ohren bekamen, waren die wenigsten hellauf begeistert. Einzig die Dortmunder schienen sich zu freuen, denn sie kannten Erling und wussten, dass es mit ihm nie langweilig wurde. Bei den Londonern von Arsenal sah das nicht ganz so aus. Die Stimmung zwischen Bernd und Martin wirkte komisch. Es schien, als wüssten sie selbst nicht so ganz, wie sie miteinander umgehen sollten, das blieb auch Thomas nicht verborgen. Er stieß Mats in die Seite und raunte in dessen Ohr:

"Ey, meinst du, dieser Ødegaard hat etwas mit der Trennung von Marc und Bernd zu tun?". Mats, der die ganze Zeit auf sein Handy gestarrt hatte, sah auf und besah sich die beiden Arsenalspieler. "Keine Ahnung, irgendwie verhalten sie sich komisch.", bemerkte er, während sich die Spieler langsam begannen in Richtung Häuser zu begeben, um ihre Zimmer zu beziehen. "Dann werde ich herausfinden wieso!", murmelte der Bayer zu sich selbst, doch Mats hatte es gehört und überlegte angestrengt, wie Thomas das wohl würde machen wollen.

So, hier kommt das nächste Kapitel!

Was sagt ihr dazu, dass die Norweger jetzt auch dabei sind und was denkt ihr über das komische Verhalten von Martin und Bernd?