Kapitel 12

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Nervös knabbere ich immer wieder an meiner Unterlippe, während ich zusammen mit Damon im Warteraum der Praxis von Dr. Erika Palmer warte.

Es ist ein kleines Wartezimmer, in dem nur vier Menschen Platz nehmen können und von dessen Fenster man ebenfalls einen Blick auf das in etwa zwei Kilometer entfernte Meer erhaschen kann.

Durch das einfallende Sonnenlicht wird der Raum einer unangenehmen Hitze ausgesetzt,weshalb ich beginne zu schwitzen. Ob das aber wirklich an der Hitze oder vielleicht eher an meiner Nervosität liegt, kann ich nicht zu hundert Prozent sagen.

Zumindest scheint die Hitze Damon nichts auszumachen, denn obwohl es draußen 30 Grad hat, trägt er eine lange dunkle Jeans und seine schwarze Lederjacke. Kein Tropfen Schweiß ist an ihm zu erkennen.

Ich hingegen fühle mich trotzt Hotpants und T-Shirt, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen.

Angespannt blicke ich auf die Uhr. In fünf Minuten soll meine erste Sprechstunde beginnen.

Innerhalb von sechs Wochen hatte ich einen Termin bei Miss Dr. Palmer bekommen, was sowohl mich als auch Damon überrascht hatte, da wir mit einer längeren Wartezeit gerechnet hatten.

In den letzten zwei Wochen habe ich  allerdings immer wieder mit mir gerungen, ob ich wirklich eine Therapie beginnen soll. Schließlich geht es mir mittlerweile wieder etwas besser, weshalb ich eine Therapie als sinnlos erachte.

Doch ich habe keine Wahl, da ich es Damon versprochen habe. Damon ist schließlich auch der felsenfesten Überzeugung, dass mein verbesserter Zustand nicht von Dauer sein wird, sofern ich keine Therapie beginne. Meine Vergangenheit würde mich immer wieder einholen und mich erneut zerbrechen, wenn ich nicht lerne, mit ihr umzugehen.

Daher sitze ich nun hier und bin total nervös, weil ich nicht weiß, was ich gleich sagen soll. Scheinbar merkt man mir das an.

,,Jetzt komm runter, Tess", versucht Damon mich zu ermutigen und deutet auf die Auszeichnung, die auf der gegenüberliegenden Wandseite befestigt wurde. ,,Die Frau da drin ist ein Profi und beißt schon nicht. Sie wird dir ganz sicher helfen können."

,,Darum geht es nicht", gebe ich zu und beginne, ein Taschentuch zu zerknüllen, dass Damon mir vor ein paar Minuten gereicht hatte, da er der Meinung war, dass ich es vermutlich brauchen könnte. ,,Ich glaube einfach nicht, dass es mir leicht fallen wird, einer wildfremden Person so persönliche Dinge anzuvertrauen. Was soll ich den sagen?"

,,Was du mir erzählt hast", ist das Einzige, dass Damon noch antworten kann, bevor die Tür des Sprechzimmers geöffnet wird und eine junge blonde Frau Anfang 30 vor uns steht.

,,Sind sie bereit, Miss Fray? Wenn sie möchten, kann ihr Freund beim ersten Mal auch dabei sein", begrüßt sie uns mit einem Lächeln und Damon und ich zucken erschrocken zusammen.

,,Wir sind nicht..",schießt es aus uns beiden heraus, doch ich beende den Satz.

,, Wir sind kein Paar," stelle ich klar, bevor ich aufstehe und mich noch einmal an Damon wende. Ich weiß nicht, wovor ich solche Angst habe und warum ich ausgerechnet ihn dabei haben will, aber ich brauche ihn heute wirklich an meiner Seite. Zumindest dieses Mal.

,,Kann er trotzdem dabei sein?", frage ich daher Miss Palmer etwas unsicher und diese nickt.

Ich erkenne an Damons Blick, dass er damit nicht gerechnet hat. Er sieht mich vollkommen entgeistert an, so als hätte ich den Verstand verloren. Wahrscheinlich habe ich das auch.

,,Bist du dir sicher?", fragt er mich irritiert und ich nicke. Keine Ahnung warum, habe ich brauche gerade seine Nähe. Meine Aussage scheint Damon zwar immer noch etwas aus der Bahn zu werfen aber schließlich entscheidet er sich, mir und Miss Palmer ins Sprechzimmer zu folgen.

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