Kapitel 44

1.6K 61 5
                                    

Von meiner Türklingel werde ich dann bei meiner Runde Sport gestört, obwohl... irgendwie bin ich dankbar. Jetzt hab ich ne Ausrede, außerdem hab ich das Workout zumindest halb durchgezogen. Ich gehe also zur Tür und lasse dann Wincent rein.
„Moin, was verschafft mir die Ehre?" lache ich, als er die letzten paar Stufen nimmt.
„Kleiner Überraschungsbesuch" grinst er nur „hab ich dich grade irgendwie beim Workout gestört?"
„Nö, alles schick, hast mich befreit."
„Befreit?"
„Ich hatte knapp die Hälfte fertig?" schmunzle ich.
„Was? Und da siehst du so fertig aus?"
„Sehr schmeichelhaft, ich mach halt hauptsächlich Sport, damit ich mehr essen kann und wenn ich was mache, dann eher laufen gehen. Krafttraining ist gar nicht meins."
„Mein Herz blutet" spielt er mir auf einmal dramatisch vor „Okay, ich bekomme es noch hin, dich für Sport zu begeistern. Ich hab Sportsachen dabei und wir drehen jetzt zusammen ne Runde."
„Ich kann verzichten."
„Ich aber nicht" grinst er nur und zaubert aus seinem Rucksack Sportsachen „Noch was überziehen, du wirst jetzt zwar schwitzen ohne Ende, aber draußen is es arschkalt."
Er verschwindet dann schnell in meinem Badezimmer und ich gehe -leicht grummelnd- in mein Schlafzimmer, wo ich mir ein langärmeliges Termoshirt mit hohem Kragen überziehe. Im Flur steht schon Wincent, motivierter als je zuvor, hab ich das Gefühl. Ich ziehe mir meine Laufschuhe an, schnappe mir noch mein Handy und meine Schlüssel und verlasse dann zusammen mit Wincent meine Wohnung. Er lässt echt den Fitnesstrainer raushängen, also werde ich nicht nur mit laufen gequält, sondern natürlich auch mit ein paar wundervollen Kraftbrühen und so kommen wir etwas über eine Stunde später wieder bei mir an.
"So, jetzt haben wir ein Problem" meint Wincent, als wir in meiner Küche stehen und beide ein Glas Wasser wegexen.
"Das wäre?"
"Wir sind beide komplett verschwitzt, aber es gibt nur eine Dusche. Wer darf zuerst?"
"Ich natürlich, immerhin ist es meine Dusche."
"Ich bin verschwitzter, immerhin hast du bei den Kraftübungen kaum mitgemacht."
"Ich hab vorher auch schon Sport gemacht!"
"Kompromiss: wir gehen gleichzeitig" grinst er mich verschmitzt an.
"In deinen Träumen vielleicht" lache ich "Na los, geh schon zuerst, sonst schwitzt du mir hier alles voll und ich darf putzen."
Siegreich grinst er mich an und zieht sich auf dem Weg ins Badezimmer schon sein Shirt über den Kopf. Und ja, diesen Anblick genieße ich. Wer würde das bitte nicht? Auch wenn ich nichts von ihm will, er sieht nunmal nicht schlecht aus. Ich drehe mich zum Waschbecken um, stelle das Wasser an und spritze mir etwas davon ins Gesicht. Die Abkühlung war nötig!

Ich suche mir dann ein paar Klamotten zusammen und warte danach mit meinem Handy vor dem Badezimmer, bis Wincent nur mit einem Handtuch um die Hüften rauskommt. Irgendwie wird mir sofort wieder wärmer...
"Hab meine Klamotten vergessen" grinst er und geht zu seinem Rucksack.
Ich gehe ins Bad, ziehe mich aus und stelle mich erstmal unter die eiskalte Dusche... Da ist gerade ein verdammt heißer Mann in meiner Wohnung und ich darf da eigentlich nicht drüber nachdenken. Ich will nichts von ihm...

Ich hab das Wasser gerade wieder heiß gestellt, als die Tür aufgeht und Wincent ganz selbstverständlich ins Bad spaziert, wo ich gerade nackt unter der Dusche stehe.
"Äh hallo? Sonst geht's dir noch gut?"
"Hab nur mein Handy hier liegen lassen" grinst er leicht.
"Und das hätte nicht warten können, bis ich nicht mehr nackt unter der Dusche stehe?"
"Hey, wenn du starren darfst, darf ich doch wohl reinkommen und nicht starren. Schau, ich schaue dir nur in die Augen, obwohl du anscheinend nichtmal Anstalten machst, deinen Körper zu verstecken."
Kurzentschlossen halte ich den Duschkopf aus der Dusche raus, sodass ich jetzt zwar nen nassen Teppich hab, aber Wincent dafür auch was abbekommen hat.
"Dein Ernst? Ich hab mich grade erst angezogen!"
"Wenn du einfach reinkommst, während ich unter der Dusche stehe."
Er legt sein Handy wieder auf die Ablage und zieht sich einfach aus, bevor er zu mir unter die Dusche steigt.
"Was wird das?" lache ich leicht nervös, während er seine Hände an meine Taille legt.
Wincent schiebt mich noch etwas nach hinten, bis ich die kalte Wand im Rücken spüre. Seine eine Hand legt er an meinen Kopf und sieht immer wieder zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Mein Atem beschleunigt sich automatisch, bis seine weichen Lippen endlich auf meinen liegen. Er presst seinen Körper gegen meinen und hebt mich dann hoch. Ich lehne immer noch an der Wand und konzentriere mich nur noch auf Wincent, während unsere Hände die Körper des anderen erkunden.

Irgendwann, als ich gerade an dem Punkt angekommen bin, an dem ich eigentlich nicht mehr aufhören kann, lässt Wincent wieder von mir ab und stellt mich zurück auf meine Beine, um grinsend einen Schritt zurück zu machen.

"Ich wusste es, du kannst mir nicht widerstehen, du empfindest etwas für mich. Du hast dich in mich verliebt, redest dir aber einfach nur ein, dass du es nicht bist, weil du Angst davor hast. Lauf nicht weg!" redet er auf mich ein und sieht mir dabei tief in die Augen.

Lauf nicht wegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt