Nethoil

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Es war dunkel, so dunkel als Shyla gegen eine Mauer stieß, sie keuchte auf, sie sah unscharf, alles war so erdrückend und sie bekam keine Luft mehr. Vor ihr ragte eine dunkle Gestalt auf und sie schrie, schrie so laut sie konnte, doch es kam kein Ton raus und sie stand hilflos in die Ecke gedrängt und die Gestalt kam immer näher und näher, streckte ihre Arme aus, bereit sie zu greifen, ehe sie fortrennen konnte. Keiner konnte ihr helfen, sie war alleine und es war so dunkel, so schleierhaft, sie konnte nicht mehr klarsehen und den Arm der unbekannten Gestalt berührte ihre Taille und ihre Hüften und umschlossen diese fest. Blitzende Augen tauchten in der Dunkelheit auf und ein solches Grauen und eine solche Angst ergriff die junge Frau und .....

Es war Licht, sie war in ihrem Bett und... es war nur ein Traum. Stöhnend richtete sie sich auf und fuhr sich durch ihre zerrauften Locken. Immer wieder hatte sie solche Träume oder eher Albträume, doch sie hatte keine Ahnung wovon sie handelten, nicht die geringste. „Demir?" rief sie durch den Raum, als sie langsam aufstand. Von der Tür zum Schlafzimmer aus blickte sie auf ihre leere Wohnung, es war keiner da. Ihr Vater war wahrscheinlich weiß Gott wo und Demir bei Kira. Vermutlich hatte er sich noch einmal rausgeschlichen, nachdem er sie heimgebracht hatte. Was für ein Abend.... Sie konnte es immer noch nicht fassen, was in der letzten Nacht geschehen war, konnte nicht glauben, dass Gregor tot war. Getötet von einem Beißer, einem Daemaki und es hätte jeden in diesem Wirtshaus treffen können, ihren Bruder, Gaia, Elias und Kira, Kazir und Mathis und sie. Alle hätten getötet werden können. Bilder aus ihrer Vergangenheit schossen hoch und Shyle musste sich zusammenreißen, um sich nicht zu erbrechen. Seine Leiche und die Leiche ihrer Mutter. Zwei Bilder, die sie niemals in ihrem Leben vergessen könnte. Shyla keuchte laut auf und versuchte sich zu beruhigen, die Lumenis würden diese Angelegenheit klären und den Beißer jagen. Er wird keinen mehr verletzen, das schwor sie sich oder versuchte sie jedenfalls, denn sie hatte keinen Einfluss darauf, keine Waffe, keine Kraft, mit welcher sie sich hätte verteidigen können.

Ein Klopfen ließ sie aus ihren Gedanken aufbrechen und sie runzelte die Stirn. Wer bei den Göttern ist das? Sicherlich keiner ihrer Freunde, sie würden noch schlafen, denn letzte Nacht war sehr spät geworden, vor allem nach den Verhören. Bei den Gedanken an die stechende Blicke von Errus, dem Kommandanten der Lumenis und ihrer peinlichen Geschichte musste sie schlucken. Jetzt würden sie wahrscheinlich nach dem geheimnisvollen Mann fahnden, weil dieser Ausschluss auf die Situation mit dem Beißer geben könnte, ihrer Affäre. Er war wirklich sehr attraktiv, das dachte sie sich, als sie in Richtung der Türe ging, um sie zügig aufzumachen. Keiner da, nur ein kleines Säckchen lag am Boden mit einer roten Schleife. Schon wieder. Es war Geld drinnen, das wusste sie, denn diese kleinen Säckchen bekam sie alle paar Monate. So ging das schon seit mehreren Jahren und sie hatte keine Ahnung, wirklich keine wer dieser unbekannte Spender sein sollte. So viel Geld hatten keiner ihrer Freunde und Elias hatte sie schon durchgelöchert. Er hatte ihr geschworen, dass er nicht der mysteriöse Wohltäter war, aber er wäre es gerne, doch er wusste, dass sie es ohnehin nicht annehmen würde. Sie hatten auch keine anderen einflussreichen Freunde, die ihr Geld an die Türe legen würden.

Seufzend hob sie das Säckchen hoch und blickte es missmutig an. Ja, es würde ihren Schuldenberg erheblich lindern und sie könnten sich sogar ein Festmahl leisten, aber dennoch. In der früheren Zeit hatte sie es immer weiterverschenkt an andere, die es ebenso dringend benötigt haben, jedoch bekam sie es immer wieder mehr. Jedes Säckchen, welches sie an die Türe einer anderen Familie legte, von welcher sie wusste, dass es um ihr Überleben ging, bekam sie zurück, als würde der mysteriöse Wohltäter ihr hinterherspionieren. Anfangs war es ziemlich unheimlich, doch mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt und es auch mehr oder weniger akzeptiert. Innerlich dankte sie dem Wohltäter und winkte in die Ferne von der Tür hinaus. Eine wohl alberne Szene, denn ihr Spender würde sicherlich nicht darauf warten, bis sie es holte, aber dennoch tat sie es jedes Mal, als einzige Geste, die sie zurückgeben konnte. Demir wusste ebenfalls von dem mysteriösen Fremdgeber, im Gegensatz zu ihr, war er nicht so misstrauisch, sondern freute sich jedes Mal, wenn Shyla ihm offenbarte, wieso es heute ein so gutes Mal gab.

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