Kapitel 9.1

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"...Hölle?"

"Ich hab keine Ahnung."

Die Beiden setzten sich auf die Bank und genossen die Sonne.

"Können wir uns das von damals mit Cas und Luce weiter anschauen?"

Er sah sie überrascht an.

"Was?", fragte sie nach.

"Nichts. Mich wundert es nur. Es hat ja nicht so toll aufgehört mit euch und ich dachte, dass du das vielleicht nicht mehr sehen willst."

Sie machte nur eine wegwerfende Handbewegung.

"Schon, aber es wird jetzt dann wieder ein bisschen besser. Zumindest teilweise. Also?"

Er nickte und holte Herbert hervor.

"schnibbidiidubbidapilebugrasfind" und Jay landete, da wo sie das letzte Mal aufgehört hatten, nämlich in Lucifers Zimmer. Er sah diesen wütend an.

"Du bist so ein Arschloch."

Luce starrte ihn an, einen gefährlichen, aber auch verletzten Ausdruck in den Augen.

"Was?"

"Es ist erst ein paar Tage her, dass fast mein gesamter Rücken in Flammen stand und dir fällt heute nichts Besseres ein als mich dreimal, mit dem Rücken voran, irgendwo gegenzudrücken. Das tut weh!"

Jay konnte seine ernste Miene nicht mehr aufrechterhalten und fing an zu grinsen. Lucifer stand auf und ging sofort ein paar Schritte vom Bett weg. Während er vor seinem Kleiderschrank stand und sich anzog, sammelte auch Jay seine Klamotten vom Boden auf, die irgendwie durchs ganze Zimmer verstreut herumlagen.

"Klar. Wieso sollte ich mich auch anders verhalten? Natürlich hab ich dir wehgetan. Was anderes kann ich nicht. Einmal Monster immer Monster."

Der Kleinere stand wieder vom Bett auf, auf das er sich gesetzt hatte, um seine eine Socke anzuziehen. Die zweite war noch verschwunden.

"Jetzt hör mal zu du Dramaqueen, es ist doch nichts Schlimmes passiert. Tat halt etwas weh, das wars."

Er ging auf den Teufel zu.

"Nimm doch nicht alles immer so ernst. Da macht das Leben doch gar keinen Spaß."

Der Teufel schnaubte abfällig.

"Spaß...ich kenn das noch nicht mal. Egal, ich lasse einen Arzt rufen. Du bleibst hier!"

Er drohte ihm noch mit dem Zeigefinger, bevor er zur Tür ging.

"Du bleibst hier.." äffte Jay Luce nach und sah plötzlich seine zweite Socke über dem Lampenschirm, der großen Stehlampe, die in der Ecke stand. Er streckte sich, um sie zu holen und zog dann auch diese an.

"Ist ja langweilig."

Mit diesen Worten ging er zur Tür, musste daraufhin aber feststellen, dass diese abgeschlossen war. Sein nächstes Ziel war also der Balkon, dort stand ein relativ großer Blumentopf. Durch seine geringe Körpergröße war der das perfekte Versteck für seinen Plan.

Als Lucifer die Tür aufsperrte und das Zimmer betrat, blieb ihm vor Schock fast das Herz stehen, da er Jay auf den ersten Blick nirgendwo sehen konnte. Schnell lief er in die Mitte des Raumes und drehte sich einmal um die eigene Achse.

"Jetarel!"

Keine Antwort.

"Jetarel!"

Erneut Stille.

Innen hörte man Schranktüren klappern, als er den Raum durchsuchte.

"Jetarel!"

Nun hörte man die Panik in seiner Stimme. Wenige Augenblicke später erklangen Schritte auf dem Balkon.

"Jetarel!"

Erneut nichts. Erneut hörte man es in verschiedenen Ecken klappern, als er den Balkon durchsuchte. Aber das Versteck war gut genug, dass er ihn wirklich nicht sah.

"Jay?"

Ganz leise und resigniert.

Dann verschwanden die Schritte nach innen und es herrschte Stille. Jetarels anfangs belustigte Stimmung wich seinem aufkommendem schlechten Gewissen. Er überlegte kurz und entschied sich dann doch dazu aus seinem Versteck zu kommen und vom Balkon zurück ins Zimmer zu gehen.

Lucifer saß auf seinem Bett. Er hatte die Ellbogen auf den Knien abgestützt und das Kinn auf den Fäusten aufgelegt, während ihm Tränen in den Augen standen und vereinzelt auch über seine Wangen liefen. Da er mit dem Gesicht zu Jay saß, müsste er ihn eigentlich sehen, aber sein Blick war auf einen Punkt gerichtet, den nur er selbst sehen konnte.

Nun hatte Jay erst recht ein schlechtes Gewissen. Vorsichtig ging er zu Luce und diesmal war es er, der dem größeren sanft die Tränen von den Wangen strich.

"Hey..."

Der Angesprochene blinzelt ein paar Mal.

"Kätzchen", hauchte er mit rauer Stimme.

"Tut mir leid.", das tat es Jay ausnahmsweise sogar wirklich. Lucifer streckte vorsichtig seine Hände nach ihm aus und legte seine eiskalten Finger an die Wangen des Dämons.

"Du bist noch hier.", seine Stimme klang rau und irgendwie gebrochen.

Jay erschauderte unter Lucifers kalten Fingern.

"Natürlich bin ich das, ich bin dir doch vorhin nicht die ganze Zeit hinterhergelaufen nur damit ich jetzt wegen so einer Kleinigkeit verschwinde."

Luce zuckte nur hilflos die Schultern.

"Ich könnte es verstehen.", murmelte er nur.

"Manchmal würde ich mir auch am liebsten davonlaufen."

Das Letzte war nicht wirklich an Jay gerichtet.

"Es ist wirklich schade, dass du so von dir denkst. Ich glaube aber das werde ich nicht ändern können. Aber du musst wissen, dass ich nicht so über dich denke. Ich halte dich nicht für das Monster, für das du dich selbst hältst und von dem du denkst, dass es andere in dir sehen."

Er trat etwas näher an Lucifer heran. Dieser lächelte matt.

"Ich weiß nicht ob ich dich für deine Einstellung beneiden oder bemitleiden soll. Irgendwie bin ich mir nicht ganz sicher, wer von uns beiden recht oder Unrecht hat, aber vermutlich liegt die Wahrheit, wie so oft, in der Mitte."

"Es ist doch wohl zu 100 Prozent klar, dass ich recht habe."

Lucifer lächelte nun etwas echter.

"Du wirst schon sehen, dass ich viel öfter recht habe, als du denkst eure Hohlheit."

Er verzog das Gesicht am Ende des Satzes.

"Hohlheit, hm?"

Er stand dann auf und überragte Jay nun um fast einen halben Meter, obwohl dieser ebenfalls stand.

Lucifer tätschelte ihm sanft den Kopf bevor er zur Tür ging und diese öffnete.

The story of two demons, that are too dumb to surviveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt