10. Kapitel

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Zwei Sonnenaufgänge, nach Himmelsjunges' Entschuldigung kamen dann endlich gute Nachrichten. Pfützenwasser würde das Gift überleben, sie war bei Bewusstsein und hatte kein Fieber mehr, eine Information, die das ganze Lager zu erleichtern schien.

Schmutzjunges war ebenfalls froh, dass ihre Mutter wieder ganz gesund werden würde, aber trotzdem war der Felsen auf ihren Schultern nicht leichter, ihr fehlten die Worte, um sich angemessen zu entschuldigen, ihren Fehler wieder gut zu machen und ihr fehlte der Mut, Pfützenwasser in die Augen zu schauen, aus Angst, dort glühenden Hass vorzufinden. Wieso war das alles nur so kompliziert? Schmutzjunges schämte sich zu sehr, als dass sie einfach zu der Königin hingehen und sie um Verzeihung bitten könnte. Was wenn sie ihr nicht vergab? Wenn sie sie verstieß?

Beruhige dich, Schmutzjunges. Vielleicht...kann ich einfach nicht darüber reden...und wir vergessen das.

Das war die einzige Lösung die ihr auf die Schnelle einfiel, als Pfützenwasser gegen Sonnenhoch zurück in die Kinderstube kam. Sie sah immer noch enorm erschöpft aus und die Wunde an ihrer Wange nässte, aber sie konnte aufrecht stehen, essen und etwas trinken. Schon von den paar Tagen ohne Beute hatte Pfützenwasser sehr viel abgenommen, was Schmutzjunges einen Schauer über den Rücken jagte. Konnte ihre Mutter so überhaupt die Blattleere überleben?

Unter dem Efeudach der Kinderstube konnte Schmutzjunges den Gesichtsausdruck ihrer Mutter nicht genau erkennen, aber ihr fiel ein Stein vom Herzen, als Pfützenwasser nichts sagte und sich in ihr Nest legte. Sie sagte einfach nichts, als hätte sie den selben Gedanken gehabt, wie Schmutzjunges.

Bitte, lass es uns vergessen, flehte Schmutzjunges innerlich und starrte auf ihre Pfoten.

Viel Zeit würde ihr sowieso nicht bleiben, um mit Pfützenwasser überhaupt ein Wort zu wechseln, denn heute fanden die Goldwiesen-Wettkämpfe statt und als Junges, das seinen dritten Mond abgeschlossen hatte, durfte sie dort hin, natürlich aber nur als Zuschauer und in Begleitung ihres Vaters.

Es war ein großes Event, das die Clans vier Mal im Blattwechsel aufzogen und jedes Junge hoffte, dass es einmal dabei sein konnte. Schmutzjunges wollte unbedingt Libellenpfote anfeuern, aber doch bedrückte sie der Gedanke, dass Regentropfen bei ihr sein würde. Sie fürchtete sich vor seiner Enttäuschung, davor, dass er aufhören würde, der beste Vater aller Zeiten zu sein. Davor, dass er ihr nicht mehr zuhören würde. Am liebsten hätte sie die ganze Sache mit der Schlange auf ewig totgeschwiegen.

Nachdem Pfützenwasser sich hingelegt hatte, begrüßten Schmutzjunges und ihre Geschwister sie mit freudigen Nasenstübern, aber schon bald wurde die Versammlung einberufen, um aufzubrechen.

Schon ein wenig aufgeregt tappte die kleine, braune Tigerkätzin neben Himmelsjunges nach draußen, wo sich beinahe der ganze Clan zusammengefunden hatte. Selbst Eichenglut würde mitkommen, der sich in den letzten Tagen zwar über schmerzende Gelenke beschwert hatte, ein solches Event aber nicht verpassen wollte.

Nur Pfützenwasser, Fuchsblüte und ihre Jungen, Aschenweide, Ottersee und Blattflügel würden im Lager bleiben. Letztere hatte sich zwar geweigert, aber da sie kurz vor der Niederkunft stand, hatte sie keine andere Wahl, und Ottersee blieb, um ihr zu helfen, falls die Geburt losging.

Schmutzjunges hätte gern mehr über die Junge Heilerin des SumpfClans gewusst, aber bisher waren ihre Informationen spärlich, sie wusste bloß, dass Ottersee ihren Mentor vor kurzem verloren hatte und das sehr plötzlich, niemand hatte seinen Tod erwartet, da Birkenblatt ebenfalls noch ziemlich jung gewesen war.

Schmutzjunges wollte sich gar nicht vorstellen, wie das sein mochte. Im einen Moment ging es einer geliebten Katze noch gut und im anderen fiel sie tot um, wie ein Stück Holz. Vielleicht war Ottersee ja deswegen so still und geheimnisvoll.

WarriorCats-Das Geheimnis der SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt