our first love.

One

Anna schritt geduckt den Gang der Schule entlang. Ihre glatten, roten Haare bewegten sich sanft im Windzug und nur wenige ihrer Mitschüler nahmen Notiz von ihr. Sie war ein eher unauffälliger Mensch. Gut in der Schule, glückliche Familie, hatte nur wenig Freunde. Anna war nie das populäre, beliebte Mädchen gewesen, doch ein Außenseiter war sie ebenfalls nicht. Sie war einfach nur Anna.

,,Und? Was wirst du den Sommer ohne uns tun?" Lizzie, ihre beste Freundin, legte locker ihren Arm um die zierliche Schulter der rothaarigen. Lizzie und Robbie waren die einzigen Freunde, die Anna hatte. Die Zwillinge und sie waren schon seit der 6ten Klasse unzertrennlich, während die Zwillinge aufgeweckt und quirlig waren, hatte Anna lieber ihre Ruhe. Sie teilten meistens nicht die selben Interessen, was die Freundschaft umso einzigartiger machte.
,,Eben. Ohne uns versauerst du doch." Robbie erschien auf ihrer linken und tat es seiner Schwester gleich seinen Arm um sie zu legen.
,,Quatsch. Ich werde einfach meine Bücher lesen und die Sonne genießen." Anna blieb ruckartig stehen, verstärkte ihren Griff um die Bücher, welche sie umarmend an ihre Brust presste. Sie biss sich auf ihre Lippen und strich sich eine rote Strähne hinters Ohr, als sie die fragenden Blicke der Zwillinge sah.
,,Du verkriechst dich ehrlich in deine Bücher?" Lizzie schüttelte mit dem Kopf und stemmte streng ihre Hände in die Hüfte.
,,Such dir doch nen heißen Typen für eine Sommerromanze. Mach ich auch." Robbie verschränkte seine Arme und lächelte kurz verträumt. Es war eines der Dinge, die die drei teilten. Das Interesse an Jungen. Doch im Gegensatz zu Lizzie und Robbie's realen Traumtypen, existierten Anna's nur in ihren Büchern. Noch nie hatte sie einen festen Freund gehabt und die Dates waren immer sehr enttäuschend gewesen. Anna wollte nicht dieses Basiczeug. Sie wollte unvergessliches.
,,Meine Mutter wird mich doch eh wieder zu einen ihrer Kurse schleifen." augenverdrehend zwang sich Anna zu einem Lächeln. Ihre geröteten Lippen und ihre grauen Augen passten so gut in ihr Gesicht, dass Lizzie für einen Moment träumte.
,,Anna Anna Anna...." Lizzie strich die Haare ihrer besten Freundin über ihre Schulter nach vorne, entwirrte dabei einzelne Strähnen die sich verknotet hatten.
,,Du bist wunderschön. Fang endlich an zu leben."

Seufzend stellte das Mädchen ihren Rucksack in die Ecke ihres Zimmers. Für die nächsten Wochen würde sie ihn eh nicht auch nur einmal anfassen.
,,Hallo meine Prinzessin!" Ein Mann mittleren alters betrat den Raum. Zwischen seinen dunklen Haaren sprießten schon einige graue hervor, seine Haut begann ebenfalls zu altern und mit seinen braungebrannten Armen umarmte er nun herzlich seine Tochter.
,,Hallo Dad." Anna schloss kurz ihre Augen, bevor sie sich von ihm löste und sich auf ihr Bett setzte.
,,Solltest du dich nicht eigentlich freuen? Es sind deine letzten Sommerferien vor dem Abschluss!"
Freudig tippte der Mann seine Tochter an, doch sie konnte sich nichtmal zu einem kleinen Lächeln zwingen. Vielleicht war es der Fakt, dass sie ihren letzten Sommer alleine verbringen musste? Oder aber weil er genauso langweilig werden würde wie die davor? Sie wusste es selbst nicht.
,,Ja Dad... ich werde das beste daraus machen." Anna nickte mit dem Kopf, doch nicht einmal sich selbst konnte sie damit überzeugen.
Innerlich war sie nämlich schon bei ihren Büchern, die sie voller Vorfreude auf ihrem Schränkchen angeordnet hatte. Sie warteten nur noch darauf gelesen und zu den anderen ins Regal gestellt zu werden.
Diese Bücher waren Anna's einziger Rückzugsort. Eine Möglichkeit, vor sich selbst und der Realität zu fliehen. Sie waren alles was Anna brauchte, bis zu jenem Tag.....