17. Puppy.

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Als der Abspann anfing zu laufen setzte Collin sich auf und sah zu mir.
"Du siehst ziemlich gelangweilt aus. War der Film so schlimm?", fragte er nachdem er mich gemustert hatte.
"Nein, nein. Der Film war gut.", gab ich schnell zurück. Um ehrlich zu sein wusste ich aber nicht mal um was es in dem Film ging.
"Wenn du das sagst.", anscheinend hat er keine Lust mit mir zu diskutieren, was auch gut war.
"Soll ich dich vielleicht heim fahren?", fragte er nach einer Weile. Ich wollte nicht nach Hause, aber irgendwann würde ich nach Hause müssen. Gerade als ich antworten wollte hörte ich ein lautes Geräusch.
"Warte hier, jemand ist gekommen." Mit diesen Worten verschwand Collin aus dem Zimmer. Neugierig wie ich war musste ich aber natürlich sehen wer dort war. Leise stand ich auf und ging zu der Tür, von dort aus konnte ich zumindest die Stimmen hören.
"Was meinst du damit sie ist hier? Hier in deinem Haus? Jetzt gerade?", die Stimme ließ mir das Blut in den Adern gefrieren. Es war Liam und er redete definitiv über mich.
"Ja sie ist hier.", gab Collin nur zur Antwort.
"Und warum bitte? Lass sie in Ruhe Col, sie ist keines deiner Betthäschen."
"Das hab ich auch nie behaupted. Ich will sie gar nicht aber irgendwie ist sie wie ein kleines Hündchen das Hilfe braucht und irgendwie laufe ich ihr immer über den Weg."
"Versprich mir das du sie nicht anfasst."
"Ich verspreche es. Wie gesagt ich will sie gar nicht, sie ist viel zu kompliziert und überhaupt nicht mein Typ." Es entstand eine kurze Pause bis Liam okay sagte und sich verabschiedete. Das war der Moment in dem ich mich leise wieder auf den Weg zu meinem Sitz machte. nur wenige Sekunden später kam Collin auch schon wieder rein und setzte sich neben mich.
"Sorry, also willst du dass ich dich jetzt nach Hause fahre?", fragte er wieder.
"Nein.", antwortete ich nur kurz.
"Ok, möchtest du noch einen Film ansehen?"
"Nein du verstehst mich falsch. Ich gehe nach Hause ich will nur nicht das du mich fährst.", sagte ich so kalt wie möglich und versuchte dabei die Tränen zurück zu halten. Natürlich hatten seine Worte mich verletzt. Sehr sogar.
"Ich verstehe nicht.", sagte er nur und sah mich verwirrt an.
Ohne noch ein Wort zu sagen stand ich auf und ging in schnellen Schritten nach draußen. Collin stand natürlich ebenfalls auf und rannte mir hinter her. "Jess, was ist los?", er packte meine Schulter und drehte mich herum sodass ich gezwungen was ihm in die Augen zu sehen.
"Nichts. Das Hündchen sollte nur mal wieder nach Hause gehen.", mit diesen Worten drehte ich mich um und rannte aus dem Haus.

Ich hatte nicht darüber nachgedacht, wie lange ich laufen müsste. Collin versuchte wenigstens mir nicht nachzulaufen, bzw. mir hinterher zu fahren, was mich ein wenig beruhigte, doch nicht wirklich. Wie konnte er so etwas nur sagen? Ich war ihm überhaupt nicht nachgelaufen und überhaupt hatte er mir vorgeschlagen Liam eifersüchtig zu machen, was ja wohl bedeutete, dass wir mehr miteinander machen müssen. Außerdem hat er mich auf der Straße aufgelesen und mich anschließend mit zu ihm genommen, ich bin ihm kein Stückchen hinterher gelaufen! Ich beschleunigte meinen Schritt und ohne es zu wollen liefen mir Tränen über die Wangen. Er war so nett zu mir, ich dachte wirklich, dass er das macht, weil er mich mag. Nicht unbedingt im romantischen Sinne, aber einfach als Freunde.

Nachdem ich ein wenig gelaufen war fing es sogar schon an dunkel zu werden. Anscheinend war ich ziemlich lange bei ihm gewesen und jetzt das lange Laufen machte das ganze natürlich noch später. Nach gefühlten Stunden (Ok, es waren ungefähr ein einhalb Stunden, doch ich bin nicht gerade die sportlichste, wie ihr wisst), kam ich endlich Zuhause an. Das Licht war noch an und das Auto meiner Eltern in der Einfahrt. Stimmt, das hatte ich ganz vergessen. Ich werde umziehen. Niedergeschlagen öffnete ich die Tür und wie schon heute morgen, starrten mich drei Gesichter an. "Jess, wo warst du, verdammt noch mal.", Chace kam auf mich zu und umarmte mich. "Ich habe mit ihnen geredet, keine Angst.", flüsterte er mir noch zu, bevor er mich wieder los ließ. Was sollte das bedeuten?

"Also", fing meine Mutter an und ich befürchtete nichts Gutes. "Wir rufen einmal die Woche an und es wird eine Hausfrau zu euch kommen, die regelmäßig aufräumt und nach euch, bzw. dir schaut. Wir werden dir ein monatliches Geld aufs Konto überweisen und du musst mit dem zurecht kommen, was wir dir geben. Einverstanden?" Ich hatte sie die ganze Zeit über nur geschockt angesehen und konnte das Gesagte gar nicht verarbeiten.

"Nun sag schon ja Jess!", rief Chace und kam wieder auf mich zu.

"J-ja.", brachte ich nur heraus. Ich durfte hier bleiben. Alleine mit Chace. Ich musste nicht umziehen.

"Na gut.", sagte meine Mutter noch und ging dann ins Wohnzimmer. Mein Vater gab mir noch eine kurze Umarmung, lächelte mich an und ging ihr hinterher.

Ich drehte mich zu meinem Bruder um, der immer noch aufgeregt hinter mir stand.

"Partey, Partey.", sagte er nur, doch ich erwiderte sogleich, dass er das vergessen konnte. "Ab und zu ist das in Ordnung, aber bitte nicht jeden Tag, versprochen?", doch er wusste, dass ich das nicht so ernst meinte und ich wusste, dass er das niemals tun würde. Wenn dann wohl nur jedes Wochenende.

"Ach Schwesterherz.", sagte er, "Ich ruf mal schnell die Jungs an, um ihnen die gute Nachricht mitzuteilen." Da fiel mir die Sache mit Collin wieder ein und ich wollte nicht hier sein, wenn er irgendeinen anrief, denn gerade wollte ich gar keinen sehen.

Somit ging ich in mein Zimmer und legte mich erst mal auf mein Bett. Allein mit Chace. Na das muss ich erst mal sacken lassen.

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Sonntag morgen

Ich hatte noch seelenruhig geschlafen als jemand mit voller Wucht auf mich sprang. "Aufstehen Schlafmütze!", ich erkannte Laura sofort und öffnete schlagartig meine Augen.

"Was willst du?", grummelte ich, doch sie ließ sich nicht beirren und sprang nur weiter.

"Ich will dir erzählen wie mein Samstag Abend war.", ich drehte meinen Kopf zur Seite, damit ich den Wecker sehen konnte. 9:48.

"Laura, es ist noch viel zu früh." Und ja, für mich war es zu früh.

"Mein Date mit Dylan du Dummkopf!" Oh stimmt, da hatte sie mir ja irgendwann mal etwas erzählt. Zum Glück war sie nicht mehr sauer auf mich wegen der Sache mit ihm.

Augenblicklich setzte ich mich auf und sah in ihre aufgeregten Augen.

"Na dann leg doch mal los!"

Sofort fing sie an zu plappern. Er hatte sie erst mit zum Essen, dann zu einem Kinofilm mit genommen. Klischeehaft. Dann hatte er sie sogar nach Hause gefahren, ihr einen Gute Nacht Kuss gegeben und anschließend in sein Auto gestiegen. Gentleman-like.

Als sie meinen Gesichtsausdruck sah schlug sie mir leicht gegen die Schulter.

"Na komm schon, hört sich das nicht süß an? Es war traumhaft!" Ich musste zugeben, sie hatte schon lange nicht mehr so über einen Jungen geredet.

"Das freut mich für dich.", sagte ich und musste an mein eigenes, nicht vorhandenes Liebesleben denken.



Three sided love. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt