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Als ich am nächsten Tag nach Hause kam, war Fototag in der Highschool von Max. Woher ich das wusste? Phoebe kam übersät mit Schokolade und Käse nach Hause. Natürlich bemerkte mich keiner, während Mum ihr den Käse aus den Haaren bürstete. An den meisten Tagen, saß ich einfach nur auf dem kleinen Sofa, neben Max' Rutsche, und beobachtete, was sich im Haus der Thundermans ereignete. Momentan redeten sie über Max' Streiche und dass er anscheinend Angst vor Dad hätte. Wie lächerlich, dass Dad das tatsächlich glaubte. Genau danach kam Max durch die Tür gelaufen und zeigte wie viel Angst er vor ihm hatte. Nur zur Information, gar keine. Stattdessen, machte er sich lustig über Phoebe. Er wurde ausgefragt, warum er sowas gemacht hatte, woraufhin Max etwas antwortete, dass mir für eine ganze Weile im Kopf bleiben würde. „Chaos und Verderben sind das Tagesgeschäft eines Superschurken."
Um den Rest zusammenzufassen, Mum und Dad waren mal wieder genervt von seiner 'Phase' und nahmen ihm sein Telefon weg. Natürlich hatte er überall Telefone versteckt. Eins davon war genau neben mir in einer Pflanze. Während er sich dieses nahm, wuschelte er mir durch die Haare. Es gibt bestimmt jede Menge, die jetzt genervt gewesen wären, aber ich war es nicht. Das war einfach seine Art um mir zu zeigen, dass er mich bemerkt hatte, im Gegensatz zu den anderen. Bevor Max in sein Versteck rutschte, wurde ihm das Telefon wieder weggenommen, woraufhin er eins unterm Kissen hervorholte. Zur Not hatte ich auch noch eins bei mir versteckt, falls ihm die Telefone ausgehen sollte.

Ich hatte mich entschieden ihm heute mal nicht zu folgen. Zumindest bis ich gehört hatte wie Dad, „Wir haben vier Kinder. Es gibt immer ein Grund zu schreien." sagte. Offensichtlich verletzte mich dies. Vor allem, weil ihm keiner widersprach. Wie immer haben sie meine Existenz komplett vergessen. Natürlich konnte ich mir nie sicher sein, ob sie mich einfach nur nicht bemerken oder ob sie mich komplett vergessen haben. Zumindest bis jetzt. Vielleicht gehöre ich einfach nicht zur Familie. Vielleicht ist die einzige Familie, die ich habe Max. Wäre das so schlimm?
Ich ging allerdings immer noch nicht zu Max, da ich beobachtete wie Phoebe Max' Rutsche einölte. In dem Moment ging mir wieder im Kopf herum, was Max vorher gesagt hatte. „Chaos und Verderben sind das Tagesgeschäft eines Superschurken" Ich hatte mich noch nicht entschieden, was ich sein möchte, wenn ich groß bin aber eins war mir sicher, ich werde nicht wie die anderen sein. Wenn Chaos und Verderben das Gegenteil von ihnen ist, dann so sei es. Damit kann ich arbeiten. Schließlich hat Max mich großgezogen.
Als Billy runterrutschte und wie immer „Billy in die Höhl", sagte, stand Phoebe kurz danach genau vor der Rutsche. Ich stoppte Phoebe und Nora solange, dass Max genug Zeit hatte um Billy aus der Wand zu holen, in die er mit ziemlicher Sicherheit hineingerutscht war. Dann stellte ich mich direkt hinter Phoebe und als ich die beiden wieder 'einschaltete' stieß ich Phoebe die Rutsche hinunter. Nora schaute mich geschockt an, was mich nur noch besser fühlen ließ. Wenn keiner bemerkt, dass ich existiere dann mach ich mich eben bemerkbar. Und wenn dies nur funktioniert, wenn ich mich benehme wie Max, dann ist es halt so.
Übrigens, nur weil Nora klüger ist als Billy heißt es nicht, dass sie schlau ist. Sie ist mit Absicht die Rutsche hinuntergerutscht. Wie dumm kann man sein?
Nicht viel später kam Max nach oben und suchte nach mir, was nicht lange dauerte, da ich immer noch am Sofa stand. „Hast du eventuell, nur eventuell, etwas damit zu tun gehabt, dass Phoebe in meiner Wand landete?" Ich entschied mich fürs Erste, so zu tun als, ob ich nicht wüsste, wovon er redete. Was logischerweise nichts brachte, denn erstens, ich stand immer noch direkt neben der Rutsche und zweitens, Max kannte mich zu gut. „Mir war halt danach", antwortete ich schließlich, nach einem skeptischen Blick von Max, woraufhin ich wieder einen bekam. „Du kannst zwar sehr gut lügen aber du kannst nicht mich anlügen. Ich kann buchstäblich deine Wut spüren." Okay, ja ich war wütend. Wer wäre nicht sauer, wenn man mal wieder komplett ignoriert wurde?! „Was haben sie dieses Mal gemacht?" Ich seufzte bevor ich ihm antwortete. „Ach nur das übliche, weißt du? Sie haben mich komplett vergessen, nur dass ich endlich weiß, dass sie meine Existenz genauso vergessen. Sie sagten sie haben vier Kinder und niemand widersprach!" Zum Schluss wurde meine Stimme lauter, während ich die vier betonte. Ich war angepisst und gleichzeitig verletzt.
Es war offensichtlich, dass Max keine Ahnung hatte, was er sagen sollte, weshalb er mich einfach in den Arm nahm. Ich spürte wie meine Augen feucht wurden, weshalb ich versuchte dies zu unterbinden. Tatsächlich bin ich darin mittlerweile ziemlich gut. Als ich mich von Max löste, er ließ nie zuerst los, da er nie weiß wie sehr ich eine Umarmung von ihm brauchte, entschied ich mich dazu aufs Dach zu gehen. Oben angekommen, ließ ich meinen Tränen freien Lauf. Das war der einzige Ort, an dem ich wirklich weinte. Letztendlich, saß ich bestimmt eine Stunde lang auf dem Dach.

Lilith ThundermanWo Geschichten leben. Entdecke jetzt