𝟒𝟗

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𝐞́𝐭𝐢𝐞𝐧𝐧𝐞
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,,Du tötest sie nicht, oder?", fragt er hauchdünn. Seine Stimme zittert leicht, sein Griff dagegen ist ungewöhnlich fest. ,,I–Ich kenne sie doch gar nicht! Du kannst sie nicht für mein Verhalten bestrafen und–" ,,Hast du denn etwas getan, dass mich ihre Leben beenden lassen müsste?", stelle ich eine Gegenfrage. Hätte er mich verärgert, so sehr dass ich meine Drohung umsetzen müsste, würde ich jetzt nicht so friedlich schlafen gehen. ,,Ich habe nur die Fotos angesehen–" ,,Hättest du mich gefragt, hätte ich es dir sogar erlaubt.", sage ich leise, ,,Ich finde es nicht gut, dass du ohne ein Wort in mein Büro gegangen bist. Das ist nicht in Ordnung, aber ich werde deswegen niemanden umbringen." Er nickt erleichtert und lässt sogleich seine Hand sinken. ,,Und morgen...–" ,,Ja, du wirst sie sehen, aber dir sollten die Konsequenzen bei einem unangebrachten Verhalten nun mehr als deutlich sein."

Ich verlasse sein Zimmer mit schweren Schritten und schließe die Tür, während ich selbst wieder nach unten laufe und das Handy mit nach oben nehme. Vielleicht war der Gedanke vom Ausdrucken gar nicht so schlecht. Allerdings dann auf richtigem Fotopapier und sortiert in ein Album.
– Schnell schicke ich die Dateien in die Firma, dort soll mir jemand alles ausdrucken und morgen früh alles vorbeibringen. Dadurch ist meine Nacht recht kurz. Um halb sieben gehe ich an den Briefkasten und hole drei riesige, dicke Umschläge hervor. Leere Alben habe ich noch irgendwo im Haus. Die muss ich mir noch finden.

Leise schleiche ich zurück in mein Schlafzimmer. Laut den Kameras schläft Alexis noch und das will ich nicht unterbrechen. Kaum sitze ich auf dem Bett ziehe ich den Pullover aus und verkrieche mich unter der Decke. Mit den Fotos bin ich bestimmt ein paar Stunden beschäftigt. Mit der leisen Musik im Hintergrund kommt es mir dann aber gar nicht so lange vor. Nach ein ein halb Stunden habe ich immerhin die Fotos nach Themen und Daten sortiert. Das alles muss jetzt nur noch einsortiert werden. Davor brauche ich aber einen Kaffee– oder lieber einen Tee. Ich wollte vom Kaffee weggekommen.

Langsam schleiche ich die Treppe wieder herunter und gehe im die Küche. Schwarzer Tee wäre nicht schlecht.

Kaum fällt mir aber den Kühlschrank in die Augen, habe ich das Verlangen nach einem kleinen Frühstück. Alleine essen will ich zwar nicht unbedingt, aber meinen kleinen Schatz aufwecken will ich immer noch nicht. Er soll sich wohl fühlen und wenigstens ausgeschlafen sein, wenn wir gleich los wollen. Wenn er noch müde ist, wird er hibbelig und das kann ich nicht gebrauchen. Allerdings halte ich gerade meine Tasse in der Hand, da rennt der andere auch schon die Treppe herunter. Seine Hände verfangen sich in den Bändern meiner Jogginghose und mit aufgeregt glitzernden Augen schaut er zu mir auf. War ja klar, dass er gleich los will, wenn er wach ist. ,,Iss erstmal.", speise ich ihn ab, doch er hält mich weiter fest. ,,I–Ich kann doch jetzt nichts essen–" ,,Wirst du aber müssen, wenn wir fahren wollen. Außerdem muss ich noch herausfinden, wo sie gerade sind und um mich in die ganzen Kameras zu hacken, brauche ich auch einen Moment.", sage ich leise und löse seine Hände von dem Stoff. Außerdem streiche ich ihm die kleinen Schlafkörner aus den Augen auf hebe seinen Kopf noch etwas an. ,,Umziehen musst du dich auch noch.", ergänze ich und lasse einen Schluck der warmen Flüssigkeit in meinen Rachen wandern. Er nickt leicht, doch seine Enttäuschung ist offensichtlich.

,,Möchtest du mit mir zusammen essen?", frage ich dann, kaum stimmt er aber zu, lehnt er sich überraschenderweise sehr vertrauensvoll an meine nackten Brust. ,,Ist alles in Ordnung?" ,,Ich bin aufgeregt.", flüstert er, ,,Und ich wünschte du hättest mich heute Nacht beruhigen können." Er klingt wirklich wehleidig und beginnt zu zittern, als er sich richtig an mich klammert. ,,Du hättest rüber kommen können." ,,A–Aber ich dachte du bist vielleicht doch sauer.", haucht er leise. Schnell stelle ich die Tasse ab und lege meine Arme fest um ihn. Unbedacht küsse ich seinen Haarschopf einige Male, benetze seine Haut schon beinahe mit sanften, kaum spürbaren Küssen. ,,Habe ich mich nicht deutlich genug ausgedrückt?" ,,Ich weiß aber gar nicht mehr, was ich dir glauben kann.", haucht er ganz leise. Mit einem leeren Blick schaue ich an die deckenhohen Schränke und drücke ihn fester an mich. Er hat kein Vertrauen mehr in mich. Ich habe es zerstört. ,,Aber ich liebe dich.", murmel ich leise und hoffe – auch wenn ich von dem Gegenteil überzeugt bin – darauf, dass diese Worte etwas ändern. Ich liebe ihn wirklich. Ich würde nicht mal ernsthaft darüber nachdenken, ihm oder seiner Familie wehzutun. Oder? Warum ist Liebe so kompliziert? Ich will ihm nicht weh tun, egal ob direkt oder indirekt. Das könnte ich nicht übers Herz bringen. Ich müsste es anordnen, ihn doch durch eine fremde Hand leiden lassen, egal wie ungern ich das sehen sollen würde. ,,Ich liebe dich, Alexis.", wiederhole ich, muss damit aber auch akzeptieren, dass diese Worte nicht von Alexis erwidert werden. Stattdessen krallt er seine stabilen Fingernägel in meinen Rücken.

,,Soll ich uns Pancakes zum Frühstück machen?", frage ich, als ich meine Stimme nach einigen, endlos wirkenden Minuten wieder erhebe. Ich entferne mich etwas von dem Jungen und sehe in seine glasigen Augen. Er siehst aus wie ein Engel auf Erden – wie ein gequälter Engel. ,,Ich kann auch etwas anderes machen." ,,N–Nein, Pancakes sind gut.", murmelt er schnell und tritt selbst einen Schritt zurück. Verunsichert reibt er seine Hände aneinander, bevor er sich auf einen der Barhocker setzt und mich abwartend ansieht.

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i love you, remember? ❦Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt