~Schlägerei mit einem Raben~
Die Bushaltestelle lag im Schatten der aufgehenden Sonne unter einem Eichenbaum, auf dessen tief hängenden Ästen ein übergroßer Rabe saß.
Ich legte meinen Kopf schräg und musterte das Tier. Die Federn des Raben waren nicht pechschwarz, wie sie eigentlich hätten sein sollen, sondern funkelten in einem tiefen rostfarbenen Gefieder. Aber die Augen waren das Merkwürdigste an dem Tier. Sie waren ebenfalls nicht schwarz, wie man erwartet hätte, sondern schimmerten in einem leichten Braunton mit goldenen Sprenkeln.
Verdattert starrte ich den Rabe an, der mich ebenfalls musterte als würde er mich erkennen. Irgendetwas kam mir an dem Raben bekannt vor.
Die Augen des Raben folgten mir, als ich mich auf die Haltestelle zubewegte. Mir lief ein unangenehmer Schauer über den Rücken, als der Rabe mich nicht aus den Augen lies, die Federn aufplusterte, einmal laut krächzte und dann davon flatterte. Ich atmete erleichtert auf.
Ich sollte wirklich aufhören so viele Horrorfilme anzuschauen. Was hätte mir ein Rabe schon antun können? Mich mit seinen Federn verprügeln natürlich.
Wie immer war ich die einzige Person an der Haltestelle. Auf Aven ist kein Verlass und die anderen Schüler hatten entweder Mami oder Papi, die sie fuhren oder eigene Autos, mit den sie zur Schule fahren konnten. Natürlich hatte nur ich nicht das Glück. Naja ich und Aven eben.
Allerdings wusste ich nicht einmal, wo genau Aven wohnte oder wer seine Eltern waren. Außerdem ging ich stark davon aus, dass er ein Auto besaß und auch genug Geld hatte. Er verzichtete nur auf all das und fuhr mir zu Liebe mit dem Bus. Er tauchte einfach immer dann auf, wenn ich ihn brauchte oder ihm langweilig war. Bei ihm Zuhause war ich noch nie. Stutzig lies mich das nicht werden, denn bei Aven war nichts normal.
Vielleicht hatte er auch einfach nur komische Eltern und schämte sich für sie. Oder er schämte sich für mich.
Im Wald hinter mir knackste etwas. Ein Zweig brach und Büsche raschelten. Ich zuckte zusammen, malte mir meinen frühen Tod aus, als eine Hand hinter dem Baum nach vorne schnellte und mich am Arm packte. Ich schrie und wollte schon um mich schlagen, als Avens dämliches grinsendes Gesicht in meinem Blickfeld auftauchte. Ich schlug ihm auf den Arm und fauchte ihn an. "Mach das nie wieder!"
Aven grinste noch breiter und brach in schallendes Gelächter aus.
"Sorry Prinzessin aber du hättest dein Gesicht sehen sollen", presste er zwischen seinen Lachanfällen hervor. Meine Miene verfinsterte sich mit jedem weiteren Lachanfall dieses Idioten. Aven äffte meinen Ausdruck nach, als er mich zu Tode erschrocken hatte und kicherte wild drauf los.
"Was stimmt bloß mit dir nicht?", schoss ich zurück und verdrehte meine Augen.
Wo war denn bloß dieser scheiß Bus?!Aven war den Tränen nahe, hielt sich den Bauch und beugte sich vorn über. "Du Spinner, jetzt krieg dich mal wieder ein. So lustig war es nun auch wieder nicht", versuchte ich ihn zu beruhigen. "Oh doch aber du musst unbedingt aufhören diese schlechten Horrorfilme anzuschauen. Die sind einfach nichts für dich Prinzessin."
Aven richtete sich auf, warf mir seinen Arm um die Schulter und strich sich mit der anderen Hand seine wilde rotbraune Mähne aus der Stirn. Vorbei war sein Lachanfall. Jetzt überragte Aven mich um einiges und ich musste meinen Blick heben, um ihm in seine außergewöhnlichen Braun-Goldene Augen schauen zu können.
"Wie siehst du eigentlich aus?" fragte ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen und musterte ihn. Schlank aber durchtrainiert, hochgewachsen, rotbraune verwuschelte Haare und seine unglaublichen Augen. Das war Aven. Seine Hose war zerissen und sein bedrucktes T-Shirt hatte auch schon bessere Tage gesehen.
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The Immortals🗝️ ~ Erwacht✨ (PAUSIERT)
Fantasy"Was bist du?" flüsterte ich mit zitternder Stimme. "Für einige bin ich ein Engel, für die anderen aber bin ich ein Dämon." 〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️〰️ Lyenia hatte schon immer das Gefühl, dass etwas in ihrem Leben nicht stimmt. Aber als sie nac...