Etwas grober als gedacht zog Maxi Linea durch die Menge an Teenagern. Das Licht der Polizei und des Rettungswagens waren grell gegen die dunkle Nacht. Zu ihrem Glück parkte Maxis Wagen nicht direkt auf dem Gelände sondern in einer nahgelegenen Seitenstraße. "Steig ein.", er entsperrte das Auto und deutete auf die Beifahrerseite. "Aber die anderen-" - "Linea, steig ein.", sie wollte widersprechen, doch Maxi kam ihr erneut zuvor. "So etwas passiert nicht zum ersten Mal, die anderen sind mit Sicherheit schon weg, zuhause oder auf dem Weg dorthin. Und jetzt steig bitte ein.", sie schluckte und kam seiner Bitte nach. Er verlor keine Zeit, startete den Wagen und fuhr los. Nicht außer Lineas angestrengter Atem war zu hören. "Gehts dir gut?" besorgt musterte Maxi die Brünette. "Wir sind gerade vor der Polizei abgehauen.", murmelte sie. "Maxi wir sind gerade vor der Polizei abgehauen!", er stutze, sie klang nicht panisch sondern eher euphorisch. "Ich dachte du reagierst... anders." - "Vielleicht antworte ich anders wenn das Adrenalin nicht mehr so knallt.", lachte sie und Maxi schmunzelte. "Soll ich dich nach Hause fahren?", unschlüssig biss sie sich auf die Lippe, schwankte zwischen Herz und Verstand. Sie sollte nach Hause, auch wenn sie sich gestritten hatten, würden Marlon und Leon dort sicher auf sie warten. "Denkst du Marlon und Leon sind schon da?", stellte sie die Gegenfrage. "Kann sein, vielleicht sind sie aber auch bei Nessi oder einem anderen der Jungs. Fabis Haus ist zu Fuß am nächsten.", antworte er.
"Nimmst du mich mit zu dir?", ihre Antwort war so leise, dass Maxi sie fast überhört hätte. Seine rechte Hand rutschte vom Lenkrad auf ihren Schoß, griff nach ihrer Hand und verschränkte seine mit dieser. Sie lächelte und es wurde breiter als sein Daumen über ihren Handrücken streichelte. Die Fahrt dauerte nicht sonderlich lang und für einen Moment genossen die beiden die friedliche Stille im Vergleich zu dem Lärm vor noch wenigen Minuten.
"Wir müssen nur leise sein, alle sind zuhause.", das Licht vor der Haustür wurde ausgelöst als der Wagen zum stehen kam. Die plötzliche Lichtquelle ließ Lineas Augen größer werden. Maxi hatte sich ihr zugewandt und erst jetzt sah sie die Schramme auf seiner rechten Wange, selbst seine Knöchel waren demoliert. "Wieso hast du nicht gesagt?", wie automatisch nahm sie sein Gesicht in ihre Hände und musterte ihn unruhig. "Es ist nicht schlimm.", er schüttelte leicht den Kopf, lächelte aber wie besorgt sie ihn ansah. "Damit solltest du eigentlich ins Krankenhaus, wenn es sich entzündet-", seine Finger schlangen sich um ihre Handgelenke. "Wird es nicht, ich pass schon auf. Jetzt lass uns rein gehen, bevor der Nachbarshund uns sieht und die ganze Nachbarschaft aufweckt.", er hätte selbst im Auto Stunden mit ihr verbringen können, doch ihre Zweisamkeit würde schneller enden als sie angefangen hätte, würde diese nervige Tier wirklich Alarm schlagen.
Selbst in der Dunkelheit sah das Haus fast so pompös aus wie das ihrer Tante in Berlin. Nachdem sie ihre Jacke aufgehängt und ihre Schuhe beiseite geräumt hatten zog Maxi Linea in die Küche. Wasser und Aspirin waren nach so einer Nacht ein muss für den nächsten Morgen. Und laut ihm gab es nichts schlimmeres als mit einem Karter erstmal für die beiden Sachen sorgen zu müssen.
"Lass mich wenigstens deine Wange und Knöchel sauber machen, bitte." Wenn er sich für sie prügeln konnte, war es ihrer Meinung wohl das mindeste was sie tun konnte. "Ich hab gar keine Wahl, oder?", Maxi seufzte dramatisch und Linea unterdrückte ihr Lachen, schüttelte den Kopf. "Ich glaub hier müsste irgendwo ein Verbandskasten sein, warte kurz.", überrascht krallte sie sich in seine Schultern als er sie auf die Küchentheke hob. Nach einige Schränken fand er den kleinen Koffer und stellte ihn neben Linea ab. Sie lehnte sich zur Seite, nahm ein Papiertuch und feuchtete dieses an, fordernd sah sie ihn an. "Zuerst Wange oder Knöchel?", ließ sie ihm die Wahl. Maxi legte seine Hand in ihre und nahm ihre minimale Versorgung ohne große Reaktion hin. "Ich hoffe du hast sowas normalweise nur vom Fußball spielen.", murmelte sie und wiederholte ihre Handlung mit einem frischen Papierhandtuch. Ihre Finger legte sich unter sein Kinn und drückten dieses hoch, bekam so eine bessere Sicht auf den Schnitt auf seiner Wange. "Hin und wieder ja, Markus verletzt sich mehr als wir anderen.", antworte Maxis abwesend. Die Stelle an der ihre Haut auf seine traf kribbelte. "Du musst schon etwas näher kommen.", ihre Mundwinkel zuckte und sie zog leicht an seinem Oberteil. Er gab nach, ihrer Bitte und den Schreien seines Unterbewusstseins. Er stellte sich zwischen ihre Beine und platzierte seine Arme links und rechts neben ihr. Linea stockte, schluckte und er erwischte wie ihr Blick kurz von seiner Wange abwich.
"Junger Mann, willst du mir erklären wieso-", niemand anders als Maxis Vater starrte das Paar irritiert aber verschlafen an. Beide verbesserten ihre Haltung, brachte so etwas Abstand zwischen sich. Linea durchfuhr Panik, wieso wieso musste sie so Herr Maximilian kennen lernen? Maxis Vater war wie immer nicht begeistert gewesen, dass Maxi bis spät in die Nacht mit seinen Freunden unterwegs war. Doch solange er Nachts niemanden störte oder zu laut war, konnte er nichts sagen. In der Sekunde als sein Sohn 18 geworden war, wusste er, dass er es tolerieren musste. Doch ihn mit einem fiesen Kratzer auf der Wange und einem fremden Mädchen in seiner Küche zu sehen war dann doch eine Überraschung. "Willst du mir zuerst erklären wieso eine fremde Frau auf unserer Anrichte sitz oder wieso du so zugerichtet aussieht? Laut meines Wissens sieht man nach einer einfachen Party unter Freunden anders aus.", im Gegensatz zu seinem Sohn hielt die Brünette seinem durchdringenden Blick nicht stand. "Das ist Linea, Linea mein Vater.", stellte Maxi beide einander vor, sowas von unangenehm. "Sie ist Marlon und Leons Cousine, ich habe dir davon erzählt.", fügte er hinzu und Lineas Herz rutschte eine Etage tiefer. Bei der Erwähnung ihrer Cousins verfinsterte sich das Gesicht von Herr Maximilian. "Dann sollte es mich ja nicht wundern, dass du so aussiehst." Sofort abgestempelt und in eine Schublade gesteckt, schoss es der Brünette durch den Kopf und ihre Unsicherheit verwandelte sich. "Maxi hat mir geholfen als ich belästigt wurde. Es ist etwas... eskaliert.", ihre Wortwahl war bedachter um seinem Vater die Stirn bieten zu können. Er sah erst seinen Sohn und dann Linea an und... nickte? "Dann habe ich dich wohl richtig erzogen, Ich hoffe der andere sieht schlimmer aus.", mit dieser Aussage verließ er ohne weiteres die Küche.
Das Paar blinzelte irritiert. "Hat er gerade wirklich gesagt-", Maxi nickte und Linea begann zu kichern. "Ich dachte er schmeißt mich raus und dann sagt er sowas.", selbst begann zu schmunzeln. "Lass uns hoch gehen, bevor noch Nervs Mutter aufwacht.", er hob sie von der Theke und zog sie aus der Küche zur Treppe
-
"Wow.", erstaunt sah sich Linea in Maxis Zimmer um nachdem sie leise die Tür geschlossen hatte. Sie wusste, dass die Familie Maximilian viel Geld hatte, allein durch die teuren Autos vor der Tür. Den Neuwagen welchen Maxi fuhr welcher sich nicht jeder achtzehnjährige leisten konnte. Die Möbel welche sie beim vorbeigehen gesehen hatte und natürlich die Küche. Und doch war sie überrascht wie modern und teuer sein Zimmer eingerichtet war. Doch ihr Hauptaugenmerk richtete sich auf sein Sofa als sich langsam die Müdigkeit in ihr breit machte. "Nervs Mutter steht auf Designermöbel... selbst vor unseren Zimmern macht sie nicht halt.", murmelte Maxi, zuckte mit den Schultern und wand sich seinem Kleiderschrank zu. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht. Sie hatte ihn wohl richtig eingeschätzt, dankbar für das Vermögen seiner Familie, doch andere Werte bedeuteten ihm mehr.
"Ich hoffe die Sachen passen dir, etwas kleineres kann ich dir nicht anbieten.", sie sah auf als Maxis Stimme sie aus ihren Gedanken riss. Er hielt ihr ein einfaches Shirt und eine Jogginghose entgegen. "Solange ich nicht in den Klamotten schlafen muss ist mir alles recht, danke.", ihre Hände berührten sich kurz als sie ihm die Kleidungsstücke abnahm. "Das Bad ist den Gang runter und im obersten Schrank dürften neue Zahnbürsten sein.", kurz haftete ihr Blick an seinem Gesicht, bis sie nickte und aus dem Zimmer verschwand.
Das Bad war nicht weniger pompös als der Rest des Hauses. Linea gab sich Mühe sich so schnell und so leise wie möglich umzuziehen. Maxis Klamotten waren ihr etwas zu groß, aber zum schlafen würde es reichen. Ihre eigenen rochen nach Rauch und Alkohol, ziemlich unangenehm. Jetzt benebelte sie Maxis Geruch welcher von dem Oberteil ausging. Nachdem sie sich ihre Zähne geputzt und grob das Gesicht gewaschen hatte, tapste sie mit ihren Klamotten zurück den Flur entlang.
DU LIEST GERADE
Linea. | die wilden Kerle ✔
FanfictionWie wäre das Leben für die wilden Kerle wenn es sich nicht mehr um Fußball dreht? Wenn das Spiel nur noch ein Hobby und nicht mehr der Mittelpunkt ihres Lebens ist? Zwischen Zukunftsängsten, Schule, Liebe und Pubertät von Heranwachsenden und jungen...