Kapitel 33

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Serafina by LuanaWhite

Meine Gefühle spielten Achterbahn. Vorhin waren wir beide an einem Nervenzusammenbruch gewesen, waren voller Angst und Traurigkeit an einem verzweifelten Punk gewesen, und jetzt sprühte ich über vor Glück und Liebe. Lucas war so liebevoll, so zuvorkommend. Er war einfach perfekt.

"Okay." flüsterte ich nur lächelnd als Antwort und als er aus dem Schlafzimmer wieder verschwunden war, drehte ich mich zur Seite und schlief dann auch gleich ein. Ich war einfach viel zu erledigt und brauchte das jetzt einfach.

Als ich gefühlt ein paar Stunden später wach wurde, fand ich das Bett neben mir leer vor. Es war bereits spät und ich stand auf um nachzusehen wo Lucas war. Ich schlich mich leise auf Zehenspitzen auf den Gang und hörte den Fernseher im Wohnzimmer laufen. Also vermutete ich das Lucas da war.

Ich ging weiter in die Küche und schaltete das kleine Licht über den Herd an, um den Raum nur leicht zu beleuchten. Da sah ich in der Spüle einen leeren Teller stehen. Ich schmunzelte, da ich annahm das Lucas wirklich noch mein Essen gegessen hatte. Doch mir viel noch etwas anderes auf. Es lag ein leerer Blutbeutel auf der Arbeitsfläche. Ich überlege etwas und öffnete dann das Gefrierfach.

Ein paar wenige Blutbeutel lagen noch darin und ich nahm mir einen raus. Ich dachte nach. Wieso hatte ich keinen Hunger mehr auf Blut? War es weil ich es nicht mehr riechen konnte? War es, weil ich immer menschlicher wurde? Brauchte ich es wirklich nicht mehr?

Ich entschloss mich einen Schluck zu probieren und öffnete ihn. Ich legte meine Lippen an die Öffnung und machte wie entschlossen. Als ich das Blut in meinen Mund schmeckte, bekam ich sofort mein Vampirgesicht. Verdammt! Es schmeckte köstlich! Ich sank zu Boden und trank gierig den kompletten Blutbeutel leer. Es war als wäre ich eine Drogenabhängige die Clean geworden war, aber jetzt wieder rückfällig wurde. Ich trank und trank, und mir wurde klar, ich brauchte es sehr wohl noch.

Doch da ging plötzlich das große Licht in der Küche an und Lucas stand mit überraschten Gesicht vor mir. Mit langsamen Bewegungen setzte er sich zu mir auf den Boden.
"Also brauchst du immer noch Blut." stellte er fest und wirkte nachdenklich.

Ich trank den Beutel bis auf den letzten Tropfen leer. Ich konnte gar nicht anders. Ich wusste, Lucas brauchte das Blut mehr als ich, aber als ich es schmeckte, konnte ich einfach nicht mehr widerstehen.
"So viel also zu der Theorie dass ich ein Mensch werde." flüsterte ich leise und saß dann einfach nur mit Lucas eine Weile auf dem Fußboden der Küche.

"Ist alles ok mit dir?" fragte er mich aber dann besorgt und ich konnte seinen Blick sehen der immer wieder von meinen Gesicht, zu meinen Hals, und zum Blutbeutel ging, und wieder zurück. Seine Pupillen bewegten sich schnell, aber ich merkte es trotzdem.

"Ja, sogar etwas besser als vorhin." meinte ich und stand auf um die leeren Blutbeutel im Mülleimer verschwinden zu lassen.
"Kommst du mit ins Bett? Ich mag es nicht wenn deine Seite leer ist." gab ich dann zu. Aber vielleicht hatte Lucas ja auch Angst einzuschlafen, ich würde es verstehen. Konnte er eigentlich noch schlafen?
"Aber wenn du willst kann ich auch zu dir auf die Couch im Wohnzimmer kommen und wir schauen noch einen Film oder so. Wie du möchtest, mein Schatz." schlug ich dann noch unsicher vor.

Lucas fuhr sich wieder mal mit der Hand durch sein Haar. Es war eine Angewohnheit von ihm, die er vermutlich nicht mehr los wurde, und ich liebte es wenn er das tat. Dabei sah er einfach nur süß aus.
"Nein, ist schon gut. Ich komme mit ins Bett. Ich glaube, wir brauchen beide etwas Schlaf." antwortete er mir nachdem er etwas über meinen Vorschlag nachzudenken schien.

Ich kuschelte mich gleich wieder ins Bett während Lucas sich sein übliches Schlafoutfit bestehend aus Shirt und Boxershort anzog. Danach kletterte er ebenfalls in Bett und er knipste das Licht aus.

Kaum war das erledigt gewesen, kuschelte ich mich auch schon an ihn. Da ich sein Blut jetzt schon ne Weile nicht mehr getrunken hatte, spürte ich die Temperaturen nicht mehr. Auch noch so ein Beweis, daß ich immer noch ein Vampir war.

Lucas hielt seinen Atem an, als wir so eng beieinander lagen, aber dennoch legte er seinen Arm behutsam um mich und ich sog tief seinen Geruch ein. Auch wenn meine Nase nicht mehr so gut funktionierte, konnte ich immer noch ihn riechen. Sein Duft war so gut und ich fühlte mich bei ihm einfach zu Hause.

Nach einiger Zeit, wo wir einfach so da lagen, begann Lucas aber dann doch wieder normal zu atmen und ich lächelte. Ich wusste es würde eine Weile dauern, aber ich hatte Vertrauen. Er würde die Kontrolle behalten genau wie ich es anfangs tat. Für ihn war das aber alles noch neu, und ich konnte verstehen das ihn das ängstigte, aber ich war da für ihn und er ließ es wieder zu.

"Ich liebe dich." hauchte er mir zu und sog meinen Duft durch seine Nase ein.

"Ich liebe dich auch." flüsterte ich leise und bereits im Halbschlaf. So einen Tag wie heute wollte ich nie wieder erleben und dann schliefen wir beide ein. Und in dieser Nacht, hatte ich zum allerersten Mal einen wunderschönen Traum.

Cursed Beings - Lost SoulsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt