19.Kapitel

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Malena, Cara und ich sind in ein Zimmer gekommen und Amelia und Grace waren in einem Zweierzimmer. Vor diesem Schuljahr hätte Cara alles getan, um mit den beiden in ein Zimmer zu kommen, aber jetzt hatte sie Malena. Sie hatte es gut. Sie konnte sich einfach so leicht ihre Freunde aussuchen und ich war froh, wenn ich überhaupt ansatzweise mit jemandem befreundet war.

Grace und Amelia schienen ziemlich enttäuscht darüber, dass Cara nicht mit ihnen in ein Zimmer wollte, auch wenn sie versucht hatten, sich das nicht anmerken zu lassen. Mir ist es trotzdem aufgefallen. Ich seufzte und setzte mich auf. Malena und Cara schliefen schon, zumindest hörte es sich laut ihrem gleichmäßigem Atem danach an. In dem Zimmer war es nicht sonderlich warm. Zum Glück aber auch nicht eiskalt. Ich wickelte mich in meine Decke und schaute aus dem Fenster, das ich von meinem Bett aus gut sehen konnte. Draußen war vieles beleuchtet, wie es eben in einer Großstadt üblich war. London. Dort wollte ich schon immer hin. Jetzt war ich endlich dort und fühlte mich noch einsamer als in der Zeit vor diesem Schuljahr. Mit Lienchen hatte ich seit paar Tagen nicht mehr geschrieben, Markus war bei seinen Freunden und hatte dort wahrscheinlich mehr Spaß als in der ganzen Zeit mit mir und ich störte Malena ziemlich sicher mit meiner Anwesenheit.

Ich starrte weiterhin aus dem Fenster. Einschlafen konnte ich nicht, dafür war ich zu wach. Das Gefühl, dass ich hier störte, wollte einfach nicht verschwinden, so sehr ich mir auch einredete, dass dieses unbegründet war. Ich glaubte dabei nicht wirklich daran, deshalb funktionierte es wahrscheinlich auch nicht.

Irgendwann war ich anscheinend doch eingeschlafen, denn jetzt war ich gerade aufgewacht. Die Sonne war kaum zu sehen. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass es erst sechs Uhr war. Um acht Uhr gab es Frühstück und dann würde der erste richtige Tag in London anfangen. Ein kleines bisschen freute ich mich darauf schon. Wenn die Jungs keinen Ärger machten, was leider eher unwahrscheinlich war, konnte der Tag gar nicht so schlecht werden. Falls ich heute wieder mit Lienchen schrieb, würde der Tag auf jeden Fall schön werden. Warum vermisste ich sie nur so schnell, wenn es mir bei Markus kaum etwas ausmachte, wenn wir nicht jeden Tag Kontakt hatten? Ich war irgendwie schon merkwürdig.

Um Viertel vor sieben klingelte der Handywecker von Malena. Ich hasste dieses Geräusch und war so froh, immer rechtzeitig aufzuwachen und deshalb keinen Wecker zu benötigen.

Ich hörte ein verschlafenes Murmeln von Malena und Cara.

»Warum haben wir den Wecker nochmal so früh gestellt?«, fragte Cara energielos.

Malena antwortete darauf irgendetwas in ihr Kissen, was ich nicht verstand.

Ich stand auf und ging an meinem Koffer, um mir Klamotten zu holen. Jetzt konnte ich das tun, davor hatte ich mich nicht getraut, da ich die beiden nicht aufwecken wollte. Cara setzte sich auf.

»Warum bist du schon so wach?«, fragte sie in so einem Ton als wäre das etwas total unverständliches. Was sollte man darauf antworten?

»Die ist immer so früh wach. Bis jetzt ist es kein einziges Mal vorgekommen, dass ich früher als sie wach war«, nahm Malena mir die Antwort ab.

»Das könnte ich nicht«, kam darauf nur und Cara legte sich wieder hin.
Nach einer Stunde waren wir schließlich alle fertig. Malena und Cara sind noch eine halbe Stunde im Bett geblieben, bis sie schließlich aufgestanden sind. Ich las in der Zeit, in der sie sich fertig machten, mein Buch weiter.

»Sollen wir schon mal runter gehen? Vielleicht gibt es ja schon etwas zu essen und es ist dann nicht so voll wie später«, schlug Cara vor und Malena stimmte ihr zu. Ich blickte von meinem Buch auf. Sollte ich gleich mitgehen? Ich wollte nicht anhänglich wirken und die beiden nerven. Ich konnte später auch alleine runter gehen.

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